Döbeln. Die Pferdebahner brauchten Geduld. Sehr viel Geduld. Dabei waren sie doch ungeduldig. Denn sie hatten eine spektakuläre Aktion geplant.
Der sogenannte Neucháteler Wagen soll künftig schon von Weitem auf das Pferdebahnmuseum aufmerksam machen und dafür im Garten des Vereins ausgestellt werden. Der Wagen, den der Verein seit dem Jahr 2002 besitzt, kam nie zum Einsatz, weil sein Achsabstand für die Döbelner Schienen zu groß ist. Dadurch wäre er auf der Pferdebahnstrecke nicht um die Kurven gekommen.
Also stand er im Depot und ließ sich jetzt keinen Millimeter bewegen. Auch Hammer und Meißel halfen nicht. Erst als Kutscher Mario Lommatzsch statt eines Pferdes einen kleinen Bagger davor spannte, lösten sich die Räder von den angerosteten Schienen.
Endlich draußen, wurde die Geduld der Pferdebahner weiter strapaziert. Fast zwei Stunden lang. Aber sie warteten gern. Denn sie bekamen zum wiederholten Mal Unterstützung von der Firma Hundhausen, die die Flutmulde baut.
Die Mitarbeiter hatten im Garten des Pferdebahnmuseums bereits den Betonsockel gesetzt und stellten nun einen 80-Tonnen-Kran zur Verfügung, der den Wagen dort platzieren sollte. Doch der Kran musste erst seine eigentliche Aufgabe erfüllen und einen Abwasserschacht an der Flutmulde setzen. Und das dauerte viel länger als geplant.
Dann endlich fuhr der Kran hinunter in die Flutmulde und wurde direkt neben dem Pferdebahnmuseum stabilisiert. Mit dem Zollstock hat der Kranführer ausgemessen, wo er die Bänder, Ketten und schützenden Kissen anbringen muss. Um 11.35 Uhr, zweieinhalb Stunden später als vorgesehen, hing der Pferdebahnwagen in der Luft.
Und vom Vorsitzenden des Pferdebahnvereins Jörg Lippert fiel die Anspannung ab. „Jetzt wird´s. Genial. Das sind Profis. Mir wird richtig warm. So etwas gibt’s nur bei uns. Das hat die Welt noch nicht gesehen“, sprudelte es aus ihm heraus, während der Wagen über die Mulde schwebte. Fast auf die Minute genau eine Stunde hat das Umsetzen des Neucháteler Wagens gedauert, bis er sicher auf den Schienen stand, die auf dem Sockel montiert sind.
Der Neucháteler macht einem anderen Wagen Platz. An der Stelle im Depot wird in Zukunft der Wagen Nummer 106 des Verkehrsmuseums Dresden stehen. Für die Präsentation des ursprünglich in Philadelphia gebauten Wagens in Döbeln haben die Pferdebahner mit den Dresdnern einen Zehnjahresvertrag geschlossen.
Der neue Wagen kommt nach Döbeln, sobald eine Spedition für den Transport Zeit hat. „Das wird ein weiteres Highlight für unseren Verein“, ist sich der frühere Vereinschef Uwe Hitzschke sicher.