Schwere OP für die „Kötitz“

Meißen. Maik Motzek hat schwarze Finger. Von der Schmiere an den Lagern und der Welle der Fähre „Kötitz“. Der Chef der Meißner Schiffsreparaturwerkstatt braucht mal wieder Zauberhände. Baujahr 1969 steht an der Tafel mit den Schiffsdaten am Steuerhaus. Die 50 Jahre alte Dame muss flott gemacht werden für die nächsten Jahre.
Aufgebockt unter einem großen Zelt steht die Fähre oberhalb vom Meißner Hafen auf dem Trockenen. Blau und Weiß sind ihre Farben. Doch davon ist derzeit nicht viel zu sehen. Die stahlblecherne Außenhaut ist frisch abgeschliffen. „Dort, an Geländern und anderen Stahlteilen haben wir zentnerweiße Rost runtergeholt. Manche Blasen waren wohl so alt wie das Schiff“, sagt der Schiffsschlosser.
Doch der Bootskörper ist nicht das Problem. Ein Spezialist hat gerade die sogenannte Schalluntersuchung gemacht, die für Schiffe notwendig ist, mit denen Menschen transportiert werden sollen. Zwischen fünf und sogar noch acht Millimeter hat die Bordwand. „Das ist ein guter Zustand“, bescheinigt Maik Motzek.
Ganz anders bei der Technik. Der alte Deutz-Diesel hat vor zwei Jahren mitten auf dem Fluss ausgesetzt. Motzek hat ihn wieder aufgearbeitet. Seitdem läuft er ohne zu muckern rund. Immerhin: 40 bis 50 Mal kreuzt die Kötitz täglich zum Gauernitzer Elbufer und wieder zurück. An schönen Wochenendtagen mit vielen Fahrradtouristen noch öfter.
Jetzt sind die Welle und deren Lager die Patienten. „Die Messinglager sind hin“, sagt der Schlosser. An der Welle muss auch was gemacht werden. Beides ist nahezu 50 Jahre gelaufen. Ein Wunder eigentlich. Solche stabilen Teile sind heute nicht mehr zu bekommen. Im Binnenschifferland Holland bestellt Maik Motzek üblicherweise seine Ersatzteile. „Aber so etwas kriege ich dort auch nicht mehr.“

Seine Überlegung: Die Welle von jetzt 60 Millimeter Stärke auf 55 Millimeter runterdrehen und dazu passende Lager finden. Die sollen dann innen wassergekühlte Gummischeiben bekommen.
Doch noch ist es nicht soweit. Vorerst hat Motzek mit seinem Mitarbeiter den Rost runtergeholt und das Unterwasserschiff neu gestrichen. Fünf Lagen feinste wasserdichte Farbe sind da jetzt drauf. Das hält lange, prophezeit der Fachmann. Die Schaltung wird repariert. Die Heizung gewechselt. Wenn das Oberschiff wieder blau und weiß strahlt, kommt neue Beleuchtung dran, die Schilder und Piktogramme müssen gewechselt werden.
Spätestens Ostern soll die Kötitz wieder schwimmen und übersetzen. Bis dahin ist noch viel Handarbeit zu verrichten. Das kostet. Schnell sind fünfstellige Summen zusammen.
Die Fähre gehört der Stadt Coswig. Betrieben wird sie von der Verkehrsgesellschaft Meißen mbH (VGM). Nach der jetzigen Revision wird sie wieder für fünf Jahre den Schiffs-Tüv bekommen und hoffentlich durchhalten.
Zuletzt hatte sie die Plakette für Freie Fahrt nur für drei Jahre erhalten. Jedes Mal gehörige Kosten. Und wie lange der Motor noch mitspielt, weiß auch keiner.
Coswigs Ordnungsamtsleiter Olaf Lier überlegt deshalb schon eine ganze Weile, wie sich die Stadt eine Neuanschaffung leisten könnte. Eine neue Fähre – die Stadt Dresden hat sich in den letzten Jahren welche bauen lassen – kostet um die 400 000 Euro. „Fähren sind auch Kultur, gehören zum Fluss. Wenn man diese Kultur im Elbland erhalten will, muss es auch Fördermittel geben“, sagt Olaf Lier.
Doch vorerst muss es noch die „Kötitz“ tun, für die die größere „Bosel“ gerade als Ersatz bis Ostern übersetzt.