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Segelflieger statt Airbus

Bereits zum 21. Mal gehen in Canitz Segelflieger aus ganz Deutschland an den Start, um gegeneinander anzutreten. Auch ein Pilot von Air Berlin ist dabei.

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© Andreas Weihs

Von Kevin Schwarzbach

Frank Lukas schreitet noch einmal zu seinem Segelflugzeug und prüft, ob er genügend Wasser an Bord hat. Aus den Ecken des Cockpits kramt der 44-Jährige zahlreiche Flaschen hervor, insgesamt dreieinhalb Liter Wasser. „Heute ist ein schrecklich heißer Tag“, sagt er mit einem Lächeln und tippt dann Anweisungen auf seinen Bordcomputer. Zusammen mit knapp 70 anderen Segelfliegern wartet er auf den Start. Doch der verzögert sich aufgrund der brütenden Hitze ein wenig.

Am vergangenen Wochenende starteten in Canitz die 21. Streckenflugwochen. Wieder einmal trafen sich Segelflieger aus ganz Deutschland auf der Canitzer Segelwiese, um in drei verschiedenen Wettkampfklassen gegeneinander anzutreten. So schön das sonnige und schwüle Pfingstwetter für Freunde des Badespaßes dieses Wochenende war – den Segelfliegern machte es etwas zu schaffen.

„Wir sind auf die Zirkulation der Luft angewiesen. Da wir keinen Motor haben, ist die Durchmischung der Luftmassen wichtig, damit wir Auftrieb bekommen“, sagt Ralph Losemann vom Segelfliegerclub Riesa-Canitz. „Normalerweise erwärmt die warme Luft den Boden, strömt nach oben und kühlt sich ab. Herrscht jedoch den ganzen Tag lang eine kontinuierlich hohe Temperatur, steht die Luft“, erklärt der Organisator der Streckenflugwochen. Die Segelflieger nennen so eine Luft „Soße“.

Doch die Piloten geben nicht klein bei. Geduldig warten sie auf der Canitzer Segelwiese auf den passenden Moment, um in die Lüfte aufzusteigen. Auch Frank Lukas gehört dazu. Doch der 44-Jährige ist nicht nur Hobbyflieger beim Segelfliegerclub Riesa-Canitz. Normalerweise steuert er als Pilot bei der Fluggesellschaft Air Berlin weitaus größere Luftmaschinen – mit Motor. Am Segelfliegen ist er seit knapp 30 Jahren interessiert. Bereits in seiner frühen Jugend ging er diesem Hobby nach. „Durch die Arbeit habe ich das dann etwas aus den Augen verloren. Es gab viel zu tun“, sagt er. „Vor vier Jahren habe ich mein Hobby wieder mehr in den Fokus gerückt. Es ist schön, wieder dabei zu sein“, sagt Lukas und kramt erneut im Cockpit seines Segelfliegers. Er ist stolzer Besitzer einer ASW 19B, Zeitwert: circa 25 000 Euro. Der 30 Jahre alte Segelflieger glänzt in der strahlenden Sonne. „Ich habe ihn vor zwei Jahren frisch lackieren lassen und das Cockpit an den Stand der heutigen Technik angepasst“, verrät Lukas.

Konzentration pur

Doch was macht das Segelfliegen im Vergleich zu einem Airbus so besonders? „Der Segelflieger hat keinen Motor“, sagt Frank Lukas lachend. „Im Ernst: Beim Segelfliegen muss die Konzentration durchweg unglaublich hoch sein. Die Phasen des entspannten Fliegens und die Sinkphasen, in denen ich versuchen muss, wieder höher zu steigen, sind teilweise nur zehn Minuten auseinander“, erklärt er. „Im Beruf habe ich Stress beim Start und bei der Landung. Wenn alles glatt läuft, ist die Flugzeit dazwischen entspannt.“

Und noch etwas macht den Reiz für Lukas aus: „Auch wenn es ein Wettbewerb ist, sind wir eine große Gemeinschaft. Wir wollen einfach, dass alles gutgeht und wir abends zusammen unser Bierchen trinken und über unsere grandiosen Flugerlebnisse erzählen können.“ Davon wird es auch diese Woche wohl noch einige geben.