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Seniorenwohnhaus setzt auf Pfleger aus Asien

Junge Vietnamesen werden in Bischofswerda ausgebildet. Damit sie möglichst lange bleiben, ist einiges geplant.

Von Ingolf Reinsch
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Sascha Bock, Geschäftsführer der gemeinnützigen Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft Bischofswerda, war in Asien unterwegs, um künftige Mitarbeiter zu gewinnen. Die Einrichtung betreibt unter anderem das Seniorenwohnhaus „Am Belmsdorfer B
Sascha Bock, Geschäftsführer der gemeinnützigen Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft Bischofswerda, war in Asien unterwegs, um künftige Mitarbeiter zu gewinnen. Die Einrichtung betreibt unter anderem das Seniorenwohnhaus „Am Belmsdorfer B © Steffen Unger

Bischofswerda. Sascha Bock, Geschäftsführer der gemeinnützigen Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft Bischofswerda (OLPK), war in den vergangenen Monaten mehrfach auf Dienstreise in Asien. Mit einer Delegation des Bildungswerkes der Sächsischen Wirtschaft (BSW) besuchte er im November 2019 Vietnam, unter anderem um in einer Schule mit Deutschunterricht Bewerbungsgespräche zu führen. Er kam mit zehn unterschrieben Verträgen zurück.

 Zehn junge Frauen und Männer werden im Sommer eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger beginnen – sieben in der OLPK und drei in deren Tochtergesellschaft für die Westlausitz. Die ersten fünf von ihnen werden schon Ende Februar in Deutschland erwartet. Im Bildungszentrum Lausitz des BSW in Bischofswerda werden sie ein halbes Jahr lang Deutsch lernen, um auf das geforderte Sprachniveau zu kommen.

Immer mehr Pflegeeinrichtungen in Deutschland setzen auf ausländische Fachkräfte. Nicht nur, weil sie hier fehlen, sondern auch mit Blick auf die demografische Entwicklung. Von den rund 500 Beschäftigten der Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft Bischofswerda wird in den nächsten zehn Jahren jeder Vierte in den Ruhestand gehen, sagt Sascha Bock. Zugleich wird die Zahl der Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, weiter zunehmen.

Pflegekräfte aus dem Ausland sollen helfen, die Personallücke zu schließen. Bewusst schaue man dabei nicht vordergründig auf die Nachbarländer von Deutschland, die vor denselben Problemen wie wir stehen, sagt Reiner E. Rogowski, ebenfalls Geschäftsführer der OLPK, sondern in entferntere Länder. Eine Win-win-Situation für beide Seiten. Denn in Staaten wie Vietnam gibt es einen Arbeitskräfteüberschuss, sodass diese Länder durch das Abwandern von Arbeitskräften in ihrer Entwicklung nicht behindert werden. Zudem werden jungen Leuten aus diesen Ländern berufliche Perspektiven eröffnet.

Patenschaften geplant

In Bischofswerda plant man auf lange Sicht mit den ausländischen Arbeitskräften und ist sich der damit verbundenen Herausforderungen bewusst. „Es liegt maßgeblich an uns, ob die jungen Leute nach der Ausbildung hier bleiben oder nicht“, sagt Sascha Bock. Man möchte sie möglichst schnell und gut integrieren. In den Wohnbereichen, in denen sie eingesetzt werden, wird es Patenschaften geben. Man wird ihnen Unterstützung geben, sich im deutschen Alltag zurechtzufinden. Und man wird ihnen Angebote fürs Wochenende unterbreiten.

Die Pflegegesellschaft hat bereits jetzt einen Ausbildungsbeauftragten, der sich um die zurzeit 30 Auszubildenden im Unternehmen kümmert. „Die jungen Menschen aus Vietnam sind hochmotiviert. Sie sehen ihre Arbeit in Deutschland als Chance, und sie wollen sich weiter entwickeln“, sagt Sascha Bock. Zugleich gilt es, einen Kulturwechsel zu bewältigen. Doch die Erfahrungen sprechen für das Vorhaben: Vietnamesen gehören mit zu den am besten integrierten Migrationsgruppen in Deutschland.

Sprache als Herausforderung

Darüber hinaus wird die Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft voraussichtlich im August sieben ausgebildete Pflegefachkräfte aus den Philippinen einstellen. In dem pazifischen Inselstaat ist die Pflege eine akademische Ausbildung; man studiert vier Jahre und schließt mit dem Bachelor ab, sagt Reiner E. Rogowski. Die Landessprache ist Englisch, was es den künftigen Mitarbeitern leichter macht, Deutsch zu lernen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung sind Christen, sodass es auch hinsichtlich der Mentalität kaum Unterschiede gebe. „Es geht jetzt noch darum, die Filipinos auf das Sprachniveau zu bringen und die Visa-Fragen zu klären“, sagt der Geschäftsführer. Einrichtungen in Niedersachsen haben mit Pflegekräften von den Philippinen gute Erfahrungen gemacht.

Mit Stand vom 31. Dezember 2019 waren 293 ausländische Staatsbürger mit Hauptwohnsitz in Bischofswerda gemeldet. Ihr Anteil an der Einwohnerzahl liegt bei reichlich zwei Prozent. Russen und Rumänen bilden mit 46 bzw. 43 Bewohnern die größten Gruppen. Vietnamesen liegen mit 13 Bürgern an sechster Stelle. Filipinos gibt es bislang nicht in der Stadt.

Zwei Pflegegesellschaften

Die OLPK, die gemeinnützige Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflegegesellschaft Bischofswerda, betreibt vier Einrichtungen: das Seniorenwohnhaus in Bischofswerda Süd mit 378 vollstationären und zwölf Kurzzeitpflegeplätzen, Heime in Neukirch und Großdubrau mit 40 bzw. 48 Plätzen sowie eine Kurzzeitpflege in Bautzen mit 26 Plätzen. 

 www.olpk.de

Für die Westlausitz wurde ein Tochterunternehmen gegründet. Es betreibt Seniorenzentren in Pulsnitz, Ohorn und Elstra und ein Zentrum für Wachkomapatienten in Pulsnitz. Zum Unternehmen gehören außerdem eine Tagespflege in Pulsnitz und zwei Pflegedienste.

www.wlpk.de

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