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Sieben eingerüstete Ritter

Der Spezialgerüstbau Hein aus Goldbach ist deutschlandweit gefragt – und demnächst auch wieder in seinem Heimatort.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Die Seifersdorfer haben es längst schon bemerkt: Irgendwas ist an der Kirche des Wachauer Ortsteiles los. Pfarrer Johannes Schreiner, der seit Herbst des vergangenen Jahres die Arbeit in Seifersdorf übernommen hat, bis ein neuer Pfarrer gefunden ist, kennt die Antwort: „Wir lassen gerade umfangreiche Sanierungsarbeiten durchführen.“ So soll beispielsweise eine Restauratorin dem Altar und den sieben Ritter-Skulpturen neuen Glanz verleihen. „Die ‚Heilige Sippe‘ hat sie bereits über den Winter in ihrer Werkstatt überarbeitet“, so Pfarrer Schreiner. Das Kunstwerk stammt aus der alten Lomnitzer Dorfkirche, wurde um 1510 von einem unbekannten Meister geschnitzt und um 1840 durch den Seifersdorfer Grafen von Brühl restauriert. Sie zeigt die Familie von Jesus, der als kleines Kind auf den Armen seiner Mutter sitzt. Aber nicht nur die „Heilige Sippe“ hat die Restauratorin bereits bearbeitet. Auch an der Kanzlei war sie schon tätig.

Nun müssten vor allem noch der Altar sowie die sieben lebensgroßen Ritterfiguren vom jahrzehntelang angefallen Staub befreit und die Farben wieder zum Leuchten gebracht werden. Die Firma Spezial-Gerüstbau Hein aus Goldbach war deswegen kürzlich vor Ort, um den Altar und vier Epitaphe einzurüsten. Jeder Auftrag ist ein besonderer und erfordert seine eigene Konstruktion, sagt Firmenchef Lars Hein. In Seifersdorf mussten die Gerüstbauer zum Beispiel auch beachten, dass sich im Altarbereich Grüfte mit Grabplatten befinden, auf die natürlich kein schweres Baugerüst gestellt werden darf.

Viele Aufträge in Dresden

Der 1990 von Dietmar Hein gegründete Betrieb ist darauf spezialisiert, konstruktive und sichere Lösungen für denkmalgeschützte-, kirchliche- sowie kulturhistorisch wertvolle Gebäude zu erarbeiten. Auftraggeber sind Staat, Kirche, Industrie, Unternehmen des Baugewerbes, aber auch private Bauherren. Aktuell ist der Spezial-Gerüstbau, der zehn Mitarbeiter beschäftigt, unter anderem in der Dresdner Hofkirche tätig, stellt dort ein 20 Meter hohes Gerüst bis unter die Decke. Auch Gerüstbauarbeiten in der Dresdner Sempergalerie, die die Werke der Alten Meister zeigt, in der Riesaer Trinitatiskirche und im Dom von Halberstadt, einem der ältesten deutschen Kirchenbauten, füllen derzeit die Auftragsbücher des Familienbetriebes. Seit mehreren Jahren sind die Gerüstbauer aus dem Bischofswerdaer Ortsteil darüber hinaus im Kloster Osek in Tschechien, einem Weltkulturerbe der Unesco, tätig. Momentan rüsten sie dort den Hochalter ein. Die in über 25 Jahren gewonnene Kompetenz wurde vor einigen Jahren mit dem Bundespreis Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet. „Der Preis wird jedes Jahr in zwei anderen Bundesländern vergeben, alle acht Jahre in Sachsen. Das ist schon etwas Besonderes“, sagt Lars Hein.

Es gibt kaum eine Kirche in Ostsachsen, die die Golbacher Gerüstbauer nicht kennen. In Seifersdorf verbindet die Kirchgemeinde die laufenden restauratorischen Arbeiten mit weiteren Modernisierungen. „Wir haben eine sehr alte Heizung und manchmal ist es doch arg kalt in der Kirche“, berichtet Pfarrer Schreiner. Deshalb sollen wenigstens Unterbankstrahler installiert werden, um den Kirchbesuchern ein bisschen Wärme zu geben. Zudem musste an einigen Wänden der Putz abgeschlagen werden, da sich Feuchtigkeit angesammelt hat. Das haben einige Mitglieder der Gemeinde ehrenamtlich erledigt. Zum Abschluss muss die Kirche dann noch einmal umfangreich geputzt werden. Damit übrigens kein unliebsamer Staub in die empfindliche Orgel gelangt, wurde diese mit einer Plane komplett eingehüllt.

Kirche bis Juli nicht nutzbar

Da die Arbeiten sehr umfangreich sind, ist die Kirche voraussichtlich bis in den Sommer hinein nicht nutzbar. „Bis Juli werden die Arbeiten wohl andauern“, vermutet Pfarrer Johannes Schreiner. Dass Sanierungsarbeiten aber dringend notwendig sind, zeigt die Geschichte des Bauwerks. Grundsätzlich konnte die Kirche im Spätherbst 1605 nach eineinhalbjähriger Bauzeit geweiht werden. 1892 wurde sie grundlegend renoviert. Damals bekamen Gestühl und Raumausmalung die heutige Fassung. Außerdem wurde die mechanische Eule-Orgel mit 756 Pfeifen eingebaut, die 2006 erneut renoviert werden konnte. Die letzten restauratorischen Arbeiten fanden 2011 am Turm der Kirche statt. Der Innenbereich war also tatsächlich wieder einmal an der Reihe, um die Seifersdorfer Kirche auch für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.

Auch in ihrem Heimatdorf werden die Mitarbeiter des Spezial-Gerüstbaus Hein in diesem Jahr noch tätig: Voraussichtlich im August beginnt die Sanierung des Goldbacher Kirchturmes. Die Aufträge wurden bereits vergeben. Ehrensache, dass der Betrieb aus dem Ort den Turm einrüstet.