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Sinnliches in der Villa Fenice

Der in Radebeul lebende Italiener Enrico Scotta öffnet ab diesem Sonntag sein Atelier und zeigt ein Lebenswerk mit überraschenden Einblicken.

Von Peter Redlich
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Enrico Scotta in seinem Atelier im Westen Radebeuls zwischen Skulpturen und Gemälden.
Enrico Scotta in seinem Atelier im Westen Radebeuls zwischen Skulpturen und Gemälden. © Norbert Millauer

Radebeul. An der Villa in der Heinrich-Zille-Straße 57 sind schon viele vorübergegangen und vorübergefahren. Drin waren die wenigsten. Art Gallery La Fenice verkündet ein wohlgestaltetes Schild vor dem Haus. Ein perfekte Frauengestalt ziert den Vorgarten. Doch die eigentliche Überraschung bietet sich im Inneren.

Enrico Scotta, geboren 1949 im italienischen Perugia, südlich von Florenz, lebt hier seit 20 Jahren mit seiner Frau Gudrun Jaegersberg. Das heruntergekommene Gebäude haben die beiden zur stilvollen Kunstvilla ausgebaut. Die gesamte erste Etage und das Souterrain sind Atelier. Mit Schätzen, die überraschen. Sinnliche Frauenfiguren auf wandhohen Gemälden, Skulpturen aus Bronze, die immer wieder die weibliche Seite der Menschheit auf verführerisch zarte Weise zeigen.

Scotta malt Öl auf Leinwand und arbeitet auch mit ungewöhnlichen Materialien. Für sein Projekt Frauenkirche Dresden hat er den Ursprung des Gebäudes – Sandstein, Sand – ergründet und Sandarten aus siebzig Ländern verarbeitet.

Entstanden sind einzigartige Kompositionen zum Mauerwerk, welche selbst auf flacher Leinwand plastisch zur Geltung kommen. Nahezu die Hälfte des Verkaufserlöses der Frauenkirche-Werke hat Scotta für den Wiederaufbau gespendet.

Mindestens ebenso faszinierend sind Scottas Figuren, die er für einen Brunnen vorsieht. Allesamt zarte, schöne Frauen, die zumeist mit dem Wasser leben. Schön und mystisch bis in die letzte Fingerspitze.

Mythen, aber auch Historie sind Themen, die Scotta inspirieren. Während eines vierjährigen Studienaufenthaltes in Brasilien haben seine Gemälde zur Aztekengeschichte die Besucher in Sao Paulo begeistert. Er wurde dort für seine Kunst geehrt und zum Künstler des Jahres erklärt.

Für seine Ausstellung zu Rembrandt anlässlich der italienischen Wochen in den Niederlanden lud ihn Königin Beatrix als Ehrengast ein. Der Wahlradebeuler hat in Italien sowieso, in Bochum, Köln, Stuttgart, Berlin, Dresden und Leipzig ausgestellt. Private Kunstsammler in Europa, den USA, Brasilien und Mexiko erwarben und zeigen seine Werke – die auch ihren Preis haben. Zwischen 1 500 und 75 000 Euro.

Eine der schönsten Frauendarstellungen, eine Balletttänzerin auf dem Sprung – feuriges Rot das Kleid, die Schuhe aus Blattgold und alles auf tiefem schwarzen Grund, mannshoch Öl auf Leinwand, kostet 3 500 Euro. „Daran habe ich mindestens einen Monat gearbeitet“, sagt Scotta, der in Radebeul bislang nur Insidern bekannt ist.

La Fenice, der Feuervogel, das Tier, welches sich verwandelt und neu geboren wird, Erdenursprung und Verbundenheit zum Universum verkörpert. Enrico Scotta und Gudrun Jaegersberg haben ihre Villa bewusst so genannt und großzügig und elegant der Kunst gewidmet. Sie wollen Mittler zwischen Italien und Deutschland sein.

Ab diesem Sonntag öffnen sie ihr Haus für Besucher, um das bisherige Lebenswerk des Italieners aus Perugia, der die Welt bereist hat und in Radebeul bleiben will, zu zeigen. Der Besuch ist kostenlos. Gratis sind ebenso die Geschichten, die der Maestro zum Entstehen der Werke erzählt.

Die Ausstellung in der Heinrich-Zille-Straße 57 ist vom 19. Mai bis 14. Juli Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet, sowie nach Anmeldung unter Telefon 0351 8307222.