SZ + Feuilleton
Merken

So erschreckend trostlos ist der „Tatort“ aus Köln

Max Ballauf und Freddy Schenk haben es mit einer 17-Jährigen zu tun, die mit allen Mitteln versucht, erwachsen zu sein.

Von Birgit Grimm
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Klaus J. Behrendt (l-r, als Kommissar Max Ballauf) und Dietmar Bär (als Kommissar Freddy Schenk) zeigen in einer Filmszene Ines Marie Westernströer (als Lehrerin Frau Wessel) ein Foto eines Toten.
Klaus J. Behrendt (l-r, als Kommissar Max Ballauf) und Dietmar Bär (als Kommissar Freddy Schenk) zeigen in einer Filmszene Ines Marie Westernströer (als Lehrerin Frau Wessel) ein Foto eines Toten. © WDR

Ernüchternder Schlussdialog von Max Ballauf und Freddy Schenk: Als der Fall gelöst ist und die Kollegen auf Freddys Geburtstag anstoßen, stehen die zwei abseits in ihrem Büro, aus dem sie durch die Glasscheibe auf ihr Team schauen: „Diese Welt ist nicht für uns gemacht“, meint Max. „Wir sind für sie gemacht.“ Freddy entgegnet resigniert: „Reinpassen muss man.“

Wer nicht reinpasst, wird gemobbt. Nadine ist kein Opfer, sie lässt es darauf nicht ankommen. Sie ist ein cleveres Mädchen, und sie ist ein hinterhältiges Miststück. Aber ist sie so schlau und frei von Gefühlen wie die Hybridkrähen, deren Vorkommen und Verhalten sie und ein paar ihrer Mitschüler in einem Projekt erforschen sollen, um ihre Noten zu verbessern? Die Krähen sind ein starkes Bild und sie liefern das Bild, das der Polizei hilft, die Wahrheit zu erkennen. Nadine will alles und zwar sofort. Was sie nicht mit zuckersüßem Lächeln und Wimpernklimpern bekommt, nimmt sie sich. Jemanden um etwas zu bitten hat sie vor langer Zeit schon als wenig zuverlässige Methode erkannt, um ihre Ziele zu erreichen. Verletzen lassen will sie sich nie wieder. Also packt sie den Stier bei den Hörnern und beginnt die Menschen um sie herum zu manipulieren. Wo andere vertrauen, kämpft sie. Faire Mittel und Methoden hat sie sich längst abgewöhnt.

Nadines Mutter arbeitet als Putzfrau in der Villa der Eltern ihres Freundes Lennart. Ihren Vater, den sie offenbar nur sehr selten sieht, ruft sie an, um ihn zu fragen, ob er sie am nächsten Tag, es ist ihr 18. Geburtstag, anrufen wird. Das klingt absurd. Aber die lieb- und hilflose Reaktion des Vaters ist der Schlüssel zu Nadines Verhalten. Und als in ihrem engsten Freundeskreis dann auch noch die Jungs Gefühle füreinander entwickeln, brennt ihr die Sicherung durch.

Emma Drogunova hat alle Spielarten drauf, die die Rolle der Nadine erfordert. Sie ist das kleine Mädchen, das geliebt und in die Arme genommen werden will. Sie ist die Femme fatale, die zwei junge Männer gleichzeitig ins Bett kriegen will. Und sie ist die trickreiche Falschspielerin, die Freddy Schenk in aller Öffentlichkeit in eine Falle lockt und schreiend behauptet, er hätte sie sexuell belästigt. Dass mancher der Kollegen im Kommissariat tatsächlich glaubt, da sei was dran, trifft den alten Zausel schwer.