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So geht es mit Schloss Nöthnitz weiter

Das Anwesen soll ein Besuchermagnet werden. Doch damit das gelingt, braucht es nicht nur viel Geld.

Von Verena Schulenburg
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Dieses Denkmal hat Potenzial, das bisher kaum genutzt wurde. Um Schloss Nöthnitz voranzubringen, wollen Eigentümer, Förderverein und Behörden nun an einem Strang ziehen.
Dieses Denkmal hat Potenzial, das bisher kaum genutzt wurde. Um Schloss Nöthnitz voranzubringen, wollen Eigentümer, Förderverein und Behörden nun an einem Strang ziehen. © Karl-Ludwig Oberthür

Schloss Nöthnitz erwacht. Nach jahrelangem Stillstand ist nun überraschend Bewegung um das Anwesen im Norden der Gemeinde Bannewitz gekommen.

 Der junge tschechische Schlossherr Jan Horsky und die Bannewitzer Rathausspitze haben an einem Tisch gesessen. Gespräche mit dem Denkmalschutzamt und anderen Behörden gehen voran. Ende März gründeten Enthusiasten einen Förderverein „Freunde Schloss Nöthnitz“, um das Kulturgut nach vorn zu bringen. Dennoch sind nach wie vor viele Fragen zur Nutzung des Schlosses und dessen Zukunft offen.

Was will der Förderverein mit dem Schloss bewirken?

Ziel des Vereins „Freunde Schloss Nöthnitz“ ist es, künftig alle kulturellen Veranstaltungen rund um das Schloss zu organisieren. Dazu ist bereits ein erstes Konzept über eine mögliche Nutzung des gesamten Schlossensembles erarbeitet worden. Dieses soll nun zusammen mit der Gemeindeverwaltung Bannewitz, dem Schlossbesitzer und anderen Akteuren abgestimmt werden. Das Konzept sieht das Schloss samt Wirtschaftsgebäuden und Park als öffentliches Kulturzentrum, in dem Platz für verschiedene Ausstellungen, Tagungsräume, ein Café und mehr vorgesehen sind. Der Verein versteht sich in diesem Zusammenhang als Ansprechpartner für die Nutzungsinteressen rund ums Schloss. Eine ähnlich Aufgabe übernahm Jahre zuvor der Verein Studienstätte Schloss Nöthnitz, der seine Arbeit später wegen der Querelen um das Schloss einstellte.

Kann das gesamte Schlossensemble wieder ein Besuchermagnet werden?

Die wohl größte Herausforderung wird es sein, die einzelnen Gebäude, die sich rings um das Schloss reihen, zu einem Komplex zusammenzufügen. Grund dafür sind die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse und der mitunter ruinöse Zustand der Nebengebäude. Schlossherr Jan Horsky gehören lediglich noch die Wirtschaftsgebäude, also Stellmacherei und Könneritz-Scheune. Ein ehemaliges Stallgebäude, das einzeln neben dem Hof steht, befindet sich genauso in fremdem Eigentum wie die einstige Orangerie oberhalb des Schlossparkes. Hinzu kommt, dass eine Sanierung des gesamten Schlossensembles mehrere Millionen verschlingen dürfte.

Wer finanziert die Sanierung von Schloss und Nebengebäuden?

Für die Sanierung des Schlosses selbst ist allein Besitzer Jan Horsky verantwortlich. Er sagte bereits zu, das Denkmal in den kommenden Jahren Stück für Stück zu modernisieren. Als erstes soll das Schlossdach für knapp 400 000 Euro erneuert werden. Finanzielle Unterstützung dafür soll vom Freistaat und vom Bund kommen. Ein Antrag ist gestellt. Eine Entscheidung dazu wird vom Bundestag am 8. Mai erwartet, heißt es auf Nachfrage vom sächsischen Innenministerium. Ministerpräsident Michael Kretschmer soll sich beim Bund für eine Bewilligung starkgemacht haben.

Sorge bereiten vielmehr die zum Teil ruinösen Nebengebäude. Schlossbesitzer Jan Horsky machte deutlich, dass er die Wirtschaftsgebäude, die längs des Schlosshofes stehen, verkaufen will. Der Wunsch des Schlossherren und der Vereinsspitze ist es, dass die öffentliche Hand die Gebäude übernimmt. „Eine private Nutzung und ein Umbau der Wirtschaftsgebäude zu Wohnungen werden zwangsläufig zu Konflikten führen, da Wohnen, Parken, Veranstaltungen und ein hohes Besucheraufkommen sich nicht vertragen werden“, befürchtet Jürgen Voitel, Vorsitzender des Vereins „Freunde Schloss Nöthnitz“. Er ist der Ansicht, dass eine Sanierung und Belebung des Schlosses dazu führen kann, dass die sanierungsbedürftigen Nebengebäude an Wert gewinnen. Ein Käufer könnte davon profitieren. Seitens des Freistaates jedoch besteht derzeit kein Kaufinteresse, wie das sächsische Finanzministerium gegenüber der Sächsischen Zeitung erklärt.

Unklar ist auch noch, wie es mit dem einzelnen Gebäude, dem alten Pferdestall, weitergeht. Der betreffende Eigentümer sei bereits mit der Gemeindeverwaltung im Hinblick auf Sanierungspläne in Kontakt getreten, bestätigt Bürgermeister Christoph Fröse. Welche Nutzung dieser forciert, wisse aber auch er nicht. „Könnten alle Gebäude samt Schloss in Zukunft in einer Einheit genutzt werden, wäre das ideal“, meint Fröse.

Wie will sich die Gemeinde selbst für die Gestaltung des Schlosses einsetzen?

Mit Beschluss im Gemeinderat hat sich Bannewitz bereits dazu bekannt, dass sich die Rathausspitze im Förderverein des Schlosses engagiert. Ebenso soll die Gemeinde sich in Zukunft dauerhaft um die Pflege des Parks kümmern. Wie Bürgermeister Christoph Fröse erklärt, ist für Mai eine Begehung in dem Gelände geplant. Dann wolle man sich konkret anschauen, was zu tun ist. Der Park verfügt über sehr alten Baumbestand, der teilweise durch Sturmschäden erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Diese Schäden gilt es zu beseitigen.

Weiterhin will sich die Rathausspitze darum bemühen, die Orangerie im Park in Gemeindeeigentum zu bringen. Derzeit sei man dabei, mit den Besitzern in Kontakt zu treten, so Fröse.

Welche Hürden gibt es noch für die Wiederbelebung des Schlosses?

Neben den offenen Fragen zur Finanzierung, zum Nutzungskonzept und zu den Eigentumsverhältnissen gibt es noch einen weiteren Umstand, der im Hinblick auf eine Schloss-Belebung zu berücksichtigen ist. In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Anwesen soll dauerhaft eine Motocross-Strecke entstehen. Aktuell wird das Vorhaben in einem Bebauungsplan geprüft. Lediglich die B 170 trennt das Cross-Areal vom Schlossensemble. Schloss-Liebhaber fürchten, dass beide Projekte keine gute Nachbarschaft bilden könnten.