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So hat die Weißeritzregion gewählt

Die CDU bleibt stark, die SPD geht einen kleinen Schritt nach vorn, die AfD wird zur Modeerscheinung. Eine Analyse.

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Die Sachsen haben ihr Landesparlament gewählt und dabei überraschende Entscheidungen getroffen. Jetzt beginnt bei den Parteien die Analyse der Ergebnisse. Und auch die SZ schaut genauer hin.

Die CDU schwimmt auf der Mehrheitswelle – unterschiedlich stark

Es ist ein überzeugendes Ergebnis: Die Vize-Präsidentin des Sächsischen Landtags, Andrea Dombois, bekam in ihrem Wahlkreis im Osterzgebirge und dem Vorland 46,8 Prozent der Direktstimmen. Das ist mehr als die anderen CDU-Direktkandidaten auf sich vereinen konnten. Damit konnte sie ihr Direktmandat souverän verteidigen. Zum Vergleich: Der Pirnaer Oliver Wehner zieht mit knapp 38 Prozent in den Landtag ein. Damit sieht sich die CDU auch für die Landrats- und Bürgermeisterwahlen 2015 gut gerüstet. Voraussichtlich im Juni werden die Wähler über die Vergabe der Spitzenpositionen entscheiden.

Die Linke

ist deutlich unter ihren Erwartungen geblieben

Für Lutz Richter aus Pirna wurde der Wahlabend zu einer echten Zitterpartie. Erst kurz vor Mitternacht stand fest, dass er in der neuen Legislatur für die Linke im Landtag sitzen wird, neben Verena Meiwald der zweite Abgeordnete aus dem Landkreis. Grund zur überschwänglichen Freude gibt es bei der Linken aber nicht. Überall im Landkreis hat sie Stimmen verloren. Besonders große Verluste gab es in Gohrisch, der Heimat von André Hahn, der für die Partei im Bundestag sitzt. Hier kam die Linke 2009 noch auf 26,3 Prozent der Stimmen, am Sonntag waren es nur noch 18,8. Über die Gründe werde man reden, sagt Verena Meiwald, die ihr Mandat verteidigt hat. Auf dem ersten Treffen der künftigen Fraktion heute in Dresden wolle man die Ergebnisse analysieren.

Die AfD ist mit ihrem Ergebnishöchst zufrieden

Bei Norbert Mayer knallten am Sonntagabend die Korken. 11,3 Prozent holte er als Direktkandidat der AfD im Wahlkreis 48. Doch damit nicht genug. 11,5 Prozent der Wähler in Freital, Wilsdruff, Tharandt und Dorfhain gaben seiner eurokritischen Partei ihre Zweitstimme – fast zwei Prozentpunkte mehr als im sächsischen Durchschnitt. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Mayer. Überrascht ist er allerdings nicht. Die im Wahlkampf gesetzten Themen wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern oder mehr Sicherheit würden die Bürger ansprechen. Anders sieht das der Pirnaer Richter Stefan Dreher, der über einen Listenplatz den Sprung ins Sachsenparlament geschafft hat. „Zehn Prozent – das ist schon wild“, staunt er noch am Tag nach der Wahl. Mayer indes hat den Einzug in den Sächsischen Landtag verpasst.

SPD in der Region nicht sicher, ob

es am Wahltermin lag

Obwohl die SPD im Vergleich zur Landtagswahl 2009 mehr als zwei Prozentpunkte in Freital, Wilsdruff, Tharandt und Dorfhain zulegen konnte, ist deren Direktkandidatin Stefanie Willuhn nicht zufrieden. Sie hätte sich für die Sozialdemokraten die in Umfragen prognostizierten 14 Prozent gewünscht. Am Ende waren es im Freitaler Wahlkreis 11,1 Prozent – ein Prozent mehr als sie als Direktkandidatin auf sich vereinen konnte. Sorgen bereitet ihr vor allem die geringe Wahlbeteiligung. Ob dies nur am Termin lag, müsse man analysieren. „Auf jeden Fall ist ein Wahlkampf in den Ferien schwierig, weil man nur wenige Veranstaltungen organisieren kann“, sagt sie.

Grüne unter fünf Prozent, sie hätten sich mehr erhofft

Enttäuschung dagegen bei den Grünen. „Wir haben uns mehr erhofft“, sagt Holger Wehner. Als Direktkandidat im Wahlkreis 48 holte er 4,7 Prozent der Stimmen. Noch schlechter fiel das Ergebnis bei den Zweitstimmen aus. Lediglich 4,6 Prozent der Wähler in Freital, Tharandt, Wilsdruff und Dorfhain votierten für seine Partei – 0,7 Prozent weniger als bei der Landtagswahl 2009. Eine mögliche Ursache für das schlechte Abschneiden sieht Holger Wehner im Wahltermin.

Der FDP-Abgeordnete sucht nach

seinem persönlichen Plan B

Bitter. Damit beschreibt Norbert Bläsner sein Aus und das seiner Partei im Landtag. „Ich glaube, es wird ein paar Tage dauern, bis wir das realisiert haben.“ Mit 4,4 Prozent liegt der Heidenauer zwar über dem FDP-Schnitt, aber auch das reicht nicht. Einen Plan B für den Fall des Ausscheidens hatte Bläsner nicht, weshalb der 33-Jährige nun auf die Suche geht.

Freie Wähler bedeutungslos, können aber mit dem Ergebnis leben

Mario Bielig von den Freien Wählern kann mit dem Ergebnis seiner Freien Wähler durchaus leben. Zwar hätte er sich den Sprung seiner Partei über die Fünf-Prozent-Hürde bei der Premiere auf Landesebene gewünscht, aber auf das Ergebnis vom Sonntag könne man aufbauen, sagt er. 2,8 Prozent der Stimmen holten die Freien Wähler im Wahlkreis 48. Mario Bielig erhielt 3,6 Prozent. „Nun werden wir den Wahlkampf genau analysieren und prüfen, ob wir bei der nächsten Wahl etwas anders machen können“, sagt Mario Bielig.

Die NPD fliegt aus dem Landtag – aber nicht wegen der Sächsischen Schweiz

Insgesamt ist die NPD an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, in der Freitaler Region haben die Rechtsextremen aber immer noch mehr Zulauf. 5,7 Prozent im Wahlkreis 48 und 6,5 Prozent im Wahlkreis 49. „Es gibt in der Region ein stabiles Wählerpotenzial für die NPD“, sagt Sebastian Reißig von der Pirnaer Aktion Zivilcourage. Er rechnet nicht damit, dass die rechtsextremen Strukturen auseinanderfallen, jetzt wo die NPD nicht mehr im Landtag vertreten ist. Sebastian Reißig sieht die demokratischen Parteien nach wie vor in der Pflicht, sich mit dem rechten Wählerpotenzial auseinanderzusetzen. (SZ/dsz/ce/kal/ik/sab)