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So schmuck ist der Grünsteinhof

Seit Jahren begleitet SZ eine Familie bei der Sanierung ihres Umgebindehofes. Jetzt wohnt sie endlich drin und öffnet am Sonntag ihre Wohnstube für Besucher.

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Von Romy Kühr

Der blaue Himmel spiegelt sich in den Fenstern des großen Umgebindehauses, die an diesem sommerlichen Frühlingstag weit geöffnet sind. Hinterm Haus plätschert eine kleine Quelle vor sich hin. Vor der Scheune tummeln sich ein paar Schafe und eine Ziege am Hang im grünen Gras. Hinter ihnen liegen saftige, grüne Wiesen so weit das Auge reicht. Zwischen Apfel- und Kirschbaum baumelt Wäsche an der Leine. Eine Idylle, die Gänsehaut verursacht.

Für Stefanie Kipke ist es auch ihr Arbeitsplatz. Sie vermietet Ferienwohnungen im Grünsteinhof am Oberen Kirchweg in Ebersbach, und lebt auch hier. Den alten Hof hat sie mit ihrem Mann Thomas gekauft – in traurigem Zustand. Die Jahrhunderte hatten ihre Spuren hinterlassen am stattlichen Umgebindehaus. Den Namen hat die Familie dem Hof selbst gegeben, weil in der Nähe die Ebersbacher Klunst liegt, wo seit 100Jahren das Gestein abgebaut wird, das der Volksmund Grünstein nennt.

Gänsehaut hatte Stefanie Kipke während der vergangenen Jahre öfter. Aber nicht wegen der schönen Natur ringsrum, sondern weil es wieder mal klemmte auf dem Bau. Anfangs war der Plan, nach sechs Monaten Bauzeit einzuziehen. Daraus wurden fast drei Jahre. Heute, endlich, kocht die junge Frau für ihre Familie in der ehemaligen Schwarzküche, verbringt gemütliche Abende mit ihren Kindern in der renovierten Blockstube. Doch auch mit dem Plan, Weihnachten 2011 hier zu sein, wurde es knapp: am 23.Dezember zog Familie Kipke ein und feierte Weihnachten in ihrem Traumhaus – mit Umzugskisten und provisorischen Betten. Umzugskisten prägen heute noch das Bild in den Zimmern der Familie. „Das Geschäft hat Vorrang“, sagt die Hausherrin. Mit der Vermietung des Gewölbes für Feste und Veranstaltungen hat sie gut zu tun. Früher war das ein Rinderstall, später hielt die LPG hier Schweine.

Auch alle vier Ferienwohnungen sollen so schnell wie möglich fertig werden. Zwei werden bereits vermietet. Die Nachfrage ist gut. Die Urlauber lieben den Familienanschluss, die Ruhe und genießen es, ihre Kinder einfach mal sorglos draußen spielen lassen zu können. „Für Kinder aus der Stadt ist es das Größte, im Hof ungestört Federball spielen zu können oder unsere Schafe zu beobachten“, hat Stefanie Kipke festgestellt. Zwei weitere Wohnungen im Dachgeschoss sollen im Sommer fertig sein. Zurzeit schleift und ölt der Tischler hier noch den Dielenfußboden. Die Wände sind mit Lehm verputzt und sollen nun mit Lehmfarbe gestaltet werden. Familie Kipke baut mit natürlichen Materialien. Wie das geht, können sich Interessenten am Tag des offenen Umgebindehauses hier ansehen. „Das braucht natürlich mehr Zeit“, hat der Bauherr festgestellt. „Lehm muss zum Beispiel erst trocknen, bis es weitergehen kann.“ In der heutigen, schnelllebigen Zeit sei das eine Herausforderung. Doch genau darum geht es der Familie: „Wir wollen zeigen, wie man trotz Respekt vor dem Alten den Komfort des 21.Jahrhunderts in ein altes Haus bringen kann“, sagt Thomas Kipke.

Dazu gehört für ihn der große Glasgiebel an der Rückseite des Hauses. „Wenn man im Dach baut, muss Licht rein.“ Den Ausblick auf den Garten werden von hier aus bald Feriengäste genießen können. Zum Respekt vor dem Alten gehört für Thomas Kipke aber auch, dass er den Holzkastenfenstern treu geblieben ist, auch wenn sie umständlicher in der Handhabung sind, als andere. „Wenn man so ein Kastenfenster nach außen öffnet, das ist tatsächlich ein Gefühl, dass man sich selbst öffnet.“ Dieses einmalige Lebensgefühl ihres Hofes haben auch die beiden Söhne der Kipkes schon verinnerlicht. Alwin, der Jüngere, kommt dieses Jahr in die Schule. Wird er gefragt, wo er wohnt, nennt er nicht die Adresse, sondern sagt ganz stolz: „Ich wohne auf dem Grünsteinhof.“

Die Eltern wollen Werbung machen für’s Leben im Umgebinde. Weil es gesund, urig, traditionell ist und doch modern sein kann. Sie wollen werben für die Oberlausitz, weil sie ihre Heimat lieben und hier was bewegen wollen. Für das Ebersbacher Ehepaar ist der Grünsteinhof nicht einfach nur ein Unternehmen. Er ist ihr Leben. Das teilen sie gern mit anderen. Nicht nur am Umgebindehaustag.

Auf ein Wort

Ab 10Uhr ist der Hof am Sonntag offen; Es gibt: Hausführungen, Vorführungen von Lehmbauer und Zimmermann, Fotoausstellung, Kinderunterhaltung, Musik, Imbiss

13Uhr Ortsführung mit Stefanie Kipke „Natur und Umgebinde“.

www.gruensteinhof.de