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So soll die nächste Schlammflut verhindert werden

Das Unglück hatte im Triebischtal in Meißen Millionenschäden angerichtet. Nun wird der erste Schutzwall gebaut.

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© Claudia Hübschmann

Von Christoph Scharf

Knapp drei Monate ist die Schlammflut im Meißner Triebischtal her. Noch immer prägen kaputte Straßen, Bauzäune und unbewohnbare Wohnungen das Bild. Doch hinter den Kulissen wird heftig nach Lösungen gesucht, sagt Meißens Bauamtsleiter Dirk Herr. „Alle Beteiligten haben sich bemüht, in wenigen Wochen einen Arbeitsstand zu erreichen, der sonst Jahre in Anspruch nimmt.“ Und tatsächlich wurden jetzt die ersten Bauaufträge für Schutzmaßnahmen vergeben.

Wie soll das Triebischtal künftig geschützt werden?

Ursache der Schlammlawine im Triebischtal war der Starkregen auf den Feldern oberhalb des Stadtwalds, der Tausende Tonnen Acker in die Stadt schwemmte. Deshalb soll nun als erste Maßnahme ein Regenrückhaltebecken zwischen B 101 und Stadtwald entstehen – auf einer Wiese direkt am Wald. Laut Bauamtsleiter wird das kein Betonklotz, sondern ein begrünter Erddamm mit einer etwa fünf Meter breiten Krone, über die auch Fahrzeuge fahren können. Für den Damm wird der Ackerboden verwendet, der bei der Flut hinabgeschwemmt wurde. „Das Becken hat 4.500 Kubikmeter Stauvolumen“, sagte Dirk Herr. Eine Abflussröhre gebe das Wasser beim nächsten Starkregen kontrolliert ab – statt 4.000 Litern pro Sekunde würden dann nur 600 Liter nach unten schießen. Für den Extremfall ist aber noch ein gepflasterter Notüberlauf geplant.

Gibt es noch weitere Schutzmaßnahmen?

Die Sache ist klar: „Ein Regenrückhaltebecken allein reicht nicht“, sagt Dirk Herr. „Auch wenn es einen erheblichen Schutz für das Triebischtal bringt.“ Tatsächlich sei ein ganzes Maßnahmepaket nötig – vom Umbau des Stadtwalds bis hin zu Änderungen bei der Landwirtschaft. Auch ein zweites Rückhaltebecken weiter nördlich sei sinnvoll. „Wir können aber mit dem ersten Vorhaben nicht warten, bis sämtliche Überlegungen zu Ende gedacht sind. Sonst verlieren wir zu viel Zeit.“ Außergewöhnliche Umstände würden außergewöhnliche Lösungen fordern.

Woran hängt jetzt noch der Bau des Rückhaltebeckens?

Der Bauausschuss ließ sich von den Argumenten des Amtsleiters überzeugen: Bis auf eine Ausnahme genehmigten die Stadträte das 145.000-Euro-Projekt. Es gibt aber noch ein Problem: Noch fehlen die nötigen Genehmigungen für das geplante Becken. „Das ist ein Risiko – aber ein vertretbares“, sagt Dirk Herr. Ausschreibung und Genehmigungsverfahren liefen ausnahmsweise parallel, um Zeit zu sparen. Tatsächlich gebaut werde erst, wenn alle Zustimmungen da seien. Allein Grünen-Stadtrat Helge Landmann stimmte gegen das Vorhaben: „Die Ursachen liegen doch auf den Feldern. Dort muss man etwas ändern, anstatt technische Bauwerke quasi als Notstandsmaßnahme durchzupeitschen.“ Wenn man stark geneigte Ackerflächen nicht mit Wald oder wenigstens Senf bepflanze, könne sich das Problem schnell wiederholen.

Wann werden die Schäden im Triebischtal endlich repariert?

Der Bau von Rückhaltebecken ist das eine. Die Beseitigung der Schäden im Triebischtal selbst drängt ebenso. Noch immer gelten im Stadtteil Straßensperrungen und Umleitungen. Nach der jüngsten Stadtratssitzung ist allerdings ein Ende abzusehen. Die Räte beauftragten die Firma Strabag, für mehr als eine halbe Million Euro die Auswirkungen der Schlammflut zu beseitigen. Dabei werden unter anderem die beschädigten Straßen, Wege und Leitungen repariert. Außerdem erhält der teilweise verrohrte Kirchsteigbach eine größere Röhre – statt einem Meter misst die künftig 1,40 Meter. Auch sein Einlaufbauwerk wird erneuert und vergrößert. Gleichzeitig wird der Mühlgraben erneuert. Die Wege An der Hohen Eifer und Kirchsteig werden asphaltiert, die Ossietzkystraße so wie früher wiederhergestellt.

Was ist mit dem Schutz der anderen Meißner Stadtteile?

Meißen besteht aber nicht nur aus dem Triebischtal. „Was passiert, wenn so eine Wasserblase wie vom Mai das nächste Mal nicht an der Hohen Eifer niedergeht, sondern etwa an der Knorre?“, wollte Stadtrat Egbert Perßen wissen. Auch das habe man im Blick, versichert Baudezernent Steffen Wackwitz. „Bei der laufenden Untersuchung prüfen wir nicht nur das Triebischtal, sondern die Gesamtstadt. Schließlich haben wir überall Höhen- und Tallagen.“

Wie sieht der weitere Fahrplan bei den Bauarbeiten aus?

Läuft es nach Plan, kann das Rathaus am 2. September den Zuschlag für die ausgewählte Baufirma erteilen. Dann würde ab dem 4. September das Geröll an der Hohen Eifer beräumt, um Platz für den Straßenbau zu schaffen. Der Bau des Beckens wird mit acht Wochen veranschlagt. Die Arbeiten könnten also noch in diesem Jahr laufen – vorausgesetzt, die Plangenehmigung kommt rechtzeitig. „Wird ein Planfeststellungsverfahren nötig, dauert es erheblich länger“, sagt Dirk Herr.