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So verändert sich die Dresdner Heide

Hitzesommer, Stürme, Käferplagen und sinkendes Grundwasser machen dem Wald zu schaffen. Was Förster tun, um ihn zu retten.

Von Kay Haufe
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Ein und derselbe Standort, nur zur unterschiedlicher Zeit fotografiert. Am Dachsenberg musste Im Herbst 2019 ein großer Fichtenbestand gefällt werden, weil der Borkenkäfer drin saß. Das linke Foto stammt vom August des Vorjahres. Forstdirektor Heiko Mülle
Ein und derselbe Standort, nur zur unterschiedlicher Zeit fotografiert. Am Dachsenberg musste Im Herbst 2019 ein großer Fichtenbestand gefällt werden, weil der Borkenkäfer drin saß. Das linke Foto stammt vom August des Vorjahres. Forstdirektor Heiko Mülle © Christian Juppe

Der Splitt knirscht bei jedem Schritt unter den Füßen. Seit einigen Wochen ist der Kannenhenkelweg in der Langebrücker Heide damit belegt. "Die Waldwege waren durch die vielen Holztransporte aus dem Langebrücker Bereich stark in Mitleidenschaft gezogen, wir mussten sie jetzt erneuern", sagt Thomas Müller, Leiter Staatsforstbetrieb bei Sachsenforst. Er weiß, dass einige Anwohner mit dem neuen Belag Probleme haben. So könnten Kinderwagen nicht mehr richtig geschoben werden und auch das Radfahren sei mühsamer geworden, haben sie an ihn herangetragen. Aber Müller bittet um etwas Geduld.  "Natürlich haben wir den Kies ordentlich verdichten lassen. Aber er benötigt auch durchdringenden Regen, damit er sich festigt. In einigen Wochen ist die sandgeschlämmte Decke gut begeh- und befahrbar."     

Neues Gestein für die Waldwege

Statt gebrochenem Granit hat sich Sachsenforst für Splitt aus Ottendorf-Okrilla als Wegebelag entschieden, weil der mehrere Vorteile biete. "Er trocknet nicht nur schneller nach Regen ab, sondern ist auch radfahrerfreundlicher. Die kleinen Steine sind rund und zerstören damit nicht mehr die Reifen", sagt Müller. Das Material sei etwas heller, gelblicher als das alte, dunkle aber in den nächsten Monaten nach. Rund fünf Kilometer des Kannenhenkels von Langebrück bis in die Neustadt sollen bis Ende Februar fertig sein. Alle fünf Jahre werden die Waldwege gründlich instand gesetzt, Reparaturen sind alle ein, zwei Jahre dran, sagt Müller. "Wir wissen wie wichtig die Heide als Erholungsgebiet für die Dresdner ist."  

Diesen Winter habe es noch keinen gefrorenen Boden gegeben, der den problemlosen Abtransport des geschlagenen Holzes ermöglicht habe. Durch den Befall mit dem Borkenkäfer mussten deutlich mehr Bäume gefällt werden, die jetzt teilweise noch an den Waldwegen liegen. Doch der matschige Boden nimmt durch die schweren Fahrzeuge großen Schaden. Weil in den kommenden zwei Wochen noch mehr Holz aus dem Langebrücker Bereich  abgefahren werden muss, sei der neue Wegebelag ebenfalls wichtig.       

Der Kannenhenkelweg, hier in Langebrück, hat neuen Belag bekommen. 
Der Kannenhenkelweg, hier in Langebrück, hat neuen Belag bekommen.  ©  Foto: Rene Meinig

Borkenkäfer befällt nun auch andere Bäume

Im Vorjahr sind in der Dresdner Heide weitaus mehr Bäume geschlagen worden, als normal üblich, sagt Müller. Rund 50.000 Kubikmeter.  Das meiste davon waren Fichten, die immerhin ein Viertel der Heidebäume ausmachen. Die Flachwurzler litten besonders stark unter den zwei aufeinanderfolgenden Hitzesommern und wurden vom Borkenkäfer befallen. Da half nur, die befallenen Bäume zu fällen und schnell aus dem Wald zu bringen.

Weil viele Waldbesitzer in Deutschland das gleiche Problem haben, ist derzeit enorm viel Holz auf dem Markt, die Preise dagegen sind im Keller. "Aber wir müssen handeln, sonst hat der Käfer bald alles im Griff", sagt Müller. Ein Phänomen, was er vorher nicht kannte, musste er jetzt auch in der Heide feststellen. Der Borkenkäfer befällt nun auch Kiefern, was vorher nie der Fall gewesen sei. Am Dachsenberg habe Müller Spechte beobachtet, die an der Rinde junger Kiefern gepickt haben. "Als wir die Bäume untersucht haben, war klar, dass die enorm geschädigt sind. Da kann einem mit Blick auf die Zukunft schon langsam mulmig werden", sagt der Forstdirektor.

Die Heide braucht neue Bäume,  Heiko Müller setzt vor allem auf Eichen, deren Setzlinge er in der Hand hält.
Die Heide braucht neue Bäume,  Heiko Müller setzt vor allem auf Eichen, deren Setzlinge er in der Hand hält. © (c) Christian Juppe

Grundwasserspiegel noch lange nicht wieder aufgefüllt

Fehlendes Wasser ist auch bei den Kiefern der Grund dafür, dass sie Probleme haben. Obwohl ihre Wurzeln weitaus tiefer reichen als die der Fichten. Doch der Heideboden sei in der Tiefe nach wie vor staubtrocken, sagt Müller. Die jetzigen 50 bis 70 Liter Regen, die im neuen Jahr gefallen seien, reichten nicht annähernd aus, den abgesunkenen Grundwasserspiegel wieder aufzufüllen. Das hat auch Auswirkungen auf größere Laubbäume. Bei Pflegearbeiten haben die Waldarbeiter bei Buchen gemerkt, dass Kronen weitaus stärker geschädigt sind als angenommen. Im Frühjahr werde das ganze Ausmaß beim Austrieb sichtbar, sagt Müller. 

Sachsenforst reagiert auf gestiegene Temperaturen und fehlenden Regen bereits, indem andere, hitzeresistentere Baumarten gepflanzt werden. Vor allem Eiche und Weißtanne. "Das Bild der Heide wird sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern", hat Müller schon im Vorjahr prognostiziert. Langfristig werde die Fichte nicht komplett aus dem Wald verschwinden, aber nur noch fünf bis maximal zehn Prozent des Bestandes ausmachen. Das werde auch optisch auffallen, denn sie gehöre zur typischen Waldgesellschaft in der Dresdner Heide, so Müller.      

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