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So vernetzten sich die Neu-Görlitzer

Eine neue Facebook-Gruppe bietet Zugezogenen eine Austauschplattform. Bald soll es persönliche Treffen geben.

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Gruppengründerin Antje Wittig hat polnische Wurzeln und fühlt sich deshalb besonders wohl in Görlitz. Sie möchte, dass das auch andere Zugezogene tun.
Gruppengründerin Antje Wittig hat polnische Wurzeln und fühlt sich deshalb besonders wohl in Görlitz. Sie möchte, dass das auch andere Zugezogene tun. © Nikolai Schmidt

Willkommen in Görlitz, ihr wunderbaren und für die Zukunft der Europastadt so wichtigen Neugörlitzer und Neugörlitzerinnen“ – Diese Worte leiten einen der ersten Einträge in einer neu gegründeten Facebook-Gruppe namens „Neu in Görlitz“ ein. Antje Wittig hat die Internetgruppe vor einem Monat gegründet, um Neuankömmlinge in der Stadt online zu vernetzen. Nach dem abgeschlossenen Archäologiestudium in Marburg zog die 28-Jährige mit ihrem jetzigen Ehemann Ende 2017 nach Görlitz. „Ich bin in Deutschland geboren, aber meine Familie stammt aus Polen“, erzählt die Neugörlitzerin. Die Grenzstadt biete ihr „dass Beste aus beiden Ländern“. Dazu kommt, das ihr Mann als angehender Lehrer in der Region sehr gefragt sei. Für sie als Altertumsforscherin seien die Oberlausitz und Niederschlesien wahre Fundgruben.

Die Idee, eine Facebook-Gruppe für zugezogene Görlitzer zu eröffnen, kam Antje Wittig, nachdem sie bemerkt hatte, dass viele Nutzer in anderen Görlitzer Gruppen Fragen stellten und Anschluss suchten. „Es scheint genügend Leute zu geben, die erst seit kurzer Zeit in der Stadt sind und beispielsweise einen Friseur oder einen Hausarzt suchen.“ Die ganz einfachen, organisatorischen Fragen eben, die einem unter den Nägeln brennen, wenn man neu in fremder Umgebung ist. Kurzerhand beschloss Antje Wittig, für diese Fragen eine Plattform einzurichten.

In den ersten Stunden traten der Gruppe etwa 30 Nutzer bei, derzeit sind es etwa 170 Mitglieder. „Mit dem großen Interesse habe ich wirklich nicht gerechnet“, berichtet Antje Wittig. Sie freut sich, dass die Gruppe rege genutzt wird. „Wenn jemand eine Frage stellt, kommt eigentlich immer direkt Hilfe.“ Die Themen reichen dabei von der Suche nach einem Stromanbieter über das Lieblingslokal bis hin zum Austausch über Lebenswege und Beweggründe, in die Stadt an der Neiße zu ziehen. Denn davon gibt es so viele verschiedene, wie Görlitz Neuankömmlinge hat. Susan Rauch zum Beispiel. Die 24-Jährige studiert seit Oktober Gesundheitsmanagement an der Hochschule Zittau/Görlitz, stammt aus Bayern. Der Gruppe beigetreten sei sie, um „Leute kennenzulernen und mich hier wohler zu fühlen“. Außerhalb der Uni sei es schwer für sie, Anschluss zu finden. „Vielleicht lerne ich sogar Leute aus Bayern kennen, um ein bisschen das Gefühl von Heimat zu haben.“ Am liebsten würde sie sich einer Schafkopfrunde anschließen. Mit einigen Gruppenmitgliedern steht sie bereits in persönlichem Kontakt. „Görlitz ist eine recht offene Stadt, es gibt viele Veranstaltungen, schöne Häuser und die Hochschule ist toll“, beschreibt sie ihren neuen Wohnort. Nur an besseren Einkaufsmöglichkeiten fehle es.

Auch Nico und Ina Altmann-Oettel sind bei „Neu in Görlitz“ aktiv. Mit zwei ihrer insgesamt vier Töchter zogen die weitgereisten Eheleute – die letzten 13 Jahre haben sie in Norwegen gelebt – Ende 2018 nach Görlitz. Die Wahl des neuen Wohnorts trafen sie aus zwei Gründen: Die Nähe zu Polen und Tschechien und die interessante Geschichte der Stadt. Auf die Gruppe aufmerksam geworden seien sie durch andere Görlitzer Facebook-Gruppen. „Wir erhoffen uns dadurch vor allem Informationen über Ärzte oder gute Restaurants“, berichtet Ina Altmann-Oettel. Generell sei ihr der Austausch mit anderen Neugörlitzern sehr wichtig.

Erstes Treffen im Frühling

Um diesen Austausch auf die nächste Ebene zu heben, plant Gruppengründerin Antje Wittig ein persönliches Treffen für interessierte Mitglieder, „aber erst im Frühling, wir wollen ja schönes Wetter“. Dabei denkt sie an einen gemeinsamen Stadtrundgang oder eine gesellige Kneipenrunde. Genaue Pläne gebe es aber noch nicht. „In der Altstadt sieht man oft geführte Gruppen“, erzählt die gebürtige Nordrhein-Westfalenerin. „Die bestehen meist aus älteren Jahrgängen und natürlich aus Touristen.“ Bei der Gründung von „Neu in Görlitz“ habe sie vor allem an junge Leute wie sie gedacht, die beispielsweise wegen des Partners, des Studiums oder des Berufseinstiegs nach Görlitz kommen.

„Wer einen neuen Lebensabschnitt in einer Stadt beginnt, hat es oft schwer, Anschluss zu finden“, schildert Antje Wittig ihren Eindruck. Sie denke dabei auch an junge Eltern oder Arbeitssuchende. Die Facebook-Gruppe sei natürlich trotzdem für alle da.

Bisher ist die Gruppengründerin alleinige Administratorin. Langfristig würde sie sich über Unterstützung bei der Gruppenverwaltung freuen, am besten jemand, der Erfahrung mit Online-Foren hat und sich vielleicht auch gut in Görlitz auskennt. Denn letztendlich ist es der Austausch zwischen „Alt“ und „Neu“, der Zugezogenen ein Heimatgefühl geben kann.

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