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So wie es einst Sache der Spritzer war

Angenommen, Sie haben mit einem Programm das Jubiläum „50 Jahre Stahlspritzer“ zu würdigen, was würde Ihnen da einfallen? Vielleicht könnten Sie sich eine Wiederbelebung jener Erfolgsnummern vorstellen, die der immens kreative Spritzer-Chef Horst Kraut vor Jahr und Tag zur Premiere brachte.

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Von Heinz Fiedler

Angenommen, Sie haben mit einem Programm das Jubiläum „50 Jahre Stahlspritzer“ zu würdigen, was würde Ihnen da einfallen? Vielleicht könnten Sie sich eine Wiederbelebung jener Erfolgsnummern vorstellen, die der immens kreative Spritzer-Chef Horst Kraut vor Jahr und Tag zur Premiere brachte. Etwa das urige „kleine Haus am Wald“ oder der parodistisch-musikalische Spaß „vom Trichtergrammophon zur Musikbox“ – Titel, die zum Standardrepertoire gehörten. Eine Neuauflage dürfte sich indes als ein schwieriges Unterfangen erweisen. Die Talente von seinerzeit lassen sich nicht so ohne Weiteres durch Talente von heute ersetzen.

Steffen Ryssel, von 1985 an selbst sechs Jahre Spritzer-Mitglied, entschied sich für einen anderen Weg. Die Idee dazu kam ihm, als sich die Spritzer-Oldies Wiegand, Schirmer, Querner, Anger vor zwei Jahren im Stadtkulturhaus vom Publikum der „Guten Laune“ verabschiedeten. Für Ryssel eine Inspiration. Von Stund´ an arbeitete er zwei Jahre lang an einem Programm, das er der vor einem halben Jahrhundert vollzogenen Gründung des einzigartigen Ensembles des Edelstahlwerkes widmen wollte. Infrage kam für ihn keine Adaption verflossener Knüller. Ihm lag daran, die Leute nach Stahlspritzerart zu unterhalten. Viel Mühe, die, das steht seit vergangenen Sonnabend fest, sich gelohnt hat. Zu beiden sehr gut besuchten Vorstellungen der „Guten Laune“ Begeisterung und rauschender Beifall.

Bejubelter Abba-Auftritt

Der Initiator wurde als souverän-unkonventioneller Moderator und Darsteller (Spejbl und Hurvinek) selbst zu einem Mittelpunkt des Programms, das durchaus revueartigen Zuschnitt hatte. Es gab keine Langatmigkeiten, die Szenen wechselten rasch. Für die musikalische Flanke zeichnete Harald Kraut (Violine, Gitarre) verantwortlich. Gemeinsam mit Robert Hahn, dem Sänger mit der großen Bandbreite, Dieter Müller (Gesang, Gitarre), Willi Rohrbach/Benjamin Kraut (Schlagzeug) und Alex Köhler (Keyboard) sorgte er für einige Glanzpunkte. Ein Knaller der bejubelte Abba-Auftritt von Mandy Schwarz und Claudia Schugk, ehemalige Spritzer-Angehörige.

Neunjähriges Bühnentalent

Wolfgang Hantschmann, ebenfalls ein Mann mit Spritzer-Vergangenheit, erwies sich ein weiteres Mal als Erzkomödiant. Mit der edel singenden Partnerin Elli Sommer setzt er wie nebenher seine Pointen. Das erinnerte etwas an die Münchner Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Vergnüglich ihr Vortrag von lange nicht gehörten Jux- und Küchenliedern, die man einst zu Vereinsvergnügen und Familienfeiern sang.

Carsten Weidling, Sohn des unvergessenen O. F., plauderte sehr gekonnt und amüsant über Reisen in ferne Länder. Hans-Peter Mätzke hat als Schlager singender Senior nach wie vor Charme und Stimme. Als jüngste Talente stellten sich die bühnensicher zaubernde neunjährige Ryssel-Tochter Anna und Ricarda Kraut (Violine) mit Kalman-Melodien vor. Das Tanzstudio Freital empfahl sich mit zwei exakt ausgeführten modernen Tänzen.

Ein Sonderlob dem von Hans-Georg Pretzsch geleiteten Poisentaler Blasmusikanten, die schon während der Einlasszeit musizierten. Ein vorzügliches Ensemble, das auf der Bühne mit böhmisch-tiroler Klängen brillierte. Und noch eine Besonderheit: Horst Krauts Sohn Andreas unterstrich mit einer Foto- und Dokumentenausstellung das Anliegen der Veranstaltung. Die „Gute Laune“ entließ ihre Besucher tatsächlich mit guter Laune.