Von Sylvia Mende
Ein gigantisch großer Kran steht auf dem Feld oberhalb von Mochau. Sein Arm ist etwa auf einer Länge von 100 Metern ausgefahren. Der Fahrer hat es sich in seiner gläsernen Kabine gemütlich gemacht. Vor allem von seiner Präzessionsarbeit hängt ab, ob am Ende des Tages die Windmühle steht.


Das Fundament für die Mühle wurde bereits im November gebaut. In der vergangenen Woche kamen die Elemente mit mehreren Schwerlasttransportern nach Mochau. Am Donnerstag setzten die Bauarbeiter die ersten zwei Segmente des Turmes mit einer Gesamthöhe von 50 Metern. Beide Teile wogen zusammen etwa 50 Tonnen.
Auf diesen 50 Meter hohen Turm wird nun das dritte Segment mit einer Länge von 30 Metern und einem Gewicht von 35 Tonnen gesetzt. Ab 8 Uhr haben die vorbereitenden Arbeiten begonnen und gegen 9 Uhr schwebt der dritte Teil des Turmes ganz langsam nach oben.
Millimeterarbeit gefragt
Fast herrscht Windstille und damit bestes Montagewetter für Windmühlen. Der Bauzeitplan ist nicht in Gefahr. Am Nachmittag werden die 43 Meter langen Rotorblätter montiert. Dann ist das Bauwerk zumindest äußerlich fertig und bekommt noch sein Innenleben. Ende nächster Woche soll der Probebetrieb beginnen, erklärt Maik Hoffmann. Er ist Bauleiter von Sabowind aus Freiberg, dem Unternehmen, das die Windkraftanlage errichten lässt, hat.
Aus einer Höhe von 50 Metern schauen drei Mitarbeiter aus dem Turm heraus. Sie sehen vom Boden aus wie Spielzeugfiguren und sind dafür verantwortlich, dass das letzte Segment genau auf dem zweiten aufsitzt. Das ist Millimeterarbeit. Ein Mitarbeiter ist direkt mit dem Kranführer per Sprechfunk verbunden. „Es gibt in diesem Moment nur die vier Kommandos links, rechts, gerade herunter und Last ab. Ist etwas nicht korrekt, wird Last auf gefordert“, so Maik Hoffmann. Etwa fünf bis zehn Zentimeter liegen noch zwischen den zwei Segmenten. Das schwebende wird in absolute Ruhe versetzt. „Sobald ein lautes Klackern im Turm zu hören ist, sitzen die Bolzen perfekt und werden verschraubt. Die dabei entstehenden Geräusche können nur mit entsprechendem Schutz ertragen werden. Der Turm hat eine hohe Resonanz“, sagt Maik Hoffmann. Zwölf Minuten später ist es dann so weit. Die Geräusche erinnern an eines lautes, schrilles Zwitschern. Mit entsprechender Hydraulik werden die Muttern festgezurrt.
Jetzt, wo alles sitzt, kann auch das Maschinenhaus aus der Nähe betrachtet werden. Das muss nun als nächstes Teil den Höhenunterschied von mehr als 80 Metern überwinden. Ein Team bereitet alles vor. Im Maschinenhaus, das einem supermodernen Campingwagen ähnelt, befinden sich das Getriebe, ein Generator und eine Triebstange. Auf der Hülle wurden zwei Feuer, dass sind die, die im Dunklen blinken, und zwei Anemometer, dabei handelt es sich um Windmesser, befestigt.
Die Männer verschließen um 9.20 Uhr die Luke. Während unten schon alles für den nächsten Arbeitsgang vorbereitet wird, fällt 9.27 Uhr die „Last vom Kran“. Das heißt, die Seile vom dritten Segment, werden entfernt. 9.40 Uhr schwenkt der Kranarm langsam zum Montageteil. Erst jetzt ist zu sehen, dass der Kranhaken so hoch, wie ein Mitarbeiter groß ist. Als das Turmteil an ihm hing, hätte man denken können, es handelt sich um ein Teil aus dem Spielzeugkasten.
Damit die Statik stimmt
„Ab dem dritten Segment müssen wir wegen der Statik durchbauen. Wichtig ist die Last, die mit dem Maschinenhaus kommt“, so Hoffmann. Das ist das schwerste Teil an der Windmühle und wiegt etwa 70 Tonnen.
Während die Montagehilfe am Maschinenhaus befestigt wird, sind die Mädchen und Jungen der Kita Villa Regenbogen eingetroffen. Maik Hoffmann erklärt, wie die Windmühle aufgebaut wird. Die Kinder winken den „Spielzeugmitarbeitern“, die nun aus dem Turm mit einer Höhe von 80 Metern schauen.
Dann geht es los. Die Seile am Maschinenhaus straffen sich. Der 70-Tonnen-Koloss bewegt sich ganz langsam, wie in Zeitlupe, nach oben. Fünf Männer ziehen wie beim Drachensteigen an den Seilen und laufen in Richtung Feldrand. Sie jonglieren den Koloss in die richtige Richtung. Die Krankabine kippt nach hinten, damit der Fahrer eine gute Sicht nach oben hat.
Das Maschinenhaus schaukelt etwas. 10.30 Uhr hängt es in mehr als 80 Metern Höhe. Dann beginnt die Millimeterarbeit für den Kranfahrer und das Team im Turm. In Zeitlupe lässt der Kranfahrer das 70-Tonnen-Maschinenhaus herunter. Das passt nicht genau. 10.35 Uhr wird noch einmal neu angesetzt. Alles passt. Um 10.42 Uhr klickt es. Das Maschinenhaus sitzt auf dem letzten Segment. Das schrille Zwitschern ist wieder zu hören. Als Nächstes wird die Nabe nach oben gezogen. Sie gleicht der Landekapsel einer Rakete. Am Nachmittag werden noch die drei Rotorblätter an der Nabe befestigt.