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Sonnenstrom für Gummistreifen

Bei Lausitz Elaste in Rothenburg werden erstmals Radreifen für Straßenbahnen hergestellt. Und das bald mit neuer Technik.

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© André Schulze

Von Katja Schlenker

Unförmig liegen die schwarzen Gummistreifen auf dem Tisch vor Gregor Walter. Hinter ihm wartet die blaue Maschine darauf, befüllt zu werden. Kaum vorstellbar, was aus dem Gummi alles entstehen kann. Derzeit werden bei der Firma Lausitz Elaste in Rothenburg Radreifen für Straßenbahnen hergestellt. Zum ersten Mal überhaupt. Der Rohgummi wird in die Maschine gelegt und dort mittels Druck und Temperatur zum Radreifen gepresst, erklärt Mitarbeiter Gregor Walter. Bei 160 Grad Celsius wird der Gummi flüssig und passt sich der vorgegebenen Form an. Produziert werden die Radreifen für die Gröditzer Werkzeugbau und Schleiftechnik GmbH, die zwischen Riesa und Elsterwerda gelegen ist. Der Radreifen aus Gummi dient dazu, die Geräusche der Straßenbahnräder zu dämpfen.

Die Maschinen laufen auf Hochtouren, denn für das Verarbeiten von Gummi werden Temperaturen, Druck und folglich Strom gebraucht. Um unabhängiger vom Markt zu werden, ist nun eine Lagerhalle umgebaut worden. Auf dem Dach wird fortan Sonnenstrom produziert. Die Anlage liefert 450 Kilowatt. In den Hallen am Flugplatz werden pro Jahr zwischen 1,2 und 1,3 Millionen Kilowattstunden verbraucht. Zum Vergleich: Bei einem Vier-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus sind es jährlich im Durchschnitt 4 400 Kilowattstunden. Dies ist auf der Internetseite Die Stromsparinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit nachzulesen. Rund 273 Haushalte verbrauchen also in etwa so viel Strom wie Lausitz Elaste.

Nächste Woche soll die Anlage ans Netz gehen, sagt Geschäftsführer Ulrich Dedeleit. Neben dem alten Dach ist auch der in der Lagerhalle verbaute Asbestzement entsorgt worden. In der Halle gibt es auch Kühlräume. Dort werden gewisse Sorten des Gummis gelagert, bis sie verwendet werden. In den vergangenen Jahren ist vorsichtig investiert worden, sagt Ulrich Dedeleit. Statt eine große Firma hinzustellen, sei immer gewartet worden, bis die Aufträge da sind und dann Stück für Stück umgebaut worden, wie es die Finanzen erlauben, erklärt der Geschäftsführer. Das hat sich bewährt. Im vorigen Geschäftsjahr ist der Umsatz um eine Million Euro zum Vorjahr gestiegen – auf acht Millionen Euro. Das ist auch möglich, weil das Unternehmen zahlreiche Standbeine hat und nicht auf eine Branche fixiert ist. Schließbügel für den Kofferraum, Dichtungen für Armaturen oder Teile für Fenster- und Türrahmen entstehen hier ebenso wie Duschmatten. Unternehmen wie der Waggonbau in Niesky ordern hier Teile aus Gummi, die beim Bau von Eisenbahnwaggons notwendig sind. Sogar Eishockeypucks werden in Rothenburg produziert. Allerdings eher selten, sagt Ulrich Dedeleit.

Mitte der 1980er Jahre ist der studierte Maschinenbauer zum Unternehmen gekommen, zunächst als Betriebsteilleiter. Als Peka Gummiwerk Niesky ist die Firma 1942 gegründet worden. Dreißig Jahre später wird der Betrieb verstaatlicht und in VEB Gummiwerk Niesky umbenannt. 1976 wird der Nieskyer Betrieb als Betriebsbereich II in den VEB Ostsächsische Gummiwerke Polenz eingegliedert. Nach der politischen Wende wird dieser Volkseigene Betrieb in vier Teilgesellschaften umgewandelt. Der Betriebsbereich Niesky wird zur Lausitz Elaste GmbH. 66 fest angestellte Mitarbeiter zählt die Firma heute. Hinzu kommen rund zwanzig Leiharbeiter. Außerdem bildet das Unternehmen aus. Zwei Studenten der Berufsakademie und zwei Lehrlinge arbeiten momentan mit. Im September kommen zwei Lehrlinge hinzu.

Im Jahr 1993 ist der Betrieb vom Nieskyer Stadtzentrum an den Rothenburger Flugplatz gezogen. Der Standort an der Bautzener Straße, wo heute der Netto-Einkaufsmarkt steht, ist nicht ideal, erklärt Ulrich Dedeleit. Das hängt mit der Produktion zusammen und auch mit der Fläche. Am Flugplatz gibt es noch Möglichkeiten, sich auszuweiten. Unter anderem wird als nächstes der Bereich Farbgebung ausgebaut. Dort kommt zum Beispiel das Haftmittel dran, damit der Gummi hält, wenn er mit Metall verbunden wird. Das passiert etwa bei Dichtkolben für Armaturen.