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Sorgen um Schloss Seußlitz

Gerüchte über eine Zwangsversteigerung machen die Runde. Das ist nicht das einzige Problem.

Von Kevin Schwarzbach
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Die Bäume im Schlosspark haben ihre Blätter schon größtenteils verloren. Die Zukunft der Sehenswürdigkeit ist derweil weiter ungewiss.
Die Bäume im Schlosspark haben ihre Blätter schon größtenteils verloren. Die Zukunft der Sehenswürdigkeit ist derweil weiter ungewiss. © Sebastian Schultz

Diesbar-Seußlitz. Die Gerüchte halten sich schon seit Jahren beharrlich. Während das einst prunkvolle Barockschloss Seußlitz vor sich hin vegetiert und der angrenzende Park allein durch das ehrenamtliche Engagement einiger Bürger vor der Verwilderung bewahrt wird, tauchen im Ortsgespräch immer wieder Gerüchte zum Eigentümer auf. Jüngst machte die Nachricht die Runde, dass das Schloss zwangsversteigert worden wäre.

Ein Gerücht, das vor allem durch überregionale Medienberichte befeuert wird. Laut denen hat Stararchitekt Stephan Braunfels, der seit dem Jahr 2000 im Besitz von Schloss Seußlitz ist, wegen eines Streits mit einem seiner Auftraggeber derzeit Außenstände in Millionenhöhe. Um die aufzufangen, habe er bereits sein Haus in Potsdam und Teile seiner Kunstsammlung verkaufen müssen. War nun also auch Schloss Seußlitz dran?

Der Architekt selbst äußerte sich auf Anfrage der Sächsischen Zeitung nicht zu dieser Frage. Er war weder per Mail noch telefonisch zu erreichen.

Dafür gibt es eine Auskunft vom zuständigen Amtsgericht in Dresden. Dort habe es laut Sprecherin Birgit Keeve zuletzt keine Zwangsversteigerung von Schloss Seußlitz gegeben. Es seien aber derzeit interne Prozesse am Laufen, zu denen die Sprecherin zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskunft geben könne. Das habe auch damit zu tun, dass das Schlossgelände in mehrere Flurstücke unterteilt sei, was die Prozesse verkompliziere.

Mindestens vier dieser Flurstücke gehören laut Freistaat unmittelbar zum Schlossgelände, beherbergen also das Schloss selbst oder den angrenzenden Park samt Teich. Wie viele davon im Besitz von Stephan Braunfels sind und welche Flurstücke ihm darüber hinaus womöglich noch gehören, ist unklar.

Ebenso wie die Zukunft des Schlosses. Schon seit Jahren beschäftigt der schlechte Zustand des einstigen Vorzeigeobjekts die Gemeinde Nünchritz. Denn nachdem vor zwei Jahren der Hausmeister gekündigt hatte, weil seine Rechnungen nicht bezahlt worden seien, verkam neben dem Schloss auch der Park zusehends. Im Nünchritzer Rathaus trudelten daraufhin reihenweise Beschwerdemails ein. Viele Touristen konnten nicht glauben, in welch miserablem Zustand die Sehenswürdigkeit war, obwohl in unzähligen Reiseführern mit ihr geworben wird.

Zwei Optionen für die Zukunft

Diese Querelen rund um Schloss Seußlitz sind für Matthias Donath nichts Neues. Der Denkmalschützer und Vorsitzende des Förderkreises Schlösserland Sachsen kennt das Problem. „Rund um Seußlitz haben wir eine dichte Ballung von solchen Fällen“, sagt Donath. „Viele dieser Objekte wurden in den 90er-Jahren privatisiert. Damals hegte man die Hoffnung, die Schlösser auf diese Weise in eine gute Zukunft zu führen.“ 

Doch das habe laut Donath nicht den gewünschten Effekt gebracht. Vielmehr sei in rund zwei Dritteln der Fälle das Gegenteil eingetreten. – Damit das Barockschloss in Seußlitz eine Zukunft hat, sieht Matthias Donath nur zwei Optionen. „Entweder es findet sich ein privater Eigentümer, der das Objekt gemeinsam mit der Öffentlichkeit erhalten will“, so der Denkmalschützer. „Oder aber die Gemeinde übernimmt das Objekt in ihren Besitz.“

Die hatte es im Jahr 2.000 für knapp 700.000 D-Mark an Stephan Braunfels verkauft. Aus dessen geplanten Wellnesshotel ist jedoch nichts geworden. Das Objekt nun zurückzukaufen und selbst zu retten, übersteige aber die Möglichkeiten der kleinen Gemeinde Nünchritz, betont Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). 

Immerhin hat man seit knapp einem Jahr Kontakt zu einem Vertreter von Stephan Braunfels. Mit dem haben die Gemeinde und die ehrenamtlichen Parkpfleger auch geklärt, dass sie zumindest am Schlosspark weiterhin für Ordnung sorgen dürfen. Anders weiß man sich in Diesbar-Seußlitz mit Blick auf den Tourismus derzeit nicht zu helfen. Denn der Besitzer selbst schweigt zur Zukunft des Schlosses.