Das Riesenrad reicht. 35 Meter Höhenunterschied in gemütlicher Umdrehung sind Aufregung genug für Martha Adolphi und ihren Freund Paul Kiesbye. Außerdem hat man von ganz oben einen gigantischen Ausblick – nicht nur auf den Jacobimarkt, sondern auf ganz Neugersdorf und die Umgebung. Das gefällt dem jungen Paar vor allem deshalb, weil sie die Region noch nicht so gut kennen. Das Studentenpaar lebt in Dresden, Martha kommt aus Mecklenburg, Paul ist Hamburger. In Neugersdorf sind sie zu Besuch, auch wegen des Jacobimarktes.
Ihr Eindruck vom bunten Volksfest ist durchweg positiv. „Etwas Ähnliches haben wir zwar schon gesehen, zum Beispiel bei Stadtfesten“, sagt Martha. „Aber nicht so groß“, ist die junge Frau beeindruckt. Dabei ist das Fest diesmal nicht ganz so spektakulär wie in anderen Jahren. Ein Publikumsmagnet zum Beispiel, das Fahrgeschäft „Projekt 1“, ist nicht mehr dabei. „Es wurde ins Ausland verkauft“, sagt Schissn-Veranstalter Rene Linke. Deshalb kommt es nicht mehr nach Neugersdorf. Er wolle sich nun für die kommenden Jahre nach einem Ersatz umsehen, sagt Linke.
Auf Kopfstände und verrückte Drehungen in schwindelerregender Höhe müssen Jacobimarkt-Besucher in diesem Jahr verzichten. Auch andere Attraktionen wie die Achterbahn Roller Coaster, die Monster-Bahn – eine Art Riesenschaukel – oder Around the World – ein gigantischer Kettenflieger – fehlen.
„Durch den Verkauf von einigen Fahrgeschäften haben wir in diesem Jahr im Vorfeld Probleme gehabt“, berichtet René Linke. Einige werden aber im nächsten Jahr wieder dabei sein, denn sie kommen im Wechsel mit anderen Fahrgeschäften, blickt der Veranstalter schon jetzt voraus.
„Dann werden wir wieder eine super Besetzung haben.“ Der Stimmung tut das Fehlen einiger Fahrgeschäfte in diesem Jahr keinen Abbruch. Vielen Besuchern fällt es sogar nicht einmal auf. „Es ist eine gute Mischung, wie immer“, sagen eingefleischte Schissn-Gänger. Eine Gruppe junger Tschechen kommt gerade zerzaust und mit roten Gesichtern vom Jet Force. 23 Meter hoch geht es hier über Kopf in die Luft bei donnernder Musik aus den Lautsprecherboxen.
Eva ist das zu viel. Die junge Tschechin ist lieber draußen geblieben und filmt die wilde Fahrt ihrer Kumpels mit dem Handy. Wie die Jugendlichen kommen immer mehr Gäste aus dem Nachbarland, die Zahl der tschechischen Besucher ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Dafür tut der Veranstalter einiges. Bis in den Liberecer Raum wird mit Plakaten geworben, außerdem im tschechischen Radio. Die Internetseite zum Jacobimarkt gibt es auch auf Tschechisch. Die Mühe lohnt sich. Eva und ihren Freunden gefällt’s. Nach einer Erfrischungspause wollen sie noch einmal zum Jet Force zurückkommen.
Für Martha und Paul ist nach der Fahrt im Riesenrad erst mal Schluss mit der ungewohnten Fortbewegung in der Luft. Sie schlendern lieber auf ihren eigenen Beinen mit ihren Neugersdorfer Gastgebern zum nächsten Bierstand. Auch in dieser Hinsicht hat ja die Oberlausitz einiges zu bieten. Später geht’s vielleicht noch – ganz zünftig – auf den Autoscooter.
Weitere Jacobimarkt-Höhepunkte: heute und morgen, jeweils ab 14 Uhr geöffnet;
heute: Familientag mit reduzierten Preisen;
morgen: 22.15 Uhr Abschlussfeuerwerk