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Spatzennest wird Willkommenskita

Die Kita in Pappendorf besuchen bereits Flüchtlingskinder. Für die Erzieher ist das nicht immer leicht.

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Von Peggy Zill

Mit knapp 250 Plätzen ist in Mobendorf im Striegistal die größte Unterkunft für Asylbewerber im Landkreis. Aktuell leben hier 62 Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. Die kleinsten besuchen das Striegistaler Spatzennest in Pappendorf. Etwa 17 Flüchtlingskinder im Kindergartenalter werden dort zurzeit betreut. Nun wird das Spatzennest eine von vier sogenannten Willkommenskitas in Sachsen. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) will Kitas bei der Aufnahme von Flüchtlingskindern mit Schulungen für das Personal, Beratern vor Ort und dem Aufbau von Netzwerken unterstützen. „Wir freuen uns, dass wir dazu gehören. Das ist ein wichtiger Schritt voran“, wie Isabel Spickenreuther, die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, sagt. Was das Projekt genau beinhaltet, wann es beginnt und welche Ideen umgesetzt werden sollen, darüber will sie lieber noch nicht sprechen. „Es gibt vieles, das noch fehlt.“ Kurse für die Erzieher habe es bisher zum Beispiel noch gar keine gegeben. Während die Kinder die neue Sprache schnell lernen, ist die Kommunikation mit den Eltern oftmals nicht leicht. „Auch in der Vorschulgruppe ist es schwieriger. Wir Erzieher fragen uns dann immer, ob wir allen Kindern gerecht werden oder wir uns zu viel um die Kinder der Asylbewerber kümmern“, erklärt Isabel Spickenreuther.

Kita bekommt Coach

Die Sprachbarriere, der Umgang mit den zum Teil traumatisierten Kindern, die anderen kulturellen Wertvorstellungen und der erhöhte Betreuungsaufwand sind laut DKJS nur ein paar der Probleme, vor denen das Kitapersonal steht. Das Programm Willkommenskita soll Antworten auf die wichtigsten Fragen geben. Dazu bekommen die Einrichtungen Besuch von einem Coach, der bei der Umsetzung des Bildungsplans und der Entwicklung kultureller Vielfalt hilft. Außerdem sind Treffen mit anderen Pädagogen aus Willkommenskitas geplant und es soll Fortbildungen für die Erzieher geben. Finanziert wird das Programm vom sächsischen Innenministerium sowie dem Kultusministerium. Bis Ende 2014 sind vorerst 45 000 Euro eingeplant, das Projekt soll bis 2017 laufen.

Das Striegistaler Spatzennest wurde erst vor einem Jahr eröffnet. 1,6 Millionen Euro sind in den Umbau der ehemaligen Schule investiert worden. Nach 40 Monaten Bauzeit ist nun Platz für 30 Krippenkinder, 57 Kindergarten- und 70 Hortkinder. Eine Grundschule gibt es im Ort ebenfalls.

Auf die Ergebnisse des Projekts ist auch die Ausländerbeauftragte des Kreises, Annett Schrenk, gespannt. „Eine Begleitung der Kitas beim Erwerb interkultureller Kompetenz ist wichtig“, sagt sie. „Gerade jetzt, wo die Zahl der Asylbewerber steigt.“ Sie wisse aus Gesprächen mit Schulen, in denen es sogenannte DaZ-Klassen, in denen Deutsch als Zweitsprache unterrichtet wird, gibt, dass die Kommunikation mit den Eltern von vielen als schwierig beschrieben wird. Mit den Problemen, die in den Kitas auftauchen, habe sie sich bisher noch nicht so intensiv beschäftigt. In der Koordinierungsgruppe Asyl in Freiberg werde das aber sicherlich bald eine Rolle spielen.

Kein Platzmangel in Döbeln

Denn mit den steigenden Flüchtlingszahlen werden in Freiberg die Betreuungsplätze für die Kinder knapp. Wie SPD-Kreisrat Sven Krüger zum Kreistag erklärte, liegen bereits 28 Anträge für einen Kitaplatz vor, erst zehn konnten vermittelt werden. Bis Jahresende rechne die Stadt mit 70 Anträgen. Auch im Grundschulbereich seien die Kapazitäten begrenzt. Nur eine Grundschule in Freiberg hat eine DaZ-Klasse. Diese besuchen aber auch die Kinder aus Mobendorf.

In den Döbelner Kitas ist die Situation noch entspannt, wie die Stadt mitteilt. Derzeit werden zwölf Kinder aus asylsuchenden Familien in verschiedenen Kitas betreut, so Stadtsprecher Thomas Mettcher. „Die Leiterin des Asylbewerberheimes in der Friedrichstraße steht in laufenden Kontakt mit der Stadt Döbeln und informiert uns, wenn Betreuungsbedarf besteht“, so Mettcher. Bisher sei es immer gelungen, Plätze in verschiedenen städtischen Kitas bereitzustellen. Aktuell sind die Kitas zu etwa 95 Prozent mit in Döbeln wohnhaften Kindern ausgelastet.