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Spielzeug für große Jungs

Hendrik Seipt fertigt Baumaschinenmodelle. Sie sind detailgenau und funktionieren  –  und deshalb ziemlich teuer.

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Von Annett Heyse

Wer schon immer mal ohne viel Erfahrung einen 35-Tonnen-Radlader steuern wollte, muss nur nach Rabenau kommen. Da steht er: ein Volvo L 250 G. Dicke Bereifung, große Schaufel, viel Kraft. Er steht am Rande eines Sandhaufens, bereit zum Einsatz. Allerdings muss man nicht in eine Fahrerkabine klettern, um die Maschine in Bewegung zu setzen. Man greift zur Fernbedienung. Und der Sandhaufen liegt auch nicht unter freiem Himmel, sondern im ersten Geschoss eines unscheinbaren Gewerbegebäudes am Stadtrand von Rabenau. „Truckmodelle Hendrik Seipt“ steht über der Eingangstür.

Dahinter liegen auf zwei Etagen verteilt die Produktionsräume einer Manufaktur, die im Maßstab von 1:14,5 Bagger, Lkw und Baumaschinen herstellt. Die Fahrzeuge bestehen aus Kunststoff und viel Metall. In ihrem Inneren steckt jede Menge Elektronik, damit die Modelle klingen und fahren wie im wahren Baustellenleben. „Im Prinzip ist es Spielzeug für Erwachsene“, sagt Firmen-Chef Hendrik Seipt. Er ist der Chef von acht Mitarbeitern und kann eine Firmengeschichte erzählen, die einst im Bastelkeller eines Rabenauer Hauses begann. Denn der Enddreißiger ist seit seiner Schülerzeit begeisterter Modellbauer. Schon als Jugendlicher sägte er aus Holz Bauteile für einen Campinganhänger, später baute er Abschlepp-Lkws aus Holz und Kunststoff. „Mit einem Kumpel besorgte ich mir die Maße bei Werkstätten, wir machten Fotos von den Originalfahrzeugen, fertigten Zeichnungen und gossen die Bauteile“, erinnert er sich. Richtiges Basteln und friemeln sei das gewesen, erklärt er. Bald schwenkte Hendrik Seipt auf Baumaschinen um, zunächst auf Bagger und Kipper. Das waren noch Standmodelle – Staubfänger für die Vitrine, würde wohl manche Hausfrau sagen. Der Hobbybastler fuhr damit auf Fachmessen, präsentierte seine höchst anspruchsvollen und detailgenauen Modelle, erntete Lob, vor allem aber Aufmerksamkeit von kauflustigen Interessenten.

Also meldete Seipt, inzwischen als Tischlergeselle in einem Möbelwerk angestellt, 2006 einen Nebenerwerb an. In Feierabendarbeit fertigte er die ersten kommerziellen Modelle. Die Vorlagen kamen nun schon von den Herstellern der Originalfahrzeuge, vor allem von der Firma Liebherr, deren Bagger er nachbaute. 2008 zog er in das Gewerbegebäude am Rabenauer Forstweg um. Heute werden hier auf Bestellung monatlich fünf bis sechs Modelle gebaut – Bagger, Dumper, Radlader von Volvo und Bell beispielsweise. Gewicht: je nach Ausstattung um die zwölf Kilo. Und auch wenn die Kunststoffformen heute von einem Heidenauer Zulieferer kommen – vieles ist Handarbeit geblieben. Die Elektronik beispielsweise. 600 bis 100 Einzelteile stecken in einem Fahrzeug. Und deshalb sind sie teuer. Wer einen voll funktionstüchtigen Dumper oder Bagger haben will, muss schon 6 000 bis 7 900 Euro hinblättern. Zur Käuferschicht zählen trotzdem nicht die Freaks. Hendrik Seipt: „Es kommen Liebhaber, die Fahrer solcher Fahrzeuge, aber auch Firmen, die so etwas für die Vitrine haben wollen.“

www.truckmodelle-hs.de