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Staatsstraße 88 bald flutsicher?

Das Landesamt für Straßenbau will für den Neubau der Trasse im zweiten Quartal dieses Jahres drei Varianten vorlegen.

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Von Antje Steglich

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) weiß zwar, dass die Staatsstraße 88 im Hochwasserfall ein Hindernis darstellt, sagte Abteilungsleiter Ronald Faß. „Die S 88 ist aber keine Fehlplanung.“ Als die Straße vor über zehn Jahren in den alten Elbarm hinein gebaut wurde, habe es die Erfahrungen vom Hochwasser 2002 beziehungsweise 2013 eben noch nicht gegeben, verteidigte er die Planungen. Zudem galt das Naturschutzgebiet Gohrischheide damals wie heute als unantastbar, dort reinzubauen sei ein „No-Go“. „Aber wir denken im Ganzen“, erklärte er am Montagabend im Technischen Ausschuss Zeithain. Und im Zuge der Neuplanung der Bundesstraße 169 zwischen Riesa und Röderau (SZ berichtete gestern) werde auch die S 88 neu geplant. „Da sind wir aber noch nicht so weit“, so Ronald Faß, das Lasuv stellte die Vorstellung der Vorplanung für das zweite Quartal 2015 in Aussicht.

Schon jetzt scheint aber klar zu sein, dass die neue S 88 zwischen Bobersen und dem Abzweig nach Glaubitz/Nünchritz die nördliche Fahrbahn der jetzigen B 169 sein wird. So sieht es zumindest das Lasuv in ihrer Vorplanung für den Neubau der B 169 vor. Beide Trassen werden demnach über eine autobahnähnliche Auf- und Abfahrt vor Bobersen verbunden. Die S 88 würde dann unter der Bahnlinie durch nach Bobersen und dann auf die jetzige S 88 führen. Und genau dieser Abschnitt – also die Lessaer und Mühlberger Straße – bleibt voraussichtlich auch bei künftigen Fluten ein Schwachpunkt. „Den Bereich bekommen wir nicht hochwassersicher“, erklärte Ronald Faß.

Für die Straße zwischen dem Abzweig Zeithain und Kreinitz soll es jedoch drei Varianten für einen Neubau geben. Variante eins und zwei orientieren sich rein verlaufsmäßig sehr an der jetzigen S 88, kündigte Faß an. Variante drei allerdings soll östlich und nördlich am Kiessee vorbeigeleitet werden, wo jetzt Holcim oder auch die Forellenzuchtanlage Zeithain angesiedelt sind. Richtung Kreinitz würde die Trasse dann ganz nah an die Gohrischheide heranrücken, um auf der Höhe von Cottewitz wieder auf die jetzige Trasse zu stoßen. Ob die S 88 dabei wie die B 169 als eine Art Straßendamm mit diversen Flutbrücken gebaut wird, ließ das Lasuv vorerst noch offen. Schon bei den Plänen für die B 169 hatte Ronald Faß jedoch erklärt, dass eine Art Hochstraße nicht finanzierbar sei.

In der zweiten Jahreshälfte werden die Träger öffentlicher Belange an der Abwägung der Varianten beteiligt, um dann mit einer Vorzugsvariante ins Rennen zu gehen, sagte Ronald Faß und meint damit die Beantragung der für den Neubau notwendigen Finanzmittel. Doch selbst, wenn alle bürokratischen Hürden ohne Probleme genommen werden, wird ein erster Spatenstich an der S 88 noch viele Jahre auf sich warten lassen. Für die B 169 gilt die Aussage des Lasuv: „Nicht vor 2020.“ Dasselbe darf man wohl auch für die S 88 annehmen.

Trotzdem zeigten sich die Mitglieder des Technischen Ausschusses, die vielen Besucher und die Verwaltung erfreut über den Fortschritt bei den Planungen. „Die S 88 ist für uns Zeithainer ja fast noch wichtiger als die B 169“, sagte Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos). So hat beispielsweise die Bürgerinitiative Lebenswerte Elbaue schon in ihrer Satzung das Ziel nach einem Umbau der S 88 verankert: „Der Elbarm nördlich von Gohlis ist bei hoher Wasserführung der Elbe die Sicherung gegen schwere Überschwemmung für die Dörfer in der Elbniederung“, steht dort geschrieben. „Es sind die Abflusshindernisse, die bei der Neuerrichtung der Staatsstraße 88 in den Fließraum des Elbarmes eingebaut wurden, zu beseitigen. Der Elbarm ist zu renaturieren.“