Stadträte bremsen Pläne für neue Skaterbahn

Bautzen. Die Skateranlage in Bautzens Stadtteil Gesundbrunnen fristet seit Jahren ein trauriges Dasein. „Weder Skateboarder noch BMX-Fahrer können hier vernünftig fahren“, sagt Streetworker Benno Auras. Auf dem rissigen und löchrigen Asphalt rollt es nicht richtig, die Elemente aus Edelstahl sind dagegen zu glatt. Kanten machen das Fahren zusätzlich gefährlich.
Das soll sich ändern: Die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) plant, 2021 auf dem Standort eine völlig neugestaltete Anlage zu bauen. Die Bedingungen sind günstig: Der Bau, für den nach ersten Schätzungen 436.000 Euro veranschlagt sind, könnte großzügig gefördert werden. „Das wäre eigentlich ein Geschenk für Bautzen“, sagt Benno Auras. Und doch steht noch nicht fest, ob es dazu kommt. Der Stadtrat sollte jetzt die wichtigste Voraussetzung schaffen, nämlich entscheiden, dass Städtebaufördermittel für dieses Vorhaben zum Einsatz kommen sollen. Doch der Beschluss wurde vertagt – wegen der Kosten und wegen des Standortes.
Lieber Wohnungsbau am Standort?
Die jetzige Skateranlage befindet sich zwar schon seit den 1990er-Jahren auf dem Platz am Gesundbrunnenring gegenüber vom Kaufland. Einige Stadträte können sich dort für die Zukunft aber etwas anderes vorstellen. „Der Standort ist zu wertvoll“, warf CDU-Fraktionschef Karsten Vogt ein. Zusammen mit benachbarten Flächen könnte man ihn doch lieber für den Wohnungsbau nutzen, schlägt er vor. Diese Überlegung habe die Verwaltung auch schon angestellt, räumt Baubürgermeisterin Juliane Naumann ein. Aber: „Wir haben die Chance, an diesem etablierten Ort jetzt etwas für die Jugend zu tun.“ Und: Ohne die im Stadtteil Gesundbrunnen mögliche Förderung ließe sich eine neue Anlage an anderer Stelle nicht finanzieren. Zudem sagt BWB-Chefin Kirsten Schönherr: „Für uns ist der Standort für Wohnungsbau nicht so attraktiv.“ Zum einen befinde er sich sehr nahe an der Durchgangsstraße, zum anderen seien Mehrgeschosser heute nicht mehr so gefragt und wenn, dann nur an attraktiven Standorten.
Aufwertung statt Stigma
Steffen Tech vom Bürgerbündnis Bautzen (BBBz) brachte im Stadtrat noch ein anderes Gegenargument vor: „Mich stört, dass hier für eine Randsportart viel Geld ausgegeben werden soll.“ Streetworker Benno Auras sieht den Rollsport – das sind nicht nur Skateboarder, sondern auch Roller- und BMX-Fahrer – jedoch bei weitem nicht als Randsportart. In den letzten Jahren sei das Interesse in der Stadt wieder gestiegen. Zu Workshops würden immer 30 bis 40 Jugendliche kommen – die dann auch einen Platz suchen, wo sie weiter trainieren können. Und es gehe ja nicht nur um den Sport an sich. Auras ist sich sicher: Eine neue Anlage, die wirklich den heutigen Anforderungen entspricht, wäre eine Aufwertung für den Stadtteil Gesundbrunnen, der ja oft unter einer Stigmatisierung leide. Und es könnten wie einst am Steinhaus sogar wieder Skate-Wettbewerbe veranstaltet werden, was auch Leute aus anderen Städten anziehen würde.
Stadt hatte Ersatz versprochen
Als das Steinhaus 2013/14 umgebaut wurde, musste die dortige Skateranlage weichen. Schon damals hatte die Stadt versprochen, dass an anderer Stelle Ersatz geschaffen wird. Bis heute ist das nicht passiert. Stattdessen gründete sich vor vier Jahren der Verein „Bautzen rollt“, der sich auf einem Privatgelände in Teichnitz einrichtete und mobile Elemente anschaffte, mit denen er immer wieder Workshops an verschiedenen Stellen in der Stadt anbietet.
Es sei auch im Wahlkampf vor der Stadtratswahl „viel davon gesprochen worden, was für die Jugend zu machen“, erinnerte Andrea Kubank (Die Linke) ihre Stadtratskollegen. Und im Stadtteil Gesundbrunnen hätten sich viele Bürger dafür ausgesprochen, die alte Anlage dort zu erneuern. Es wäre „ein fatales Signal, wenn das Projekt scheitern würde“, sagte Claus Gruhl (Grüne). Für die CDU gibt es aber noch „eine Reihe von offenen Fragen“, so Matthias Knaak. Sein Fraktionskollege Tobias Schilling brachte alternative Standorte wie Porsches Wiesen oder einen Platz in Autobahnnähe ins Gespräch. Schließlich stimmte die Mehrheit dafür, den Beschluss zu vertagen. Nun geht das Thema zurück in die Ausschüsse des Stadtrates.
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