Statt Friedwald: Hain für Gedenkbäume

Hartha. Auf dem Acker an der alten Verbindungsstraße zwischen Wendishain und Nauhain sprießt schon das erste Grün. Hier will der Bestattungsunternehmer Mike Graichen auf einem Areal von vorerst 10 000 Quadratmetern einen „Wendishainer-Hain“ für Gedenkbäume entstehen lassen. Bei entsprechendem Interesse sei noch ausreichend Fläche zur Erweiterung vorhanden, so Graichen.
Das Pflanzen der Gedenkbäume soll nun auf einem öffentlich zugänglichen Grundstück möglich sein. „Für viele Menschen ist der Gedanke tröstlich, wenn er weiß, dass die Asche eines geliebten Menschen im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt ist und somit zum Sinnbild für das Fortbestehen des Lebens wird, so geschieht es im Friedwald oder einer Baumnahen Bestattung“ sagte Graichen.
Er arbeitet mit Partnern zusammen, die dies ermöglichen. So wird die Asche des Verstorbenen ins Ausland verbracht, wo sie von autorisierten Gärtnern mit einem speziellen Anwuchssubstrat gemischt in einen Pflanzkübel gegeben wird. Darin kann der Baum oder Strauch der Wahl gepflanzt werden. Nach einer festgelegten Wartefrist gilt die Asche als zersetzt, nachfolgend kann dann das Gewächs vor Ort eingepflanzt werden. Wer eine letzte Ruhe dieser Art favorisiert, muss mit Kosten in Höhe von 1700 Euro bis 2 125 Euro rechnen.
Graichen ist schon oft wegen Alternativen zu den bisherigen Bestattungsformen angesprochen worden. Nun wolle er mit dem „Wendishainer-Hain“ eine bieten. Weil nicht jeder einen Bezug zu einem Friedhof habe, wird ein wahrscheinlich bisher einmaliges Projekt in Sachsen starten: Baumbestattungen auf einem öffentlich zugänglichen Grundstück, wenn kein eigenes vorhanden ist.
„Bekannt sind die traditionellen Bestattungsarten, wie Feuer- und Erdbestattungen auf ausgewiesenen Flächen wie Friedhöfen. Aber es gibt auch Alternativen für naturverbundene Menschen. Dazu gehören die Seebestattung und die Möglichkeit, die Urne mit der Asche des Verstorbenen in besonders ausgewiesenen Wäldern wie Friedwald, Friedewald oder Ruheforsten beisetzen zu lassen“, sagte Mike Graichen. Das sei möglich, obwohl in Deutschland, außer mit wenigen Ausnahmen, der gesetzliche Friedhofszwang bestehe“, so der Bestatter.
Sein Projekt, das es in den alten Bundesländern schon gibt, soll nun auch hier in der Region Realität werden. Dafür waren seit August 2017 viele Vorbereitungen und das Überwinden von bürokratischen Hürden notwendig, um auch mit dem in Deutschland bestehenden Friedhofs- und Beisetzungszwang und Gesetzen nicht zu kollidieren. „Und weil in unserem Land alles seine Ordnung haben muss“, geschieht dies nur mit den richtigen Papieren.
„Um dem Projekt in meinem Heimatort einen Namen zu geben, hatten potenziellen Interessenten schon einige Vorschläge unterbreitet“, sagte Graichen. Der Name „Wendishainer-Hain“ sei der Favorit gewesen. In den nächsten Wochen soll nun das Grundstück einen garten- und parkähnlichen Charakter mit verschiedenen Pflanzen und Gehölzen bekommen.
Zunächst sind das Pflanzen einer Hecke und der Bau eines Wildschutzzaunes vorgesehen. Dann können auf dem Areal von den Hinterbliebenen Bäume zur Erinnerung an den Verstorbenen gepflanzt werden.
„Die Urnen mit Aschen jedoch werden hier aus rechtlichen Gründen nicht beigesetzt, da es sich um keinen ausgewiesenen Friedhof oder Friedwald handelt“ betont Graichen. Möglich ist die individuelle Gestaltung mit einer passenden Skulptur oder einer Grabplatte mit persönlichen Daten.
Die Hinterbliebenen können nicht nur jederzeit an den Gedenkbaum kommen, sondern auch die herrliche Natur genießen. Deshalb will Mike Graichen auch Bänke zum Ausruhen aufstellen. Auch ein Spaziergang in der Natur ist auf dem Weg entlang des Feldrains möglich.
„Zu unserem Bestattungshaus gehört das Blumenhaus am Lidl-Markt in Waldheim. Wer will, kann sich von den Mitarbeiterinnen beraten lassen, welche Baumart oder welches Gehölz gepflanzt werden kann. Schließlich soll es mit seinen Eigenschaften zum Verstorbenen passen“, sagte der Bestattungsunternehmer.
Die Pflege der Bäume übernehmen die Mitarbeiter des Bestattungsinstitutes und die Fachleute aus dem Blumenhaus. Die Frage, was passiert, wenn ein Baum eingeht, wurde Graichen schon oft gestellt. „In der Anwachsphase gibt es dann einen kostenlosen Ersatz“, so der Bestatter.
Einen älteren Baum mit einem Stammdurchmesser ab 25 Zentimeter zu ersetzen, liege aber außerhalb seiner Kompetenz. „Sicher werden wir auch eine entsprechende Lösung finden“, so Mike Graichen.