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Steht Montag vor jeder Klasse ein Lehrer?

Die Personalsituation an den Schulen der Oberlausitz ist prekär. Schulamts-Sprecher Jens Drummer sagt, woran das liegt.

Von Jana Ulbrich
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Symbolbild © Julian Stratenschulte/dpa

Nein, diese Zahlen lassen sich wirklich nichts beschönigen: Und Jens Drummer, der neue Sprecher des Landesamts für Schule und Bildung (Lasub) am Standort Bautzen, versucht es auch gar nicht erst: "Es ist in der Tat sehr schwer, neue Lehrer für die Oberlausitz zu gewinnen." Das müsse er ganz klar so sagen. 

Nirgendwo an Sachsens Schulen ist die Personalsituation so prekär wie in den Landkreisen Bautzen und Görlitz, für die der Bautzener Lasub-Standort zuständig ist: 185 neue Lehrer werden hier zum Schuljahresbeginn am Montag gebraucht. Bisher konnte aber noch nicht einmal die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. 

Besonders problematisch ist die Lage an den Grundschulen: Auf die 95 in der Region ausgeschriebenen Stellen hat es gerade einmal 24 Bewerber gegeben. Man habe noch einige Bewerber umlenken können, die sich für andere Schularten beworben hatten. Dennoch sind mit Stand von Donnerstagnachmittag erst 34 der 95 offenen Stellen an Grundschulen besetzt. 

An den Oberschulen sind von den geplanten 52 Neueinstellungen erst 22 realisiert, an den Berufsschulzentren sind noch drei Stellen frei, an den Förderschulen noch fünf. Nur die Stellen an den Gymnasien konnten vollständig besetzt werden.

Jens Drummer ist Sprecher des Landesamts für Schule und Bildung am Standort Bautzen.
Jens Drummer ist Sprecher des Landesamts für Schule und Bildung am Standort Bautzen. © Uwe Soeder

Auf die Frage, ob denn zum Schuljahresbeginn am Montag in einer solchen Situation auch wirklich vor jeder Klasse ein Lehrer stehen wird, antwortet Jens Drummer dennoch mit Ja. Das sei aber vor allem dem Engagement der Schulen und der Lehrer zu verdanken, die dort arbeiten. "Die Kollegen schultern, was sie können", sagt der Sprecher. Viele Kollegen sind bereit, stunden- oder tageweise an anderen Schulen zu arbeiten. Vor allem im Grundschulbereich will man mit diesen Abordnungen die größten Lücken decken. Mehrere Lehrer hätten ihre Stundenzahl erhöht, damit der Unterricht in ihren Fächern halbwegs abgesichert werden kann.

Am Geld und fehlenden Stellen - wie noch zu Zeiten eines sparwütigen Finanzministers Georg Unland (CDU) - hängt es inzwischen nicht mehr. Ausreichend Geld für neue Lehrer ist da und auch für Honorare, mit denen zusätzliche Lehrkräfte wie beispielsweise Lehrer, die stundenweise aus dem Ruhestand zurückgeholt werden, bezahlt werden können. Auch Mehrstunden, die Lehrer leisten, werden bezahlt.

Es fehlt mittlerweile schlichtweg am Personal. "Wir rollen den Bewerbern buchstäblich den roten Teppich aus", sagt Jens Drummer und schildert den Fall einer jungen Lehrerin aus Bayern, die sich beworben hatte: "Wir hatten ihr eine Stelle an einem beruflichen Schulzentrum angeboten - in genau ihrer Fächerkombination. Wir hatten eine gute Stelle für ihren Mann besorgt und einen Kita-Platz." Alles schien klar. Am 24. Juli sei dann die Absage gekommen mit einem herzlichen Dankeschön für die Bemühungen. Als Grund gab die junge Frau an, dass ihr der Umzug zu teuer sei.

Es gebe Bewerber, die sagen, sie würden lieber jeden Tag in Leipzig mit dem Taxi zur Arbeit fahren, als auf dem Land unterrichten zu müssen. Eine junge Frau soll beim Bewerbungsgespräch gesagt haben, sie würde nur in einer Schule anfangen, die nicht weiter als zehn Kilometer von ihrem Wohnort entfernt sei, weil sie mit dem Rad zur Arbeit fahren wolle. "Der Markt ist hart umkämpft. Grundständig ausgebildete Lehrer sind überall gefragt und können sich ihren Arbeitsort aussuchen", sagt Jens Drummer. "Manche Bewerber seien leider auch nicht bereit, in irgend einer Form persönliche Abstriche zu machen, wie etwa in einer anderen Schulart zu unterrichten, auch wenn das nur vorübergehend wäre."   

Trotzdem werde im Landesamt fieberhaft weiter versucht, die offenen Stellen so schnell wie möglich zu besetzen. Nahezu stündlich würden noch Bewerbergespräche geführt. Derzeit liegen - allerdings in ganz Sachsen - noch 80 Stellenangebote bei potenziellen Bewerbern. Grundständig ausgebildete Lehrer können sich jederzeit auch noch bewerben und zu einem späteren Zeitpunkt eingestellt werden. 

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