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Sterben die Dorfgasthöfe aus?

Für die „Dorfheimat“ wird ein neuer Pächter gesucht. Auch um das „Goldene Lamm“ in Boritz brodelt die Gerüchteküche. Wie die Wirte ihre Zukunft sehen.

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Von Nicole Czerwinka

Über die Gründe sagen sie nichts. Doch fakt ist, dass für Familie Schuster Ende des Monats Schluss ist mit der Bewirtschaftung ihrer Gaststätte „Zur Dorfheimat“ in Prausitz. Nach über 15 Jahren geben die Pächter den Gasthof auf. Für den Landgasthof in Prausitz geht damit eine Ära zu Ende. Auch die Anwohner werden die Schließung mit Wehmut betrachten. Ob bei Faschingsfeten, Weihnachtsfeiern oder Versammlungen – hier traf man sich zu geselligen Runden und wichtigen Gesprächen.

Die Gemeinde sucht schon nach einem Nachfolger für die traditionsreiche Gaststätte. Bis zum 1. Oktober – so das Ziel – soll ein neuer Pächter gefunden sein. Einen Interessenten gebe es bislang jedoch noch nicht, sagte die Hirschsteiner Bürgermeisterin Christine Gallschütz (CDU) gestern auf Anfrage der Sächsischen Zeitung.

„Ich hoffe sehr, dass wir jemanden finden, der die Wirtschaft übernimmt. Es wäre sehr schade um den schönen Gasthof und das Haus. Auch für das Dorf wäre es schön, wenn der alte Saal und das geschichtsträchtige Gebäude weiterhin betrieben werden können“, sagt Christine Gallschütz. Interessenten sind aufgefordert, sich bis zum 31. Juli bei der Gemeinde zu melden.

Doch haben alte Dorfgasthöfe wie dieser überhaupt eine Zukunft? Oder macht der demografische Wandel vielleicht auch dieser Tradition irgendwann den garaus? Auch in Boritz kocht immer mal wieder das Gerücht um eine Gaststättenschließung auf. Hier führt die Familie Waldmann seit 22 Jahren den Gasthof „Zum Goldenen Lamm“. Doch wie lange noch? Die baldige Schließung des Gasthofes sei bloß ein hartnäckiges Gerücht, sagen die Betreiber auf Anfrage der Sächsischen Zeitung. Sie betonen zudem: Es kämen immer noch genug Gäste in die Wirtschaft. Der Gasthof „Zum Goldenen Lamm“ werde daher auf jeden Fall noch dieses und das nächste Jahr fortbestehen – erst wenn man das Rentenalter erreicht habe, könne man darüber nachdenken, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, so die Inhaber. Eine mögliche Nachfolge sei allerdings auch hier unklar.

Hartes Brot für die Gastronomen

Dass das Geschäft mit der Gastronomie in einer kleinen Gemeinde wie Hirschstein nicht leicht ist, weiß auch Elke Jähnigen von der Gaststätte Waldblick in Neuhirschstein. Sie könne nur für sich reden, betont sie – und erzählt: „Wir leben hier vor allem vom Wochenendgeschäft. Da wir ein wenig versteckt liegen und die Tagestouristen uns kaum auf Anhieb finden können, sind Familienfeiern momentan eigentlich unser Hauptgeschäft.“

Elke Jähnigen hat den Gasthof vor 17 Jahren als Quereinsteigerin übernommen. Auch sie ist Pächterin der Gemeinde. Sie will noch ein paar Jahre weitermachen, drei bis vier auf jeden Fall, sagt sie. Doch auch in ihrem Fall ist die Nachfolge bislang ungeklärt.

„Ich würde mir schon wünschen, dass jemand das Ganze mal übernimmt. Ich habe hier schließlich in all den Jahren etwas aufgebaut“, sagt die Wirtin. Allerdings sei es nicht leicht, kontinuierlich Gäste in dem kleinen Ort zu akquirieren. „Durch das Schloss kommenjetzt schon auf jeden Fall mehr Leute in den Ort, das steht fest“, sagt Elke Jähnigen. Allerdings gibt es in Neuhirschstein insgesamt drei Gaststätten – und nur 100 Einwohner. „Die Gäste, die kommen, geben hier auch Geld aus. Sie können es aber nur in einem Gasthof ausgeben“, erklärt die Wirtin.

Das just beschlossene Nutzungskonzept für Schloss Hirschstein sieht sie daher nur bedingt positiv. „Wenn da noch ein Restaurant und eine Orangerie eröffnen sollen, wird es schwer für die anderen Wirte. Aber zum Glück ist es bis dahin noch ein bisschen Zeit, wer weiß, ob wir dann überhaupt noch da sind“, sagt sie.