Störche bekommen Nachbarn

Arnsdorf. Rauch steigt aus dem großen Schornstein auf dem Gelände an der Kleinwolmsdorfer Straße schon lange keiner mehr. Stattdessen hat sich dort, in luftiger Höhe über Arnsdorf, ein Storchenpaar sein Nest gebaut und seit Ende der Neunzigerjahre jedes Jahr aufs Neue niedergelassen. Das muss sich auch keine neue Sommerresidenz suchen, wenn aus der Industriebrache ein Wohngebiet wird. Denn das Nest bleibt erhalten. Das ist einer der Änderungen am überarbeiteten Bebauungsplan für das Areal, der am Mittwoch vom Arnsdorfer Gemeinderat einstimmig beschlossen worden ist.
Dieser war noch einmal Thema, weil nach der Auslegung des im vergangenen Jahr beschlossenen Entwurfs zahlreiche Bedenken und Hinweise durch die sogenannten Träger öffentlicher Belange bei der Gemeinde eingegangen sind. Darunter auch eine umfangreiche Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde wegen des Storchennestes. Das sollte zwar von Anfang an erhalten werden, erklärt Arnsdorfs Bauamtsleiterin Margit Porst, allerdings sollte es auf einen neuen Mast außerhalb des Baufeldes umziehen. Laut des Sachverständigen würde der Storch das Nest an dem neuen Standort aber nicht annehmen, sagt Porst. In der Vergangenheit seien in Arnsdorf und Kleinwolmsdorf Ersatzstandorte beziehungsweise Nisthilfen angeboten worden, die bisher jedoch zu keiner erfolgriechen Ansiedlung geführt hätten, heißt es in der Stellungnahme der Behörde.
Neuer Mast für das Storchennest
Und bei den Arnsdorfer Störchen wollen die Naturschützer kein Risiko eingehen. Das Nest sei unverzichtbar, da sich der ohnehin schon kritische Erhaltungszustand der Population dadurch verschlechtern würde. „Das Brutnest auf dem Schornstein gehört zu den Spitzenbrutvorkommen der lokalen Population des oberen Rödertals hinsichtlich Benutzungshäufigkeit und Jungstorchproduktion“, schreibt die Untere Naturschutzbehörde.
Deshalb sieht der Bebauungsplan nun vor, dass anstelle des maroden und einsturzgefährdeten Schornsteins ein neuer Mast errichtet und das vorher gesicherte Nest darauf platziert wird. „Damit er seine Schlafstube wieder findet“, sagte Porst in der Ratssitzung. Der Mast wird dabei die gleiche Höhe haben wie der jetzige Schornstein. In einem fünf Meter Radius um den Mast herum soll eine Grünfläche für Nahrungsreste, Kot und Nistmaterial entstehen. Der künftige Eigentümer des Flurstücks, auf dem sich das Nest befindet, muss den Naturschützern außerdem den Zugang für die Reparatur und Pflege gewähren.
Bis zum Abriss dauert es noch
Das Umsetzen des Nestes wird frühestens im September erfolgen, wenn die brut- und Aufzuchtzeit der Störche vorbei ist. Auf diese muss auch bei den Bauarbeiten geachtet werden. Für den privaten Eigentümer des Areals sei das aber kein Problem, sagt die Bauamtsleiterin. Und auch aus dem Umfeld habe es viel Zustimmung dafür gegeben, das Nest zu erhalten.
Bis mit dem Abriss der Überreste des ehemaligen Profilierwerks und der Erschließung der geplanten Eigenheimstandorte begonnen werden kann, dauert es aber ohnehin noch einige Zeit. Wegen der vielen Änderungen am Bebauungsplan muss dieser nämlich noch einmal für zwei Wochen ausgelegt werden. Das werde voraussichtlich ab Mitte April passieren, kündigt Porst an. In dieser könnten aber nur neue Anmerkungen vorgebracht werden und nicht noch einmal jene aus der ersten Auslegung, über die bereits entschieden worden ist. Von den Bürgern habe es bisher keine negativen Stellungnahmen zu dem Vorhaben gegeben, sagte Porst in der Ratssitzung. Ein paar Anwohner seien bei der ersten Auslegung jedoch im Gemeindeamt gewesen und hätten sich die Pläne angesehen. Wenn nach der erneuten Auslegung alle mit dem Bebauungsplan zufrieden seien, könne die Gemeinde eine Satzung beschließen. Danach gehe der Plan an das Landratsamt, das ihn genehmigen muss. Erst wenn es von dort grünes Licht gibt, und die Störche das Nest verlassen haben, kann mit den Arbeiten begonnen werden.
Insgesamt sollen auf dem Areal, auf dem die Firma Kirchhoff & Lehr bis zu ihrem Umzug ins Gewerbegebiet im Jahr 1994 ihren Sitz hatte, nach den aktuellen Planungen zwölf Eigenheime entstehen. Das sind zwei weniger als im ersten Entwurf des Bebauungsplanes.