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Störfall Mandauer Berg

In einem Haus in Zittau fällt ohne ersichtlichen Grund ständig das kabellose Internet aus. Nun kommt ein Messwagen des Bundes.

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© Mario Heinke

Von Mario Heinke

Wenn Martin Buchheim von der Arbeit nach Hause kommt, führt ihn sein erster Weg zum Labtop. Wenn der 28-Jährige das Gerät hochgefahren hat, versucht er eine WLAN-Verbindung herzustellen. An seiner Telefondose liegt schnelles Internet (DSL) an und der Router ist angeschlossen. Dann passiert das, was fast immer passiert, die Verbindung bricht ab. Der Rechner zeigt im Verbindungsprotokoll massive Funkstörungen an. Wo die Störungen herkommen, weiß bisher niemand.

Buchheim ist mit seinem Problem aber nicht allein, im Gebäude am Mandauer Berg 2 gibt es sieben Mietwohnungen und das Antiquariat im Erdgeschoss. Alle Bewohner des Hauses schlagen sich mit der Funkstörung rum. Nachbar Heiko Blümel erzählt, dass die WLAN-Verbindung zuletzt im Januar zwei Wochen lang störungsfrei funktioniert habe. Andreas Heimberg, der Inhaber des Bücher-Antiquariats, hat sich inzwischen ein 15-Meter langes Lan-Kabel vom Router zu seinem Computer gezogen, um überhaupt in seinem Laden arbeiten zu können. Er recherchiert regelmäßig zu deutschsprachigen Büchern und Zeitschriften, zu Erstausgaben, Sammlerstücken und vergriffenen Bücher deutscher und internationaler Autoren. Ohne Internet geht da gar nichts. „Ich kann nur mit einem Computer arbeiten, auf dem Tablet oder Handy bekomme ich keine Verbindung“, so der Geschäftsinhaber.

Heiko Blümel hat wegen des Problems die Hotline seines Providers über 100 Stunden lang belagert und wurde von einem Experten zum nächsten verbunden. Rausgekommen ist bei der mehrfachen Ferndiagnose allerdings nie etwas. Ein Techniker habe ihm sogar geraten, er solle seine Wohnung mit Alufolie tapezieren, um sie gegen Funkstörungen abzuschirmen. Das war zwar nur ein Scherz, aber lachen kann Blümel nicht darüber.

Vor einigen Wochen nahmen sich Techniker einer Zittauer IT-Firma des Problems an. Das Stromnetz im Haus wurde auf Schwankungen und kurze Unterbrechungen überprüft. Ohne Ergebnis. Weil auch die IT-Spezialisten die Störung nicht finden, stellten sie den Kontakt zur Bundesnetzagentur in Leipzig her. Der Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur ist mittels Mess- und Peilwagen in der Lage, Funkstörquellen bundesweit vor Ort zu lokalisieren. Martin Buchheim hat eine Vorgangsnummer für seinen Störfall bei der Bundesnetzagentur, wartete bisher jedoch vergeblich auf einen Termin.

Eine Nachfrage der SZ beschleunigte die Terminvergabe. „In der nächsten Woche fährt ein Messteam nach Zittau und bearbeitet die Störung vor Ort“, erklärte die Pressestelle der Bundesnetzagentur am Montag gegenüber der SZ. Die Mitarbeiter aus Leipzig werden mit ihrem Messwagen sehnsüchtig erwartet. Die Messungen sind die letzte Hoffnung der Mieter, die jeden Monat die Gebühren für ihren Internetanschluss bezahlen, ohne ihn kabellos nutzen zu können. Seit Monaten spekulieren sie über mögliche Ursachen. Auf dem Dach des Nebenhauses befindet sich die Richtfunkstrecke des Internationalen Hochschulinstituts. Diese Anlage oder auch ein großer Metallzaun auf dem Dach des gegenüberliegenden leer stehenden Hauses könnten die Störungen verursachen, so die Vermutung. Die Störungsquelle kann aber auch viel kleiner sein.

Grundsätzlich erzeugen alle elektrischen Geräte ein elektromagnetisches Feld, das wie ein Sender in die Umgebung abstrahlt und zu Funkstörungen führen kann. Auch beim Betrieb von veralteten oder falsch bedienten elektrischen Geräten oder Funkanlagen kann es zu Funkstörungen kommen, wenn diese mit abweichenden Frequenzparametern betrieben werden. Nächste Woche wird die Störquelle vermutlich gefunden werden.