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Stolpen kauft ruinösen Gasthof

Die Stadt weiß noch nicht, was mit dem Komplex werden soll. Die Einwohner schon.

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Von Anja Weber

Im Gasthof Müller haben die Einwohner von Rennersdorf-Neudörfel Fasching gefeiert und Skat gekloppt, getanzt und gelacht. Doch die Zeiten sind lange her. Die Gaststätte steht leer. Wegen baulicher Mängel kann inzwischen auch der Saal nicht mehr genutzt werden. Jetzt haben die Eigentümer der Stadt Stolpen angeboten, die insgesamt drei Grundstücke samt dem Gebäude zu verkaufen. Und der Ortschaftsrat von Rennersdorf-Neudörfel wiederum hatte einen entsprechenden Antrag bei der Stadt gestellt.

Die Stadträte, die letztlich darüber entscheiden müssen, haben dem zugestimmt, auch wenn sie sich uneins waren. Die CDU-Fraktion hielt die Entscheidung für richtig. Später könnte die Stadt das Gebäude abreißen lassen oder weiterverkaufen. Für die FDP-Fraktion war der Ankauf ebenfalls nicht das Problem. Skeptisch sah man dort unter anderem, dass die Stadt eine Brachfläche erwirbt, wo die doch in anderen Orten eher abgestoßen werden. Schließlich sei ungewiss, was mit dem gesamten Komplex geschehen soll. Auch im Stolpener Rathaus gibt es offenbar noch nicht den richtigen Plan, wie die Zukunft des Areals auch finanziell aussehen kann. „Ich kann nicht versprechen, dass wir in den nächsten Jahren dort investieren“, sagt Bürgermeister Uwe Steglich (FDP). Er hält es allerdings für möglich, dass die Stadt über das Programm Integrierte Ländliche Entwicklung oder dessen Nachfolgeprogramm Fördermittel für den Abriss beantragen kann. Es gebe aber finanzielle Grenzen und auch wichtigere Dinge.

Bürger haben einen Wunsch

Mit solch vagen Aussagen wollen sich die Rennersdorf-Neudörfler nicht abspeisen lassen. „Das klingt alles so, als ob das erst zum Sankt Nimmerleinstag wird, wenn überhaupt“, sagt Michael Walther, Einwohner und Stadtrat. Er stellte damit klar, dass die Einwohner nicht gewillt sind, die nächsten zehn Jahre zu warten, bevor etwas mit dem Grundstück geschieht. Sie haben nämlich ganz konkrete Pläne. Der Ort habe keine Kindertagesstätte, keine Schule. „Wir haben zwar ein Gemeindezentrum mit Kegelbahn. Doch das liegt ungünstig. Wollen unsere Einwohner das Haus nutzen, muss die Mehrheit von ihnen die Staatsstraße überqueren. Und das ist gefährlich“, sagt Michael Walther. Einen Fußweg gibt es nicht, auch keinen Überweg, schon gar keine Ampel. An die zulässigen 50 km/h halten sich nicht viele Kraftfahrer.

Schon länger überlegen der Ortschaftsrat und der Dorf- und Heimatverein, wie sie zu einem neuen Gemeindezentrum kommen. Bereits im August 2012 hegten sie den Plan, dass die Stadt doch den ehemaligen Gasthof Müller kaufen könnte, damit die Einwohner hier ein neues Gemeindezentrum bekommen. Parkplätze sind vorhanden, und der Gasthof ist auch zentral gelegen. Dafür soll sich die Stadt von dem jetzigen Gemeindezentrum trennen und es verkaufen. Der ursprünglichen Idee der Einwohner zufolge könnte dann im neuen Gemeindezentrum eine Kegelbahn integriert werden.

Auch wenn Bürgermeister Uwe Steglich den Kurs für eine richtige Entscheidung für den Ortsteil hält, will er sich nicht so weit hinauslehnen und bekräftigt, dass sich die Stadtverwaltung jetzt nicht darauf festnageln lassen wolle, hier in den nächsten drei oder vier Jahren zu investieren. Darüber hinaus sieht er auch kaum Chancen, den alten Gasthof baulich zu halten. Der Sanierungsbedarf ist immens hoch, viel höher möglicherweise als zum Beispiel ein praktischer Neubau an dieser Stelle. Außerdem sieht man jetzt auch die Chance, den Bachlauf zu korrigieren. Der Bach wurde vor vielen Jahren einmal verlegt und soll nun renaturiert werden.

Die Rennersdorf-Neudörfler sind entschlossen, weiter um ihren Plan zu ringen. Dass die Idee gut ist, wurde ihnen ja bestätigt, indem die Stadträte dem Kauf des Gasthofes zugestimmt haben.