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Strandvorbereitung am Knappensee

Am Knappensee tut sich was. Doch der Verein Knappenseerebellen begleitet die Seesanierung nach wie vor kritisch.

Von Mirko Kolodziej
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Segelboote und Angelkähne bestimmten über Jahre sommers das Bild auf dem Wasser. Im Moment dagegen ist lediglich Sanierungstechnik unterwegs.
Segelboote und Angelkähne bestimmten über Jahre sommers das Bild auf dem Wasser. Im Moment dagegen ist lediglich Sanierungstechnik unterwegs. © Foto: Mirko Kolodziej

Still ist es am Knappensee – zumindest vergleichsweise still für einen Sommer. Nur ein Schubboot samt Leichter tuckert übers Wasser, transportiert Erdmassen. Die bergtechnische Sanierung des Gewässerufers und die damit verbundene Sperrung sind mittlerweile in ihrem sechsten Jahr.

„Nachträgliche Sanierung am Tagebaurestsee Werminghoff I, Knappensee / Lohsa, ein problematischer geotechnischer Ansatz“, hat der Verein Knappenseerebellen ein 17-seitiges Papier genannt, in dem sich die Autoren Werner Petrick und Axel Schneider kritisch mit der Maßnahme auseinandersetzen – so, wie der Verein das seit seiner Gründung 2014 tut. Jährlich lädt er Mitglieder und Interessenten ein, um aus seiner Sicht zu informieren. An diesem Sonnabend ist wieder Knappensee-Tag.

Ein Argument des Vereins zielt auf ein Wort ab, das groß auf den Bautafeln am See zu lesen ist: Gefahrenabwehr. Der Anstieg des Grundwassers sei am See schon nach 1945 erfolgt, konkret bis zum Bau des Schutzdamms 1953. Und: „Ist das Grundwasser komplett durch die Kippe gegangen, gibt es keine Rutschungs- oder Geländebruchgefahr mehr.“ Das Oberbergamt freilich bleibt bei seiner Erklärung: „Am Knappensee gibt es in fast allen Uferbereichen verflüssigungsgefährdete Kippenflächen“, sagt Oberberghauptmann Professor Dr. Bernhard Cramer. Man habe die Gefahren auch schon in den 1950ern erkannt und Lösungsmöglichkeiten gesucht. Doch erst heute gebe es Sicherungsmethoden, die eine umfassende und nachhaltige Gefahrenabwehr ermöglichen würden.

In der vorigen Woche gab es, vermittelt vom Bautzener Landtagsabgeordneten Marko Schiemann (CDU), ein Treffen von Vertretern des Vereins, des Bergamtes sowie des Bergbausanierers LMBV. Eine Stunde lang saß man im Groß Särchener Sunshine-Park zusammen, einem der wenigen öffentlichen Angebote am See, die das letzte halbe Jahrzehnt überlebt haben. Es ging um Termine, um Einsicht in bestimmte Akten und auch um das Problem, dass der Strand inzwischen zuwächst. Wie man von anderen Seen weiß, kann es, wo ein Schilfgürtel oder etwas Wald-ähnliches entstanden sind, mit einem Badestrand recht schwierig werden. In der Runde ist dem Verein nun zugesichert worden, dass ab dem Herbst das Ufer beräumt wird – bis auf schön gewachsene Bäume, die ab 2022 Badenden wieder Schatten spenden sollen.

Gemeint sind damit jedoch nur Bereiche, die der „Masterplan Knappensee 2.0“ des Zweckverbandes Lausitzer Seenland Sachsen als Strände festlegt. Gebadet werden kann demnach in Zukunft zwar in Groß Särchen, in Koblenz sowie auch in Maukendorf, aber nicht mehr im Bereich zwischen Knappenrode und Koblenz. Für das dortige Areal ist den Planungen zufolge von einer naturnahen Neugestaltung mit Wald auszugehen. Die Schlagworte sind Renaturierung sowie Naturschutz.

Angesichts des erfolgten großflächigen Kahlschlags rund um den See sprechen die Knappenseerebellen im erwähnten Papier von einer Aussetzung des Landschaftsschutzes: „Das durch menschliche Mitwirkung gestaltete Ökosystem am Knappensee mit intakter Fauna und Flora, eine ganze Kulturlandschaft, als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, wird zerstört.“ Das Bergamt sagt hingegen, nach der Sanierung würden die betroffenen Flächen rekultiviert und renaturiert. Es habe dafür vor Sanierungsbeginn entsprechende Erfassungen gegeben. Im Klartext: Die abgeholzten Flächen werden wieder aufgeforstet. Und über den Daumen, hieß es jetzt bei dem Gespräch in Groß Särchen, dürften wegen der laut dem Masterplan vorgesehenen Konzentration der Nutzungsbereiche sogar mehr Grünflächen entstehen als bis 2014 vorhanden waren. Im Untertitel des Masterplans steht schließlich neben den Bezeichnungen „erholsam“ und „aktiv“ auch das Wort „naturbelassen“, was freilich streng genommen wegen der massiven Eingriffe des Menschen schon seit dem Tagebauaufschluss im Jahr 1913 der falsche Begriff ist. Unterdessen jedoch biegen die Sanierer so ganz langsam in die Zielgerade ein. Ende des Jahres soll die Rütteldruckverdichtung in Maukendorf erledigt sein. Und für den allerletzten Sanierungs-Abschnitt läuft gerade die Ausschreibung.

Der Knappensee-Tag beginnt am Sonnabend, dem 20. Juli, um 10 Uhr im Sunshine-Park.