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So teuer wird der Strom im Landkreis Bautzen

Die Versorger ziehen die Preise an. Die SZ sagt, was auf die Kunden zukommt.

Von Tilo Berger
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Ein Stromzähler zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an. Ein Wechsel des Anbieters dauert im Internet nur wenige Minuten. Allerdings bleiben die meisten Kunden ihren Versorgern treu, heißt es aus der Bundesnetzagentur.
Ein Stromzähler zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an. Ein Wechsel des Anbieters dauert im Internet nur wenige Minuten. Allerdings bleiben die meisten Kunden ihren Versorgern treu, heißt es aus der Bundesnetzagentur. © dpa/Jan Woitas

Bautzen. Der Klimaschutz bittet zur Kasse: Strom wird im kommenden Jahr erneut deutlich teurer. Bisher hat etwa jeder dritte der 820 Stromversorger in Deutschland für 2020 Preiserhöhungen angekündigt. Darunter sind auch Ostsachsens größter Regionalversorger Enso, die Energie- und Wasserwerke Bautzen (EWB) sowie die Ewag Kamenz.

Alle betroffenen Stromkunden haben inzwischen von ihren Versorgern einen schriftlichen Bescheid bekommen. Darin nennen die Anbieter die Gründe für die Preiserhöhung. Die EWB beispielsweise führt „die stark gestiegenen Großhandelspreise“ sowie „die Erhöhung der Netzentgelte und staatlichen Umlagen/Steuern“ auf. Insgesamt fallen mit dem Strompreis sieben verschiedene Steuern und Abgaben an den Staat an. Diese machen derzeit insgesamt 52,5 Prozent des Strompreises aus.

EEG-Umlage steigt deutlich

Das heißt: Von 100 gezahlten Euro bleiben nur 48,50 beim Anbieter wie Enso, EWB oder Ewag hängen. Alles andere kassiert der Staat. Größter Posten dabei ist die sogenannte EEG-Umlage. EEG steht für Erneuerbare-Energien-Gesetz. Diese Umlage subventioniert die Preise für Energie aus Quellen wie Sonne oder Windkraft. Sie stehen nicht – wie etwa noch bis 2038 die Braunkohle – rund um die Uhr zur Verfügung. Nachts scheint nun einmal keine Sonne. Ohne staatliche Stütze ist Öko-Strom nicht wettbewerbsfähig, so lange dafür keine leistungsfähigen Groß-Speicher zur Verfügung stehen. An diesen wird geforscht, unter anderem an der Hochschule Zittau/Görlitz. Aber so lange es die Ökostrom-Speicher nicht gibt, sichert das EE-Gesetz für elektrische Energie aus Sonne, Wind und Co. die Vorfahrt im Stromnetz. Drängt etwa an stürmischen Tagen viel Windenergie ins Netz, müssen die Braunkohlekraftwerke ihre Leistung drosseln.

Anfang 2020 bekommen die erneuerbaren Energien erneut einen Schub – die EEG-Umlage steigt um mehr als fünf Prozent. Diese Kosten reichen die Stromversorger an ihre Kunden weiter. Und auch die Netzkosten steigen 2020 um rund sechs Prozent. Das sind die Gebühren, welche die Anbieter vor Ort für den Transport zugekauften Stroms zahlen müssen. Die Ener- gie- und Wasserwerke Bautzen zum Beispiel produzieren rund 26 ihres verkauften Stroms selbst, aus Erdgas im neuen Energiezentrum an der Thomas-Müntzer-Straße. Aber etwa 74 Prozent des Stroms müssen die EWB an der Leipziger Börse zukaufen. Nicht nur dieser Strom kostet Geld, sondern auch sein Transport durch die Leitungen. Und dafür bezahlen die EWB an den Betreiber des Stromnetzes eine Gebühr, die jetzt saftig steigt – was gleichfalls an die Kunden weitergegeben wird.

11.000 verschiedene Stromtarife

Auf der Stromrechnung liest sich das dann so: Kostet beispielsweise im EWB-Tarif „Fair Electric fix Haushalt“ eine Kilowattstunde Strom jetzt noch 24,85 Cent, sind es ab Januar 26,55 Cent. Der Grundpreis steigt um drei Euro im Jahr.

Die Ewag Kamenz berechnet in ihrem Tarif „Transparent fix für Haushalte“ derzeit 25,41 Cent für eine Kilowattstunde Strom. Ab Januar kostet die gleiche Kilowattstunde dann 26,10 Cent. Der Grundpreis bleibt für Kunden dieses Ewag-Tarifs 2020 gleich.

Die Enso, die im Landkreis Bautzen etwa 100.000 Kunden mit Strom versorgt, erhöht die Verbrauchspreise in allen Tarifen um 1,55 Cent pro Kilowattstunde zum Jahresanfang. Außerdem erhöht sie den Jahresgrundpreis. Im Tarif „Swing“ sind allein dafür 11,90 Euro im Jahr mehr zu zahlen, in der Grundversorgung 17,85 Euro mehr als bisher. Der Jahresgrundpreis bei „Swing“ beträgt künftig 104,23 Euro. Zum Vergleich: Beim genannten EWB-Tarif liegt der Grundpreis ab Januar bei 84,73 Euro pro Jahr, beim Ewag-Tarif bei 91,87 Euro.

Angesichts von insgesamt rund 11.000 verschiedenen Stromtarifen in ganz Deutschland fallen Preisvergleiche schwer. Enso-Sprecherin Claudia Kuba hat ausgerechnet, dass ein Durchschnittshaushalt 2020 etwa 60 Euro mehr für Strom ausgeben muss – wenn der Verbrauch ähnlich bleibt wie in diesem Jahr. In ähnlichen Größenordnungen wirken sich die Preissteigerungen bei den Anbietern EWB und Ewag aus. Deutschlandweit liegt der Durchschnitt der Teuerung bei 5,5 Prozent. Für einen Musterhaushalt mit einem – eher hoch angesetzten – Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden wären das Mehrkosten von fast 70 Euro im Jahr.

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