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Studie: Löbtau-Passage in Dresden muss Autos weichen

Die Befürworter des Boulevards Kesselsdorfer Straße können sich freuen: Die Variante ist die einzig vernünftige Lösung für eine funktionierende Zentralhaltestelle. Das ergab eine aktuelle Untersuchung....

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Von Denni Klein

Die Befürworter des Boulevards Kesselsdorfer Straße können sich freuen: Die Variante ist die einzig vernünftige Lösung für eine funktionierende Zentralhaltestelle.

Das ergab eine aktuelle Untersuchung. Diese hatte Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) beauftragt. Anstatt den seit 15 Jahren geplanten Boulevard bauen zu lassen, hatte die CDU das im Stadtrat am 12. Februar verhindert und durchgesetzt, dass noch einmal alles geprüft werden sollte. Nun ist klar: Es ist praktisch unmöglich.

Abriss oder Megastaus

Die erneute Untersuchung ergab, dass für die CDU-Forderung nach freier Fahrt für Autos in beide Richtungen nur zwei Lösungen denkbar sind. Erstens: Man reißt die mehr als 50 Millionen Euro teure Löbtau-Passage wieder ab. Oder zweitens: Es gibt Megastaus in ganz Löbtau.

Den Abriss kann die CDU nicht wollen. Bleibt noch die Lösung mit Pförtnerampeln. Dabei müssten Autos durch den Haltestellenbereich fahren. Die Dichte im ÖPNV-Netz nimmt durch die Linienanpassungen aber noch zu: Pro Richtung und Stunde fahren 48 Busse und Bahnen an der Kesselsdorfer Straße in die Haltestelle ein. Rein rechnerisch wäre also mindestens alle 75 Sekunden die Ampel für die Dauer des Ein- und Aussteigens (etwa 30 Sekunden) Rot – pro Richtung. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass keine noch so intelligente Ampelschaltung in der Lage ist, in dieser Taktung noch Autoverkehr einzuordnen. Die Folge: Auto- und Nahverkehr würden vollständig zum Erliegen kommen. Schlimmer noch: Laut Studie würden dann wesentlich mehr Autos in das Nebenstraßennetz der Löbtauer Wohngebiete ausweichen, dass dafür nicht ausgelegt ist. In der Boulevard-Variante wäre der Umweg für Autos über die Werner- und Reisewitzer Straße maximal 20 Sekunden – und ohne Staus.

Die Händler würden von den Autospuren also nicht, wie erhofft, profitieren, sondern wären doppelte Verlierer. Zum einen dürften Megastaus die Kundschaft verschrecken. Aber laut Untersuchung wäre auch das Parken vor den Geschäften an der Kesselsdorfer Straße bis zur Wernerstraße nicht mehr möglich. Das hatte der lokale Gewerbeverein gerade erst hart erkämpft. Das würde die von der CDU gegen den Boulevard mobilisierten Händler somit wesentlich härter treffen als eine 150 Meter lange Fußgängerzone zwischen Tharandter- und Gröbelstraße, in der am Tag mehr als 22000 Fahrgäste und potenzielle Kunden ein- und aussteigen.

Schneller Baustart gefordert

„Der schon einmal erzielte Kompromiss wird durch die Studie nochmal bestätigt: Die autofreie Zentralhaltestelle ist für den reibungslosen Ablauf im Bus- und Bahnverkehr und die Sicherheit unserer Fahrgäste die einzig gangbare Lösung“, sagt der Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe, Falk Lösch. „Ich glaube nicht, dass sich die Stadt den Abriss eines neugebauten Hauses zumutet.“

Der Verkehrsexperte der Grünen, Stadtrat Stephan Kühn, fordert jetzt, den Bau endlich zu beginnen. „Selbst die CDU muss die Fakten nun akzeptieren und den Weg für den Boulevard im Stadtrat freimachen.“ Weitere Diskussionen seien überflüssig. Es dürfe nach 15 Jahren nicht noch mehr Zeit für die Aufwertung des Ortsteilzentrums verloren werden, sagen die Grünen.