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Suche nach erschossenen Soldaten

Mehrere Zeugen berichten von dem tragischen Ereignis am Ende des Zweiten Weltkrieges in Burkau. Auch nach Grabungen bleibt die Ungewissheit.

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Trotz Dauerregen wurde am Sonnabend an der ehemaligen BHG in Burkau gegraben, um die sterblichen Überreste von vier polnischen Soldaten zu finden.
Trotz Dauerregen wurde am Sonnabend an der ehemaligen BHG in Burkau gegraben, um die sterblichen Überreste von vier polnischen Soldaten zu finden. © Foto: Mathias Hüsni

Burkau. Hoffnungen, bei Grabungen in Burkau die sterblichen Überreste von vier polnischen Soldaten zu finden, um sie umzubetten und würdig zu bestatten, haben sich (vorerst) nicht erfüllt. Bei Grabungen am Sonnabend an der Straße der Jugend, die von Burkau nach Schönbrunn führt, wurden keine Skelettteile gefunden, teile Mathias Hüsni von der Burkauer Arbeitsgruppe Faschismusforschung mit.

Ausgangspunkt für die Grabungen waren glaubwürdige Berichte von Zeitzeugen, wonach kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges vier polnische Soldaten, die den Rückzug ihrer Truppen verpasst hatten und sich in den Wald am Butterberg retten wollten, erschossen worden seien. Den Berichten zufolge wurden ihre Leichen vom amtlichen Totengräber und einigen namentlich bekannten Mitgliedern der Burkauer Hitlerjugend, die mittlerweile alle verstorben sind, an einer Panzersperre am Sitz der damaligen Burkauer Darlehensbank, später dem Sitz der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG), verscharrt. „Die trotz der widrigen Witterung mehrstündige, aufwendige Suche brachte außer einem massiven Holzpfosten, der durchaus als ein Rest der Panzersperre definiert werden könnte, leider nicht die erhofften Relikte zutage“, sagte Mathias Hüsni der SZ. Eine Voruntersuchung im März mittels einer Vertikalsonde hatte ergeben, dass an dem Ort anthropogene Veränderungen stattgefunden hatten. Dabei handelt es sich um Einwirkungen auf die Umwelt, die direkt oder indirekt durch Menschen bewirkt worden sind. Das erhärtete zunächst den Verdacht, dass die vier Soldaten wenige Meter neben der Fahrbahn verscharrt worden sein könnten. An diesem Sonnabend zeigten alle drei zum Einsatz gelangten Sondensuchgeräte Veränderungen in der Bodenstruktur an, die sich letztendlich durch das Auffinden einer Holzbohle und mehrerer Gegenstände aus Metall bestätigten.

Gemeinde gehört das Grundstück

Die Gemeinde Burkau unterstützte die Grabungen auf mehrfache Weise. Zum einen, indem sie diese gestattete. Die Gemeinde ist Eigentümerin des Grundstückes. Zum anderen half sie mit ihrem Bauhof, der die Grabungen vorbereitete und am Sonnabend vor Ort war – ebenso wie Bürgermeister Sebastian Hein (CDU). Beteiligt an den Grabungen waren außerdem Jens Hoffmann vom Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener (VKSVG) aus Weißenberg, Thomas Kölm vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Dresden, Baggerfahrer Ronny Gräfe, Eberhard Berndt, Mitinitiator und Buchautor aus Bautzen, Bauhof-Mitarbeiter Enrico Piche sowie Karl-Heinz Boden und Mathias Hüsni von der Arbeitsgruppe Faschismusforschung. Sie brachte zu Beginn dieses Jahres die zweite Auflage der viel beachteten Dokumentation „Burkau 1945“ heraus.

Die jetzt erfolgten Grabungen ordnen sich ein in diese historischen Forschungen. In dem Buch „Burkau 1945“ berichten Dorfbewohner, wie sie die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges und die unmittelbare Nachkriegszeit erlebten. Berichtet wird über Todesmärsche, Flucht, Vertreibung, die letzten Kämpfe des Krieges und den Einzug der sowjetischen Armee. Die beiden bisher erschienenen Auflagen sind vergriffen, eine dritte, erweiterte Auflage ist in Vorbereitung. Sie wird weitere, erschütternde Details beinhalten – und mit Sicherheit auch einen Bericht über die Grabungen. Dass jetzt nichts gefunden wurde, das auf die Tragödie von 1945 hindeutet, heißt nicht das Ende der Forschungen. Auch diese weiße Seite im Geschichtsbuch möchten die Historiker noch füllen. (SZ/ir)