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Talsperre Kriebstein im Dornröschenschlaf

Wegen Corona bleiben die Besucher aus. Trotzdem wird am Stausee gearbeitet. Doch das funktioniert nicht überall.

Von Elke Braun
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Besucher kommen jetzt nur vereinzelt an die Talsperre. Die Schifffahrt ruht. Trotzdem werden Arbeiten erledigt, für die sonst keine Zeit war.
Besucher kommen jetzt nur vereinzelt an die Talsperre. Die Schifffahrt ruht. Trotzdem werden Arbeiten erledigt, für die sonst keine Zeit war. © Dietmar Thomas

Kriebstein. Wo sich sonst die Spaziergänger tummeln, herrscht gähnende Leere. Die Campingplätze sind verwaist, nur ganz vereinzelt kommen Besucher. Dennoch herrscht laut Thomas Caro, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kriebstein-Talsperre, Geschäftigkeit am Stausee.

„Wir versuchen, aufzuarbeiten, wofür bisher immer die Zeit gefehlt hat.“ Kurzarbeit für die rund 20 Mitarbeiter habe er daher noch nicht beantragen müssen. Einige Angestellte bauen Überstunden ab, die teilweise noch aus der letzten Saison stammen. Zudem seien jede Menge Reparatur- und Aufräumarbeiten im Gange. Da die Baumärkte für Gewerbetreibende geöffnet sind, gebe es keine Probleme bei der Materialbeschaffung.

Auf den Campingplätzen werden, laut Caro, Bäume und Sträucher geschnitten. „Da gibt es noch einige Tage gut zu tun“, so der Geschäftsführer. „Im April kommen wir auf jeden Fall um die Runden.“ Mitarbeiter der Werft Berlin seien in der vergangenen Woche am Kriebsteinsee gewesen. „Sie haben das Dach des Fährschiffes ,Höfchen´ repariert“, erklärt Caro. Die Dampfschifffahrt, deren Saison am 1. April starten sollte, ruht hingegen komplett. Lediglich die Personenfähre Lauenhain-Ringethal und ein Fährschiff sind derzeit im Einsatz.

Auf dem Fährschiff "Höfchen" wird das Dach erneuert.
Auf dem Fährschiff "Höfchen" wird das Dach erneuert. © Dietmar Thomas

Auf die ab Anfang August geplanten Arbeiten am Hafen hat die Corona-Krise bislang keine Auswirkungen. „Wir wollen aber versuchen, in Absprache mit den Baufirmen einige Arbeiten vorzuziehen, wenn das möglich ist“, so Caro. „Da hätten wir hinten raus mehr Luft.“

Wie berichtet, sollen ab August umfangreiche Modernisierungsarbeiten am Hafen beginnen. Unter anderem wird der marode Fähranleger erneuert. Außerdem soll die Uferpromenade neu gestaltet werden. Um Barrierefreiheit herzustellen, ist zudem der Bau eines Gebäudes mit Fahrstuhl geplant. Derzeit sind die Bootsanlegestellen nur über eine Treppe oder eine steile Zufahrt zu erreichen. In diesem Gebäude soll auch ein Info-Point eingerichtet werden.

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Die Jugendherberge in Falkenhain befindet sich derzeit in Warteposition. „Die Saison startet bei uns traditionsgemäß erst am 1. Mai“, sagt Mitarbeiter Holger Nitzschke. Ob es dieses Jahr an diesem Termin tatsächlich mit dem Betrieb losgehen kann, steht aber in den Sternen. „Alles hängt von den gesetzlichen Vorgaben ab, die nach dem 20. April in Kraft treten“, so Nitzschke. So sei noch völlig offen, ob nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen überhaupt schon wieder in den Normalmodus hochgefahren werden kann.

Genauso sieht es auch Dirk Hanicke vom Hotel am Kriebsteinsee in Höfchen. „Wie und wann es weitergeht, weiß derzeit niemand“, sagt er. Alle Mitarbeiter mussten in die Kurzarbeit geschickt werden. Nur kleinere Renovierungs- und Reparaturarbeiten, die ohnehin turnusmäßig angestanden hätten, würden derzeit erledigt.

Für Steffen Mäding, Inhaber des Baumhaushotels „Kriebelland“, hat die derzeitige Situation, und die damit verbundene Ruhe an der Talsperre, schon fast etwas Unheimliches. Wie alle Hotels musste auch er den Betrieb einstellen und darf aus heutiger Sicht vorerst bis zum 20. April keine Gäste empfangen. 

Sieht aus wie ein Hexenhaus, ist aber ein Bad. Im Baumhaushotel "Kriebelland" ist Inhaber Steffen Mäding nicht untätig. Er baut für die Baumhäuser, die kein eigenes Bad haben, ein neues Gemeinschaftsbad.
Sieht aus wie ein Hexenhaus, ist aber ein Bad. Im Baumhaushotel "Kriebelland" ist Inhaber Steffen Mäding nicht untätig. Er baut für die Baumhäuser, die kein eigenes Bad haben, ein neues Gemeinschaftsbad. © Dietmar Thomas

„Normalerweise sind hier um diese Jahreszeit viele Spaziergänger unterwegs und unsere Baumhäuser über Ostern ausgebucht. Das Wetter soll ja sehr schön werden, aber in diesem Jahr werde ich trotzdem hier alleine sein“, sagt er. Seine Mitarbeiter musste er vorerst alle in Kurzarbeit schicken. Für Kunden, die bereits gebucht und bezahlt haben, stellt er Gutscheine aus. „Die wollen alle wiederkommen und können ihren Urlaub bei uns dann zu einem späteren Zeitpunkt nachholen“, sagt er.

Untätig ist Steffen Mäding trotz Corona nicht. Er ist täglich im Kriebelland. „Zurzeit baue ich ein Hexenbad. Das können dann diejenigen Hotelgäste nutzen, die in ihrem Baumhaus kein eigenes Bad haben“, erklärt er. Die Baumhäuser im Kriebelland sind unterschiedlich ausgestattet. Wie alles im Kriebelland wird auch das Hexenbad ein ausgefallenes und märchenhaftes Ambiente haben. 

Im Inneren ist schon zu erkennen, wie das Hexenbad im "Kriebelland", das Steffen Mäding zurzeit baut, einmal aussehen wird.
Im Inneren ist schon zu erkennen, wie das Hexenbad im "Kriebelland", das Steffen Mäding zurzeit baut, einmal aussehen wird. © Dietmar Thomas

Außerdem erledigt er Arbeiten, die er bisher immer vor sich hergeschoben hat. „Jetzt kann ich ja auch mal mit der Säge Krach machen, ohne jemanden zu stören.“ Mäding wartet gespannt auf die Entscheidungen, wie es nach dem 20. April weitergeht und ist vorsichtig optimistisch. „Ich denke, wenn die Beschränkungen aufgehoben sind, wird es wahrscheinlich einen Reise-Boom geben.“

Michaela Czeschka, Inhaberin des Restaurants „Seeterrassen“, will das Beste aus der Situation machen. Die Gaststätte, die sonst das ganze Jahr über geöffnet hat, ist derzeit geschlossen. „Wir sind aber trotzdem vor Ort und bieten einen Straßenverkauf für Spaziergänger an“, sagt sie. Für einen Lieferdienst fehlt ihr das notwendige Equipment.

„Wir lassen auch in diesen verrückten Zeit was für Sie köcheln“. Mit diesem Spruch wirbt das Hotel „Waldhaus“ Lauenhain auf seiner Internetseite für einen Abholdienst für Speisen. Geschäftsführer Stephan Möbius will versuchen, unter anderem für die Ostermenüs frischen Spargel und andere der Jahreszeit entsprechende Zutaten aufzutreiben. Das sei in der derzeitigen Situation nicht ganz einfach. „Auch der Großhandel ist arg gebeutelt“, sagt Möbius. Am Wochenende und an Feiertagen sowie bei schönem Wetter öffnet das „Waldhaus“ zudem seine Vesper-Station und hält ein kleines Sortiment zur Stärkung für Spaziergänger bereit.

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