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Tharandt bekommt regionalen Mini-Markt

Nadja Müller will im Herzen der Stadt ein Geschäft eröffnen, in dem es nicht nur um Lebensmittel geht.

Von Verena Schulenburg
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Hier sollen in Zukunft wieder Kunden ein- und ausgehen: An der Roßmäßlerstraße in Tharandt eröffnet Nadja Müller bald ein neues Lebensmittelgeschäft.
Hier sollen in Zukunft wieder Kunden ein- und ausgehen: An der Roßmäßlerstraße in Tharandt eröffnet Nadja Müller bald ein neues Lebensmittelgeschäft. © Karl-Ludwig Oberthür

Frische Äpfel und Kartoffeln vom Bauern um die Ecke sowie Fleisch von Tieren, die in der Umgebung weideten und nicht stundenlang im Laster über Autobahnen gekarrt wurden. 

Diese und andere Produkte aus der Region will Nadja Müller in die Regale ihres Ladens holen.

Noch aber ist von den regionalen Gaumenfreuden nichts zu sehen. Die 43-Jährige steht noch ganz am Anfang ihres Planes, einem Feinkostladen in Tharandt. An der Roßmäßlerstraße 16, im Herzen der Forststadt, will die junge Frau ab August durchstarten. „Ich habe richtig Bock drauf“, sagt Nadja Müller. Ihr Reich werden genau die Räume, in denen bis vor etwa zwei Jahren schon einmal ein Bioladen war. Sie selbst habe damals die Ladenschließung bedauert, erzählt Müller. Kurz zuvor war die dreifache Mutter gerade mit ihrer Familie von Kreischa nach Großopitz gezogen. Auf einem Dreiseithof in dem Tharandter Ortsteil fanden sie ein Zuhause. In kleinem Stil, wie Müller erzählt, haben sie nun dort damit begonnen, einen Kräutergarten anzulegen und ein paar Hühner und Ziegen zu halten, zur Eigenversorgung.

In Zukunft aber will Nadja Müller die Nahversorgung der Tharandter verbessern und so auch die Händler der Region unterstützen. Für diese Idee, den ländlichen Raum mit einem Feinkostladen zu stärken, ist Müller kürzlich vom sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft mit einer Prämie von 5 000 Euro ausgezeichnet worden.

Das Startgeld kann Müller für die Umbauten in ihrem neuen Laden gebrauchen, bevor Obst, Gemüse, Wurst und Käse in dem etwa 70 Quadratmeter großen Verkaufsraum ihren Platz finden. Nadja Müller spricht bewusst von Feinkost. Mit der bloßen Bio-Etikette kann sich die Unternehmerin nicht so recht anfreunden. „Das Geschäft soll nicht nur ein bestimmtes Klientel ansprechen“, erklärt sie. Anstatt bio pur ist es Nadja Müller viel wichtiger, dass die Produkte ihres Ladens von regionalen Händlern stammen. Das soll auch an den jeweiligen Artikeln vermerkt werden. Alle Kunden sollen wissen, woher die Ware kommt, die später bei ihnen Zuhause auf dem gedeckten Tisch liegt. Ebenso möchte Müller auf unnötige Verpackungen bei Lebensmitteln verzichten, sofern möglich.

Die Idee zum eigenen Laden entstand dabei eher zufällig. In einer kleinen Gruppe von Tharandtern sei der Gedanke diskutiert worden. „Die Vorstellung, das selbst in die Hand zu nehmen, hat sich in mir irgendwie entwickelt“, sagt Müller. Für die 43-Jährige ist der Schritt zum eigenen Naturkostladen selbst etwas Neues. Gänzlich unbedarft in der Branche ist die studierte Agraringenieurin allerdings nicht. Zehn Jahre lang leitete sie gemeinsam mit ihrem Mann den Hof der Helene-Maier-Stiftung in Kreischa, später kümmerte sie sich um das Marketing eines Öko-Hofes bei Nossen.

Mit ihrem Laden in Tharandts Mitte will Nadja Müller aber nicht nur Regionales an den Kunden bringen und so das regionale Bewusstsein schärfen. „Das Geschäft soll Tharandt auch ein Stück mehr beleben“, erklärt sie. Eine kleine, gemütliche Bistro-Ecke soll künftig auf einen Kaffee und zum Verweilen einladen. Müller kann sich darüber hinaus auch vorstellen, künftig kleine Veranstaltungen in den Räumen durchzuführen. „Das wird sich aber alles noch ergeben“, sagt sie. Auch die Idee, den eigenen Dreiseithof in Großopitz mit einem kleinen Hofladen zu bereichern, sei noch Zukunftsmusik.

Zunächst gehe es darum, Tharandts neuen Laden auf Kurs zu bringen und auch die vermeintlich typischen bio-grünen Wände im Inneren zu überpinseln. Der Laden soll modern und bäuerlich gemütlich werden – aber weg von jeglichem Klischee.