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Tim aus Weixdorf zurück im Leben

Im April wurde bei dem Baby Leukämie diagnostiziert. Nach einer Stammzellenspende sind seine Werte jetzt vielversprechend.

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© privat

Von Thomas Drendel

Weixdorf. Das Risiko ist sehr hoch. Das sagte Christina Marquardt kurz vor der Stammzellentransplantation bei ihrem Sohn Tim. Die Operation hatte das Baby dann gut überstanden. Doch die Mediziner der Charité und natürlich die Mutter standen vor der bangen Frage: Wird der kleine Körper die Stammzellen auch annehmen und nicht von Neuem Krebszellen, gefährliche Blasten, bilden.

Inzwischen sind einige Wochen vergangen und Tim gibt sich alle Mühe wieder gesund zu werden. „Seine Zellen produzieren fleißig weiße und rote Blutkörperchen. Sie sind für die Immunabwehr notwendig. Die Ärzte sind zufrieden, sodass Morphin abgesetzt und langsam die Ernährung über das Katheter reduziert werden kann“, sagt die Weixdorferin. „Da seit ein paar Tagen der erste Zahn durch ist, kann er ja bald Steak essen“, fügt sie hinzu.

Mütze tragen üben

Doch es kam noch besser. Kurz danach wurde Tim erstmals nach der Stammzellenspende Gewebe entnommen, um seinen Gesundheitszustand genau zu untersuchen. Das Ergebnis: Alle gefundenen Zellen waren Spenderzellen, also gesunde Zellen. Gefährliche Blasten wurden nicht entdeckt. Das heißt, er befindet sich auf dem Weg der Besserung. „Danach haben wir schon einmal geübt Mütze zu tragen, für unsere ersten Spaziergänge, auch wenn es dafür noch etwas dauern wird.“

Anfang Dezember folgt der nächste Meilenstein. Tim und Christina Marquardt sind vom Krankenzimmer in eine eigene kleine Wohnung umgezogen. Sie steht für solche Patienten wie Tim bereit und ist keimfrei. „Wir genießen unsere Freiheit. Egal wie das Wetter ist, wir trotzen ihm. Alles ist besser als Isolation in einem kleinen Krankenhauszimmer. Endlich haben wir einwenig Privatsphäre und können den Tagesablauf etwas freier entscheiden. Jetzt geht es wieder in die Ambulanz zur Kontrolle der Werte und bald hoffentlich nach Hause“, schreibt sie überglücklich. Dann kam Hilfe von unerwarteter Seite.

Dynamo-Ultras starten Auktion

Die Ultras von Dynamo Dresden hatten zu einer Auktion zugunsten von Tim aufgerufen. Unter anderem versteigerte dabei Andreas „Lumpi“ Lambertz, Mittelfeldspieler bei Dynamo Dresden, seine Fußballschuhe. Für knapp 220 Euro wechselten sie den Besitzer. Am Ende kamen bei der Auktion 1 700 Euro zusammen. „Ein solches Engagement zeigen nicht viele Vereine und Dynamo Dresden hat die weltbesten Fans. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Initiatoren der Versteigerung und sind stolz, ein Teil von Schwarz-Gelb zu sein. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, welche Hilfsbereitschaft uns entgegengebracht wird. Tim kämpft und zeigt, dass er ein echter Dresdner ist“, sagte Christina Marquardt. – In den Monaten seit der Diagnose Leukämie im April hat sich die Weixdorferin immer wieder über die große Hilfsbereitschaft gefreut. Allein zur großen Typisierungsaktion im Sommer kamen rund 1 800 Menschen und ließen sich registrieren. Ziel war es, einen geeigneten Stammzellenspender zu finden. Am Ende konnte sie als Mutter selber spenden. Die Aktion half aber auch anderen Leukämie-Kranken. Die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) teilte jetzt mit, dass bereits einer der Teilnehmerin aus Weixdorf einem Patienten Stammzellspenden gespendet hat. „Da hat sich unser Engagement doppelt gelohnt“, sagt die junge Mutter.

Inzwischen hat sie sich ein neues Ziel gesetzt. „Als Mutter eines krebskranken Kindes musste ich feststellen, dass die Ernährung solcher Patienten stiefmütterlich behandelt wird. Das will ich gerne ändern“, sagt die gelernte Diätassistentin und Betreiberin eines Fitnessstudios. „Dazu benötige ich die Erfahrungen von anderen Eltern, Kinderkrankenschwestern oder Ärzten zum Thema Ernährung auf kinderonkologischen Stationen. Vielleicht sind ja einige bereit und treten mit mir per E-Mail in Kontakt“, sagt sie.

Christina Marquardt hatte Tim am 6. Februar zur Welt gebracht. Außer einer diagnostizierten Neugeborenengelbsucht war der Junge vollständig gesund. Erst bei einer Routineuntersuchung stellte der Kinderarzt fest, dass Tims Milz vergrößert ist. Nach weiteren Untersuchungen stand fest, dass er Leukämie hat.

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