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Tolle Knolle

Martin Schneider wirbt für die Kartoffel. Der Koch zeigt Schülern in Heidenau, was man alles mit ihr machen kann – und lässt nichts anbrennen.

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© Andreas Weihs

Von Heike Sabel

Heidenau. Was wird aus Kartoffeln hergestellt? Chips! Denkste. In der bunten Tüte steckt kein Stück Kartoffel. Stattdessen Farbstoffe und noch viel Schlimmeres. Pommes bestehen aus Kartoffeln. Ja, aber die triefen vor Fett. Martin Schneider beginnt mit einem Horrorszenario. Die Großsedlitzer Grundschüler sind ein bisschen erschrocken. Und dann noch die Sache mit dem Ketchup. Viel Zucker, kaum wirklich reife Tomaten. „Ich esse nie wieder Ketchup“, sagt Victoria und verzieht das Gesicht. Nach einer Stunde werden sie und die anderen Pommes mit Ketchup essen – und begeistert sein.

Schon die Küche ist etwas Besonderes. Sie befindet sich im Doppeldecker-Kochbus der Berliner Menüpartner GmbH, mit dem Event-Koch Martin Schneider am Donnerstag nach Großsedlitz an die Heinrich-Heine-Grundschule gekommen ist. Schneider muss immer etwas den Kopf einziehen, wenn er den Kindern am Tisch etwas erklärt. Die haben Kochschürzen um und weiße Mützen auf, auf die sie ihre Namen geschrieben haben.

Zuerst werden Kartoffeln geschält. Schneider erklärt genau, wie die Schäler zu halten sind. Die Schalen kommen in eine Schüssel. Wie die anderen Reste auch, werden sie an die Tiere im Schulzoo verfüttert. Die Kartoffeln werden in Streifen geschnitten und auf Backofengitter gelegt. Schnell sind die Gitter voll. Schneider bringt sie nach unten in den Ofen.

Jetzt kommt der Ketchup dran. Auf einem Tablett liegen Möhren, Sellerie, Birnen, Zwiebeln. Alles muss klein geschnitten werden. Wencke schneidet gekonnt ganz kleine Würfel. Sie macht das nicht das erste Mal. Zuletzt hat sie mit ihrer Mutter Möhrensuppe gekocht. Auch in der Schulküche wird oft gekocht, sagt Lehrerin Yvonne Geißler. Alles kommt in die Pfanne und wird in Öl gebraten.

Da läuft das Wasser im Munde zusammen

„Das riecht ja ganz lecker und sieht gut aus“, sagt Paikea. Von unten duftet es schon nach den selbst gemachten Pommes. Jetzt noch Gemüsebrühe in die Pfanne. Dann wird alles in einem hohen Gefäß mit dem Püriergerät zerkleinert. Vorher fügt der Koch Tomatenmark dazu. „Das Beste von der Tomate“, sagt er. Wencke guckt skeptisch. Das werde ich nicht essen, sagt sie. Martin Schneider gibt noch einige Rote Bete dazu. Die ist gesund und bringt Farbe in den Ketchup. Etwas Salz, fertig ist das selbst gemachte Ketchup. Das ist zwar nur einen Tag haltbar, aber man kann es ja portionsweise einfrieren. Kannst Du uns das Rezept aufschreiben, fragen die Kinder. „Nein, das findet ihr im Internet.“

Kleine Hausaufgabe. Pädagogisch sehr gut. Die Lehrerin schmunzelt.

Als Schneider die Pommes holt, werden sie mit „Hm“ begrüßt. „Vorsicht, die sind ganz heiß“, sagt er. Dann schmatzt es. Corvin, Victoria, Paikea, Clara und die anderen lassen nichts vom Ketchup und den Pommes übrig. Schneider ist zufrieden. Seit 2008 ist der Bus in Deutschland unterwegs, wird von Kitas, Schulen, Krankenkassen, Versicherungen, Vereinen gebucht, um für gesunde Ernährung zu werben.

Die Kinder bekommen einen Rucksack mit, Werbung muss sein. Mit Kartoffeln. „Da könnt ihr dann schälen und schneiden wie die Weltmeister“, sagt Martin Schneider und macht sich an den Abwasch. In zehn Minuten kommt die nächste Gruppe. Die wird Quark mit Kartoffeln zubereiten, die letzte dann Kartoffelsuppe. So ist es für Martin Schneider nicht so eintönig, und die Kinder können sich austauschen. Wenn sie nach Hause gehen und sagen: Ich kann kochen und es schmeckt, hat Schneider sein Ziel erreicht.

Die nächsten Tage ist er noch in Sachsen unterwegs. Von Rügen bis München hat ihn sein Weg schon geführt. Pommes hat er übrigens schon ewig nicht mehr gegessen. Die gekauften sowieso nicht, und von den selbst gemachten bleiben im Bus nie welche übrig.