SZ +
Merken

Tschechen wollen Deutsche warnen

Bei Hochwasser will Varnsdorf bis nach Hainewalde informieren. Diese Idee war nur eine von vielen bei einer Flut-Konferenz.

Teilen
Folgen
NEU!

Von E. Schmidt und K. Zimmermann

Gleich hinter der Grenze in Großschönau liegt das erste Hochwasser-Problem: Wenn die Mandau von Tschechien nach Deutschland fließt, trifft sie aus einem breiten und tiefen Kanal kommend auf ein schmales und enges Bett in Großschönau. „Zusätzlich fördert an dieser Stelle ein tschechisches Klärwerk die Erosion“, sagt Bürgermeister Frank Peuker (SPD). Die Gemeinde Großschönau hat aber bereits reagiert und baut auf der einen Seite die Stützmauer neu und legt sie an der anderen Seite um. So hat die Mandau mehr Platz und verliert etwas von ihrer zerstörerischen Wucht.

So wie an dieser Stelle arbeiten die Großschönauer überall auf ihrer Flur daran, künftigen Hochwassern den Schrecken zu nehmen. Viele andere betroffene Kommunen, Kreise und auch Behörden setzen sich ebenfalls mit dem Thema auseinander und können jeder für sich Erfolge vorweisen. Dieses Engagement untereinander bekanntzumachen und zu vernetzen, ist ein wichtiger nächster Schritt. Für Großschönau mit Mandau und Lausur gilt das auch grenzüberschreitend mit Tschechien. Daher ist es wichtig, dass Gemeinden und Behörden beider Ländern kooperieren. In Waltersdorf haben sich deswegen jetzt Vertreter der zwei Staaten getroffen. Sie haben den grenzüberschreitenden Hochwasserschutz gemeinsam analysiert, geplant und besprochen, wie gehandelt werden kann.

Eingeladen hatte das Projekt Sächsisch-Tschechisches Hochwasserrisikomanagement, kurz Strima. Unter anderem die Bürgermeister von Varnsdorf und Großschönau, Martin Louka und Frank Peuker, informierten bei der Konferenz über den Stand in ihren Orten. Demnach wird in Varnsdorf beispielsweise der Wasserstand automatisch gemessen. Die Daten sind im Internet für jedermann zugänglich und werden stündlich aktualisiert. Wird die erste Hochwasserwarnstufe erreicht, dann sogar in noch kürzeren Abständen.

Ein Problem ist beim Workshop deutlich geworden: Im Hochwasserfall ist es wichtig, dass die Informationen, die durch Mess- und Leitstellen erhoben werden, schnell bei den Betroffenen ankommen. Wichtig ist, welche Kommunikationswege genutzt werden können, denn Telefon und Internet sind im Katastrophenfall nicht zuverlässig. In Tschechien werden deshalb wieder die Sirenen eingesetzt. Und es wird auch das Radio genutzt. Wenn in Varnsdorf das Mess-System versagt, kontrollieren – ähnlich wie in Deutschland – die Stadtpolizei oder die freiwillige Feuerwehr die Pegelstände.

Durch das Internet können sich auch die Großschönauer jederzeit über die aktuelle Hochwassersituation der Mandau in Varnsdorf informieren. Daraus kann die Gemeinde das Risiko für sich ableiten, heißt es aus Varnsdorf. Im Fall von außergewöhnlichen akuten Situationen wie Hochwasser, Eisschollenbildung oder die Verunreinigung des Flusses, ruft der Varnsdorfer Feuerwehrchef, Jiri Sucharda, den Großschönauer per Telefon oder Handy an. Der informiere dann den Hainewalder Wehrleiter, heißt es. Ähnlich funktioniere die Kommunikation auch mit der Rumburker Feuerwehr.

Die Stadt Varnsdorf hat in den letzten Jahren eine Untersuchung durchgeführt und dabei festgestellt, dass ihre Funkzentrale auch in der Lage ist, zweisprachig über eine drohende Gefahr zu informieren. Falls es von deutscher Seite Interesse gibt, schlägt der Ort für die Zukunft vor, ein Warnsystem entlang der Mandau bis nach Hainewalde zu installieren.

Eine weitere Möglichkeit, die Arbeit der örtlichen Behörden und Einsatzleitungen zu unterstützen, stellte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Form einer Interaktiven Gefahrenkarte (Inge) bei der Konferenz vor. In diese Karte werden alle vorhandenen Daten von Pegelständen bis hin zu Einsatzplänen eingetragen und aktualisiert. Damit können Gefahren analysiert und Risiken besser abgeschätzt werden. Diese Software können alle sächsischen Orte kostenlos für sich nutzen.

Wichtig ist ebenso, dass in den Gefahrenzonen nicht mehr gebaut wird. Denn je mehr Raum das Wasser hat, desto weniger Schaden kann es anrichten. Es müsse zudem der Blick auch auf die kleinen Flüsse gelenkt werden, hieß es. Der Mensch habe die Flüsse über die Jahrhunderte immer weiter eingeengt. Das rächt sich jetzt. Bei den zunehmenden starken Regenfällen steigen die Pegelstände in immer kürzerer Zeit. „Da sollte bei den Grundstückseigentümern ein Umdenken einsetzen“, wünscht sich Bürgermeister Frank Peuker.