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Überlandleitungen durch Radebeul ziehen

Im Westen der Stadt klettern Monteure gut gesichert auf Strommasten, um neue Kabel vom Moritzburger Oberland bis an die Elbe einzuhängen.

Von Peter Redlich
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Monteure von Enso Netz ziehen in Radebeul die neuen Stromleitungen ein. In etwa 30 Metern Höhe müssen die Arbeiten erledigt werden.
Monteure von Enso Netz ziehen in Radebeul die neuen Stromleitungen ein. In etwa 30 Metern Höhe müssen die Arbeiten erledigt werden. © Peter Redlich

Radebeul. Was da derzeit im Westen Radebeuls auf den Strommasten geschieht, lässt manchen Bürger erstaunt zuschauen. Monteure klettern mit Gurt und Schutzhelm bestückt und gesichert auf den neu aufgestellten Überleitungsmasten und ziehen neue Seile und Leitungen ein. Das ist der sogenannte Ersatzneubau der 110-Kilovolt-Freileitung im Bauabschnitt Radebeul, sagt Claudia Kuba, Pressesprecherin des Stromversorgers Enso.

100 Kilometer zu überbrücken

Die neuen Leitungen überbrücken insgesamt eine Strecke von 100 Kilometern. Die Hochspannungstrasse reicht von Zittau/Hirschfelde bis nach Dresden/Niederwartha. Sie wird von Enso Netz schrittweise erneuert. Die Bauarbeiten laufen bereits seit 2010. Neue Maste wurden in Radebeul schon vor zwei Jahren am Elbufer aufgestellt und über den Fluss hinweg nach Niederwartha verbunden. Damit konnte ein Mast in den Elbufergärten eingespart und Platz für die Kleingärtner gemacht werden.

Diese 110-kV-Leitung ist an drei Übergabestellen - in Hagenwerder, Schmölln, und Niederwartha - mit dem europäischen 380-kV-Netz verbunden, so die Enso-Pressesprecherin. Insgesamt 15 Umspannwerke sind an die Leitung angeschlossen. Erneuert werden muss die Stromleitung, weil sie nach 80 bis 90 Jahren das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer erreicht  hat.

Dünne Seile ziehen die dicken

Auch an der Cossebauder Straße, auf der Pferdekoppel, sind zwei neue Maste in den letzten Wochen samt Fundament errichtet worden. Vor dem eigentlichen Stromkabel werden hier dünnere Seile eingezogen. Diese werden danach mit den Stromkabeln verbunden. Eine Zugwinde zieht die Kabel auf die Maste hoch. Die Monteure, die derzeit auf den Auslegern arbeiten, erledigen jetzt genau die jeweiligen Verbindungen und bauen die notwendigen Isolatoren an.

Claudia Kuba: "Mit den neuen Stromleitungen muss zugleich die Übertragungsfähigkeit erhöht werden." Das sei notwendig, um Ansiedlung von Industriebetrieben - etwa in Großröhrsdorf/Leppersdorf - mit einem großen Strombedarf zu unterstützen. Auch will die Enso auf die weitere Steigerung der Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien vorbereitet sein. Insgesamt 22 Bauabschnitte gibt es zwischen Hirschfelde und Niederwartha. Die Enso Netz hat seit 2010 rund 39 Millionen Euro in den neuen Ausbau dieser Leitungen investiert. 

Am Boden, direkt neben den neuen Masten, bereiten Mitarbeiter die Seile vor, die auf die Maste gezogen werden.  
Am Boden, direkt neben den neuen Masten, bereiten Mitarbeiter die Seile vor, die auf die Maste gezogen werden.   © Peter Redlich

Der letzte Bauabschnitt auf einer Länge von 7,7 Kilometern ist die Strecke zwischen Reichenberg und Niederwartha. Dafür werden weitere 2,6 Millionen Euro aufgewendet. In diesem Bauabschnitt standen bisher 37 Maste mit einer Höhe von jeweils 20 Metern. Jetzt sind es 27 Maste. Diese haben allerdings eine Höhe von bis zu 30 Meter.

Die Spannweite von Mast zu Mast war bisher 270 Meter, jetzt sind es 330 Meter, so Claudia Kuba. Auch die Stärke der den Strom führenden Seile hat sich, wegen der Kapazitätssteigerung, geändert. Die bisherigen Leiterseile hatten Durchmesser von 185 Millimeter, die neue Seile sind 20 Millimeter stärker, also 205 Millimeter. Was die Zugwinde und die Männer zwischen und auf den Masten leisten müssen, sagt eine weitere Zahl: Das durchschnittliches Gewicht der Leitungen beträgt ein Kilogramm pro Meter.

Noch mal acht Maste in Zitzschewig

Die Arbeiten im Westen Radebeuls haben nochmals einen gehörigen Umfang. Es sind nämlich nicht nur die Maste auf der Pferdekoppel an der Cossebauder Straße erneuert  und die Seile dort gezogen worden. Insgesamt ist Seilzug bei Radebeul-Zitzschewig zwischen acht Masten zu erledigen. Dabei wird auch die Eisenbahnstrecke überquert, so die Pressesprecherin.

Der Plan sagt, dass voraussichtlich Ende Mai die gesamte Hochspannungsleitung in Betrieb gehen soll. Nicht abzusehen sei derzeit, ob es durch die Corona-Pandemie zeitliche Veränderungen gibt. Es können sich jedoch kurzfristig Verzögerungen ergeben, so Claudia Kuba. Bislang laufen die Arbeiten allerdings planmäßig. Wetter und kein starker Wind begünstigen die Monteure.

Die Enso-Pressesprecherin betont auch: Es wird keine Auswirkungen auf die Stromversorgung in Radebeul oder den Nachbarorten geben. Die Stromlieferung läuft sicher durch Umschaltungen im Netz über andere Strecken. 

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