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Uhu gibt Windradgegnern Auftrieb

Im Planungsgebiet für Windkraftanlagen in Bobritsch-Hilbersdorf brüten seltene Vögel. Das gibt Windkraftgegnern Auftrieb.

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© dpa

Von Ute George

Ein Jahr lang war Wolfgang Hahn, Landschaftsarchitekt des Ingenieurbüros pro bios aus Dresden, im Gemeindegebiet Bobritzsch-Hilbersdorf unterwegs, um das Vorkommen von Großvogelarten und Fledermäusen zu untersuchen. „Hintergrund ist der aktuelle Regionalplan für Windkraftanlagen“, erklärte er. In diesem seien einige Vorranggebiete ausgewiesen. Diese „weißen Flecken“ sind allerdings keine, wie Hahn bei seinen Untersuchungen feststellte. Nach eigenen Angaben konnte er zahlreiche geschützte Vogel- und Fledermausarten nachweisen.

Der Schwarzstorch findet im Bobritzschtal auf Kuhweiden Nahrung und brütet in Feldgehölzen.
Der Schwarzstorch findet im Bobritzschtal auf Kuhweiden Nahrung und brütet in Feldgehölzen.
Der Rotmilan fühlt sich ebenfalls wohl hier.
Der Rotmilan fühlt sich ebenfalls wohl hier.

Etwa 5 500 Hektar umfasste das Untersuchungsgebiet von Wolfgang Hahn. „Im Mai vergangenen Jahres habe ich gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern begonnen, die Horste zu kartieren“, erklärte er. Insgesamt zwölf Brutvorkommen des streng geschützten Rotmilans konnten so festgestellt werden. „Das ist im sächsischen Vergleich eine sehr hohe Dichte“, sagt Hahn.

Eine weitere Besonderheit im Bobritzschtal sei der Schwarzstorch, ebenfalls streng geschützt. Normalerweise brütet er sehr zurückgezogen in Wäldern. „Im Bobritzschtal brütet er auch in Feldgehölzen und findet Nahrung auf Kuhweiden“, berichtete der Experte. Allerdings hatten laut Hahn die Schwarzstörche aufgrund des kalten und nassen Frühjahrs 2013 kaum Nachwuchs. Zwei Brutvorkommen konnte er dennoch nachweisen.

„Vor allem im Naundorfer Bereich kommt auch der Uhu vor“, ergänzte Hahn. Zudem fühle sich die Rohrweihe in den Feuchtgebieten wohl.

Auch den Herbstvogelzug hat Hahn genau untersucht. Dabei konnte er vor allem einen starken Rotmilan-Zug beobachten. „Ende September sammeln sich die Tiere hier zu größeren Truppen, um Richtung Süden zu ziehen“, erklärte er. Sogar Fischadler würden im Gemeindegebiet Rast machen. „Die Masse macht allerdings der Buchfink aus“, so Hahn. Die Zugphase ziehe sich bis November hin.

15 000 Finken in 48 Stunden habe er gezählt. Insgesamt 47 000 Individuen von 49 Arten konnte er feststellen, wobei die Tiere, die nachts ziehen, dort nicht dabei sind.

Den Fledermäusen war Hahn mittels spezieller Lautmessgeräte akustisch auf der Spur. So konnte er unter anderem Bartfledermaus, Braunes Langohr, Fransenfledermaus, Großes Mausohr und Mopsfledermaus nachweisen. All diese Arten sind streng beziehungsweise besonders geschützt.

Seine Schlussfolgerung: Es gibt vogelbedeutsame Flächen im Gemeindegebiet Bobritzsch-Hilbersdorf. Und auch der große „weiße Fleck“ Bobritzschtal ist ein wichtiger Lebensraum für verschiedene Fledermausarten.

Die Gemeinderäte hatten bereits Ende September vergangenen Jahres die Vorranggebiete im Regionalplan unter anderem aufgrund der Fauna-Habitate abgelehnt. Windkraftanlagen hätten „auf alle Fälle Auswirkungen“, bekräftigte Hahn. So habe er zum Beispiel im Bereich des Windparks „Schmohlhöhe“ zwar alte Vogelhorste entdecken können, aber keine neuen Brutstätten. „Meiner Erfahrung nach umfliegen Großvögel solche Windkraftanlagen“, sagte er.