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Umgebindehaus wird Kaffee-Rösterei

Das Haus in Waltersdorf öffnet bald. Kurioserweise ist es binnen weniger Wochen zweimal verkauft worden.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Der etwa fünf Jahre dauernde Dornröschenschlaf des Umgebindehauses in der Schulgasse 1 in Waltersdorf ist vorbei. Peter Müller restauriert das Haus. Der Zimmerer hat es im Frühjahr von der Gemeinde Großschönau gekauft. Wie es dazu kam, ist ein Kuriosum. Denn per Gemeinderatsbeschluss war es gerade verkauft worden – und zwar an Robin Wollmann, den Betreiber der Kaffee-Rösterei im Naturparkhaus gegenüber. Im gegenseitigen Einvernehmen ist das rückgängig gemacht und ein neuer Beschluss zum Verkauf des Umgebindehauses gefasst worden. „Das war alles kein Problem. Ich hatte ja noch kein Geld überwiesen“, sagt Robin Wollmann. Denn seine Pläne kann der Spitzkunnersdorfer trotzdem noch im Umgebindehaus verwirklichen. Darüber ist er sich mit Peter Müller gleich einig gewesen.

„Als ich hörte, dass Herr Müller das Haus auch kaufen wollte, fand ich das toll“, sagt Robin Wollmann. Denn er hätte es von Firmen sanieren lassen müssen. Zimmermeister Peter Müller macht das selbst. Der Jonsdorfer war schon immer von dem Haus begeistert. Als er hörte, dass es zum Verkauf angeboten wird, wollte er sich darum bemühen. Wollmann, Müller und auch die Gemeinde Großschönau verfolgen das gleiche Ziel. Sie wollen das 1822  gebaute Umgebindehaus im Zentrum von Waltersdorf erhalten und für alle zugänglich machen. Hier am Platz bilden die Kirche, das Naturparkhaus im ehemaligen Oberkretscham, das Volkskunde- und Mühlenmuseum und das Umgebindehaus ein wunderbares Ensemble, schildert Robin Wollmann.

Er will seine Kaffee-Rösterei unbedingt aus dem Café im Naturparkhaus auslagern. Weil das Kaffee-Rösten zu viel Krach macht, kann er das dort nur Vormittags oder Abends machen. „Da muss sich unbeding etwas ändern“, sagt er. Das Umgebindehaus gegenüber dafür zu nutzen, wäre ideal. Das findet auch Peter Müller, der das Gebäude nicht für sich als Wohnhaus braucht. Der 55-jährige Jonsdorfer will es einfach nur erhalten. Und dafür hat er schon eine ganze Menge getan. Das Dach und eine Giebelseite sind saniert. Peter Müller hat bewusst keine neuen, sondern die historischen Dachziegeln verwendet. „Unser Ziel ist es, von der alten Bausubstanz so viel wie möglich zu erhalten“, sagt er. Auch ein Teil der Fenster, die komplett ausgetauscht werden, ist erneuert. Frisch saniert ist zudem der gesamte Eingangsbereich. Hier war alles verfault und morsch. Sogar die großen Sandsteine mussten neu verlegt werden, weil sie sich verschoben hatten. Und wahrscheinlich muss der Steinmetz an einer anderen Seite des Hauses noch mal ran.

Peter Müller und Robin Wollmann haben klare Vorstellungen, wie das Haus innen aussehen und genutzt wird. Die rechte Seite des Erdgeschosses wird das Kaffee-Lager. Dann hat der Röster endlich genügend Platz dafür. Denn von den reichlich 15 Sorten Kaffee, die er aus Süd- und Mittelamerika sowie Afrika im Angebot hat, muss er immer mindestens eine Palette kaufen. Und darauf stapeln sich immerhin zehn 60 bis 70 Kilogramm-Säcke.

In der früheren Wohnstube des Hauses wird die Kaffee-Rösterei eingerichtet. „Beim Schaurösten könnte ich dann hier meine Vorträge zum Kaffee halten und nachher mit den Gästen rüber ins Café gehen“, erzählt Robin Wollmann. Für den Tourismus bietet das Umgebindehaus aber noch eine ganz andere Möglichkeit. Der Rösterei-Betreiber hört von seinen Gästen immer wieder, dass sie gern mal ein Umgebindehaus von innen sehen möchten. Auch das wäre nach der Sanierung des Hauses möglich. „Wir haben Glück, dass der Vorbesitzer im Haus so gut wie nichts verändert hat“, sagt Peter Müller.

Beim Maler hat er sich jetzt erkundigt, welche Farben er im Haus verwenden soll . Schließlich soll alles möglichst originalgetreu saniert werden. Und so bessert er die Wände, je nachdem, mit Lehm- Kalk- oder Zementputz aus. Während die Holzwände und Balken schon schön hergerichtet sind, wartet bei der Dielung noch jede Menge Arbeit auf den Zimmerer.

Schon im Frühjahr soll zumindest das Erdgeschoss und damit die neue Rösterei komplett fertig sein. Bewusst wird auf eine Heizung verzichtet und weiter auf Ofenfeuerung gesetzt. Und wenn die Besucher sich im Haus umsehen, werden sie sogar noch ein typisches Oberlausitzer Plumpsklo vorfinden. Selbst das ist noch im Haus vorhanden. Künftig dient es aber nur noch als Anschauungszweck.

Während Peter Müller jetzt fleißig saniert, röstet im Naturparkhaus gegenüber Robin Wollmann besonders viel Kaffee. Denn seine Rösterei in Waltersdorf ist im Dezember von 9 bis 19 Uhr geöffnet.