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Tödliche Gefahr für Hunde am Elbufer

In Dresden sind 40 Wurststücke mit Rattengift gefunden worden. Und es sind noch mehr Orte in der Stadt unter Verdacht. 

Von Julia Vollmer & Melanie Schröder
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Petra V., Tochter Leni und Nachbar Andreas V. spazierten mit ihren Labradoren im Bereich der Keppgrundstraße. Ein Polizist erklärt, wo Gefahr droht.
Petra V., Tochter Leni und Nachbar Andreas V. spazierten mit ihren Labradoren im Bereich der Keppgrundstraße. Ein Polizist erklärt, wo Gefahr droht. © Tino Plunert

Hundebesitzer in Dresden sind aufgebracht: An den Elbwiesen wurden am Sonntag und Montag rund 40 Giftköder entdeckt. Die wurstartigen Stücke sollen vermutlich mit Rattengift versetzt worden sein, teilte die Polizei mit. Vier Hunde sollen davon gefressen haben, die Folgen sind im Zweifel lebensbedrohlich für die Tiere. Eine Hundebesitzerin hat Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. „Derzeit sind die Köder zur Untersuchung beim Landeskriminalamt“, so Polizeisprecher Marko Laske. Die Beamten waren vor Ort und haben alles abgesucht. Bislang seien nur vier Hunde bekannt, die von den Ködern gefressen haben sollen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, ist unklar.

Wer dahintersteckt, ist bislang unbekannt. Ohne den Täter zu haben, sei es schwierig, zum Motiv zu spekulieren, so Laske. Der Verdacht auf Tierhasser stehe aber im Raum. „Die Ermittlungen in derartigen Fällen sind nicht einfach. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe“, sagt der Polizeisprecher. In den letzten Jahren gab es bereits mehrere Fälle von Giftködern in der Stadt. 2017 wurden mit Nägeln und Rasierklingen gespickte Wurststücke gefunden. Der Stadt ist die Sache bekannt, doch sie verweist auf die Polizei. Denn: „Für Giftköderanschläge gibt es keine Meldepflicht beim Veterinäramt“, betont Stadtsprecher Karl Schuricht. Allerdings habe es am Wochenende eine Meldung von einem Tierarzt gegeben.

Der aktuelle Fall versetzt Hundebesitzer der Stadt in Sorge. Auf Facebook weisen sich Dresdner gegenseitig auf die Gefahr hin. „Mein Gott, wer macht denn so was“, fragt etwa Gudi Schreier. Dass die Täter bald gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden, hofft hingegen Juliane Schubert. Und aufmerksamer will jetzt K. Segura durch die Stadt gehen. Sie will auch in der Neustadt giftige Köder gesehen haben.

Die von der Polizei sichergestellten Köder. 
Die von der Polizei sichergestellten Köder.  © Polizei Dresden

Auf der Hundewiese vor der alten Post an der Kreuzung Königsbrücker/Louisenstraße hat Segura Brotkrumen entdeckt. „Da kam mir der Gedanke“, sagt sie. „Natürlich weiß man nicht, ob das Leute vor die Tauben hingestreut haben. Aber als ich diese Krümel gesehen habe, dachte ich sofort, es könnten vergiftete Hundeköder sein.“ Wachsamer will sie jetzt mit ihrem kleinen Yorkshire Terrier durch die Straßen gehen. Alle zwei Wochen ist sie dran, mit dem Familienhund eine große Runde zu drehen. Jedoch nicht an der Elbe. Dass Manche zu drastischen Maßnahmen greifen und ankündigen, ihre Hunde nur noch mit Maulkorb laufenzulassen, geht ihr zu weit. „Wenn man den Hund an der Leine hat, kann man eigentlich gut überblicken, woran geschnuppert oder was ins Maul genommen wird.“ An der Elbe sei das natürlich anders: Hier laufen die Hunde frei.

Wie gefährlich und zum Teil tödlich diese Köder für die Vierbeiner sein können, erklärt die Dresdner Tierärztin Tanja Schewe. „Das Rattengift kann zu Gerinnungsstörungen führen, sie können im Maul und an der Haut bluten“, so Schewe. Die Besitzer sollten auf Symptome wie Erbrechen, Durchfall oder stecknadelgroße Einblutungen in der Haut achten. Dann heißt es ab zum Tierarzt. „Auch wenn die Tiere müde oder appetitlos sind, kann das ein Warnzeichen sein“, sagt die Tierärztin. Sie bekomme zur Zeit viele Anrufe von Hundebesitzern, die eine Vergiftung vermuten. Vor allem aus Gorbitz. „Doch es ist zum Teil schwierig einzuschätzen, ob eine Vergiftung oder ein Magen-Darm-Infekt vorliegt, da sich die Symptome nach einer Rattengift-Vergiftung manchmal erst nach sieben Tagen zeigen“, beobachtet Tanja Schewe.

Doch nicht nur für Hunde, auch für Kinder können die Fundstücke von den Elbwiesen zu einer großen Gefahr werden, warnen Polizei und Kinderärzte wie Georg Heubner, Chefarzt der Kinderklinik im Klinikum Dresden. „Eltern sollten darauf achten, was ihre Kinder anfassen und in den Mund stecken, denn das Gift ist gefährlich“, so Heubner. Symptome für eine Vergiftung können Atemnot oder Krämpfe sein, genau wie Blutgerinnungsstörungen. Das weiß auch Kinderarzt Sascha Iffländer, der seine Praxis am Albertplatz hat. „Wenn Kinder plötzlich Blut im Stuhl haben, sollte man auf jeden Fall zum Kinderarzt.“

Zu Wort meldet sich auch die Tierschutzorganisation Peta, die eine Belohnung von 1 000 Euro für Hinweise auf den Täter aussetzt. „Der Unbekannte, der die Giftköder auf den Elbwiesen ausgelegt hat, muss sofort gestoppt werden, bevor weitere Vierbeiner verletzt oder sogar getötet werden“, so Judith Pein von Peta.

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