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Unbekannte schießen auf Schafherde

Pfeile treffen zwei Schafe der Agrargenossenschaft Leisnig. Der wird auch noch ein Traktor geklaut.

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© André Braun

Von Maria Fricke

Mit einem rosafarbenen Pfeil ist am vergangenen Wochenende ein Merinolandschaf auf einer Weide bei Tragnitz angeschossen worden. Schäfer Ingolf Wolf von der Agrargenossenschaft Leisnig fand das Tier am Sonntag gegen 8 Uhr. Der Pfeil hatte sich tief in die Brust des Schafes gedrängt. Magen und Leber seien getroffen worden, so Wolf. Aber das Tier lebte noch. „Es hatte Schmerzen, konnte sich kaum noch bewegen“, schildert Volker Hynitzsch, der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft. Das trächtige Schaf musste notgeschlachtet werden, um es von seinen Qualen zu erlösen, wie die Polizeidirektion (PD) Chemnitz mitteilte.

Der Pfeil steckte noch in der Brust des Tieres.
Der Pfeil steckte noch in der Brust des Tieres. © Ingolf Wolf

Offenbar mit einer Armbrust haben Unbekannte zwischen Sonnabend 17 Uhr und Sonntag 8 Uhr auf die etwa 800 Tiere starke Herde bei Tragnitz geschossen. Die Schafe hatten bis gestern auf der Weide links unterhalb des Donnerberges neben der Umgehungsstraße von Fischendorf in Richtung Leisnig gestanden. Gegen 17 Uhr war der Schäfer der Agrargenossenschaft am Sonnabend das letzte Mal bei den Tieren. Am Sonntag gegen 8 Uhr wollte er die neuen Lämmer mit ihren Müttern von der Weide holen. Dabei fiel ihm das schwer verwundete Schaf mit dem Pfeil in der Brust auf. Wenig später sei, so erzählt Volker Hynitzsch, ein weiteres verletztes Schaf sowie ein zweiter, anders aussehender Pfeil gefunden worden. „Das waren scharfe Armbrustpfeile, wie Messerklingen, und kein Spielzeug“, schildert Hynitzsch. Die Geschosse befinden sich derzeit bei der Polizei.

Das hat es hier noch nicht gegeben

Einen derartigen Angriff auf seine Tiere hat der Chef der Agrargenossenschaft bisher noch nicht erlebt. Auch andere Schafzüchter aus der Region sind davon nach eigenen Angaben bislang verschont geblieben. „Dass sie mal ein Schaf geklaut haben, ja. Aber auf eines geschossen wurde bisher noch nicht“, schildert Mario Wyhnanek aus Leisnig. Der Schäfer hat rund 400 Tiere. „Der Vorfall jetzt macht mir schon ein bisschen Angst“, sagt er. Daher werde der Schäfer in nächster Zeit mehr Kontrollen auf seinen Weiden durchführen. Entsetzt über die Tat ist auch Michael Winkler, der privat etwa 30 Tiere in Clennen hält. „Meine Tiere stehen relativ hausnah und sind mit einem mobilen Drahtzaun eingezäunt“, sagt der Schäfer. Von ähnlichen Fällen wie dem Tragnitzer habe auch er bisher noch nichts gehört.

Selbst sachsenweit scheint es sich um einen Einzelfall zu handeln, wie Hanno Franke, Zuchtleiter beim Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband, auf Nachfrage sagt. „Ich habe bisher nur von dem Fall aus Thüringen gehört, wo mit einer Armbrust auf ein Pferd geschossen wurde“, sagt er. Dass in Sachsen schon einmal mit einer Armbrust auf ein Schaf oder eine Ziege geschossen wurde, sei ihm neu. Aufsehen erregt hatte allerdings Silvester 2013 ein Armbrust-Schütze im Wildgehege von Moritzburg. Dieser hatte auf den weißen Hirsch geschossen, der anschließend von den Tätern getötet und enthauptet wurde.

Ohne besondere Erlaubnis

Laut dem Deutschen Waffengesetz muss für den Erwerb einer Armbrust keine Erlaubnis eingeholt werden. Sie ist, wie Luftdruck-, Federdruck- und Gasdruck-Waffen ab einem Alter von 18 Jahren erlaubnisfrei zu erwerben, so der Deutsche Schützen Bund.

Die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft bedauern nach diesem Wochenende nicht nur den Verlust eines Schafs. Zwischen dem vergangenen Donnerstag und Sonntag ist der Genossenschaft auch ein Traktor samt dazugehörenden Anhängern gestohlen worden. Wie die Polizeidirektion Chemnitz mitteilte, seien die Täter offenbar über ein offenes Fenster in das Gebäude in Brösen gelangt, in dem der Traktor gestanden hat. Der Gesamtwert der Beute beläuft sich nach ersten Schätzungen auf rund 20 000 Euro. Sachschaden an dem Gebäude sei keiner entstanden. „Es war kein gutes Wochenende für die Agrargenossenschaft“, sagt Volker Hynitzsch.

„Zurzeit ist zwischen den beiden Fällen kein Zusammenhang zu erwarten, aber im Rahmen der Ermittlungen wird das geprüft“, teilt Polizeisprecherin Daniela König der PD Chemnitz mit. Im Fall des getöteten Schafes ist die Polizei auf der Suche nach Zeugen. Wer in der fraglichen Nacht etwas Auffälliges nahe der Weide in Tragnitz gesehen hat, wird gebeten sich unter Tel. 03431 6590 im Döbelner Polizeirevier zu melden.