Unruhe im Wohngebiet

Pulsnitz. Es brodelt im Eigenheimstandort an der Hufe/Kastanienweg in Pulsnitz. Dabei ist der Straßenverkehr offenbar Anlass für Ärger – der ruhende wie der fließende. Auch der Bebauungsplan (B-Plan) für das Areal aus der Zeit Anfang der 1990er Jahre ist für den Unmut von Bedeutung. Der legt gewisse Regeln für die Gebäude und Außenanlagen fest. Das bekannte Gourmet-Restaurant von Armin Schumann am Rande des Baugebietes spielt ebenfalls eine Rolle. Die Stadt beschäftigt sich schon seit 2016 mit der aufkeimenden Unruhe im Wohngebiet. Damals ging es um einen Carport, der wohl nicht mit dem B-Plan konform ging. Bürgermeisterin Barbara Lüke räumt ein, der Stadt schwante, dass hier noch mehr kommen könnte. Mittlerweile gab es auch Einwände zu gestalterischen Details am neuen Anbau des Restaurants.
Ein Brief von Anwohnern an Anwohner und ein Papier an die Stadt rückt den Eigenheimstandort nun erneut in den Fokus. In dem Papier schildern zwei Bewohner ihre Beobachtungen und ihre Kritik an der aus ihrer Sicht unerträgliche Situation. Es geht insbesondere um Park-Rowdys zum Beispiel auf Gehwegen, den Lasterverkehr, der in einem reinen Wohngebiet nichts zu suchen habe, und die engen Straßen. Am Parkchaos seien wohl auch Restaurantgäste nicht unschuldig. Gefordert werde unter anderem Einschränkungen des Gaststättenbetriebes auf das „zulässige Maß der Gebietsversorgung“, wie es heißt. Der wohngebietsfremde Verkehr müsse gestoppt werden. Zwei Straßen sollten als Anliegerstraßen ausgeschildert und weitere Poller montiert werden, um die Wildparker in die Schranken zu weisen. Ein Parkplatz im Wohngebiet und die Stellplätze sollen alle als Anwohnerparkplätze ausgeschildert werden. Der Pkw-Verkehr sei unzulässig und unzumutbar, heißt es in dem Papier. Außerdem belaste Lkw-Verkehr das Gebiet. Bei den Forderungen berufen sich die Autoren auch auf den B-Plan.
Gültige Konzession
Dass die Parkzustände in dem Wohngebiet teilweise indiskutabel sind, bestätigt die Stadt: „Wir haben bereits viele Knöllchen verteilt“, sagt die Bürgermeisterin. Die Gaststätte gebe es dort im Übrigen schon seit Anfang der 1990er Jahre. Allerdings hat das Restaurant seit dem Herbst 2016 mit neuen Inhabern geöffnet. Dazu gehört der frühere Luisenhofwirt aus Dresden. Seitdem zieht die Gaststätte deutlich mehr Gäste an. Das geht mit mehr Verkehr einher. Es habe aber keine Erweiterung der Sitzplätze gegeben. Die Gaststätte befinde sich zudem außerhalb des reinen Wohngebietes und sei aus Sicht der Stadt sehr wohl in dieser Form zulässig. Wirt und Rathauschefin sind sich einig, dass es genug Parkplätze für das Restaurant gebe. Wegen des Andrangs am Wochenende stehen zusätzliche Stellplätze gegenüber auf dem Gelände der Heliosklinik zur Verfügung. Einen kurzen Fußweg müssen die Gäste in Kauf nehmen, so Barbara Lüke. Auch auf der Internetseite hat der Gastronom die Parkmöglichkeiten genau beschrieben und bittet die Gäste im Interesse des nachbarschaftlichen Friedens, diese auch zu nutzen, keine Gehwege, Einfahrten und Kreuzungen zuzuparken. Wirt Armin Schumann stellt klar: „Ich verstehe die ganze Diskussion nicht.“ Die Öffnungszeiten sind auch aus Stadtsicht moderat. Alles laufe zivilisiert, ohne Remmidemmi in der Nacht. Er habe eine gültige Konzession, so Schumann, mehr Parkplätze als gefordert und den Gästen gefalle es: „Dafür arbeiten wir hart.“
Die Stadt habe ihrerseits neben Patrouillen der Ordnungshüter mit Pollern versucht, die Parksünder zu disziplinieren. Die seien offenbar unbelehrbar und nicht Willens, ordnungsgemäß zu parken. Es könne aber nicht alles mit Pollern abgesperrt werden. Das sei nur punktuell eine Lösung, so Barbara Lüke. Anwohnerparkplätze lehne die Stadt ab, weil es die nirgends in Pulsnitz gebe. Das schaffe neue Diskussionen. Ebenso wie Anliegerstraßen. Pulsnitz habe andere reine Wohngebiete, dort gebe es auch keine. Die Stadt wolle aber den Durchgangsverkehr zumindest für Lkws unterbinden und damit eine Entlastung schaffen. Im Übrigen gehe die Stadt das Wohngebiet derzeit Punkt für Punkt durch, um eine Grundordnung reinzubringen. Die Stadt werde natürlich auch auf das Schreiben reagieren. Und sie werde sich mit dem umstrittenen B-Plan beschäftigen, auf den die Autoren des Papiers pochen.
Papier stößt auf Widerstand
Eine Dokumentation belege, dass wohl rund 90 Prozent der Anlieger gegen einzelne Regeln verstoßen würden. Die Stadtplaner wollten dem Wohngebiet offenbar ein bestimmtes Gepräge geben. Das sei nicht gelungen. Es wäre auch sehr uniformiert gewesen, eigentlich schrecklich, so Barbara Lüke. Vom Sprossenfenster bis zur Gartenbepflanzung reiche das Regelwerk. Eines stehe aber fest: Ein Schwarzbau verjährt nicht. So wären alle Fälle zu prüfen. Es wäre aus Sicht der Stadt aber unverhältnismäßig, alle Verstöße korrigieren zu lassen – mit Abriss und Umbau. Das könne nicht im Interesse der Mehrheit der Bewohner sein und auch nicht im Interesse der Stadt, ließ die Bürgermeisterin im Stadtrat durchblicken. Die Stadt wolle den Bebauungsplan deshalb ganz aufheben. Das ist zumindest die Tendenz. Bei den Autoren des Papiers stößt das auf Widerstand.
Inzwischen meldeten sich auch andere Anwohner zu Wort, die die Darstellungen der Kritiker als überzogen bezeichnen. Sie seien froh über das Restaurant, in dem man schön essen gehen könne. Für die Bürgermeisterin erhärte sich der Eindruck, dass ein Riss durch das Wohngebiet geht. Dazu trage auch der umstrittene B-Plan bei. Aus Sicht der Stadt sei er aber nicht mehr erforderlich, da das Baugebiet weitgehend abgeschlossen ist. Die Stadt habe sich dazu mit dem Kreis abgestimmt. Sonst komme keine Ruhe in das Wohngebiet.