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Uns ist der Sex abhanden gekommen

Getrennte Schlafzimmer seit Jahren ließ jegliche Intimität zwischen einem Paar einschlafen. Wie kommt man da wieder raus? Was ein Paarberater rät.

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Christian Thiel
Christian Thiel © Christian Juppe

Von Christian Thiel

Wir sind seit 34 Jahren verheiratet. Wir verstehen uns nach wie vor sehr gut und sind ein eingespieltes Team. Was uns in all dieser Zeit verloren gegangen ist, ist die körperliche Nähe und Intimität. Seit rund vier Jahren haben wir auch getrennte Schlafzimmer – wegen Schlafnebengeräuschen. Somit ist die körperliche Distanz noch größer geworden und die Spontaneität ausgeblieben. Zufrieden macht uns das nicht.

Sie schreiben selbst, dass die körperliche Nähe verloren gegangen ist, das hat also nicht nur mit den getrennten Schlafzimmern zu tun. Deshalb wäre es gut, tagsüber anzufangen. Wie oft und innig umarmen und küssen Sie sich noch? Sie verstehen sich gut, aber können Sie auch drüber reden, was Ihnen fehlt und was Sie sich wünschen? Ganz ohne Vorwürfe?

Wenn Sie tagsüber wieder Nähe hergestellt haben, mit der Sie sich wohlfühlen, sollten Sie sich verabreden für mehr. Nicht auf dem Sofa zum Fernsehen, sondern zum Kuscheln in einem der beiden Schlafzimmer.

Zudem verführen getrennte Schlafzimmer meist dazu, zwei verschiedene Lebensrhythmen zu entwickeln. Der Eine geht ins Bett. Der Andere nicht. Es gibt weder Sex noch Kuscheln. Und das fühlt sich für die meisten Menschen nicht gut an.

Sie vermissen die Nähe zum anderen. Beide Partner vermissen das. Verabreden Sie sich also so oft wie möglich. Erst einmal wirklich nur zum Kuscheln, bauen Sie keinen Druck auf, was sein muss. Kuscheln heißt beieinander liegen, sodass man den Anderen gut und gern spürt. Man kann sich küssen und streicheln oder man kann miteinander reden und sich erinnern, wie es in der Anfangszeit war und was einem verloren gegangen ist. Man kann sich erinnern, was der Andere besonders mochte und da wieder anknüpfen. All das schafft Nähe und Intimität, zunächst einmal ganz ohne Sex.

Es geht zunächst wirklich nur darum, die Nähe des anderen wieder zu spüren. Möglich, dass dann Einer in den Armen des Anderen einschläft und erst später das Zimmer wechselt. Verabreden Sie sich. Machen Sie Paarzeit zu einem wichtigen Termin in Ihrem Kalender. Immer wieder.

Reden Sie als eingespieltes Team nicht nur über die Organisation des Alltags, sondern jeden Tag auch darüber, wie es Ihnen geht, was Sie tagsüber bewegt hat und was Ihnen wichtig war. Auch das schafft Nähe. Und achten Sie darauf, dass Sie sich, ehe Sie getrennt schlafen gehen, wirklich lange umarmen und gerne auch küssen. Und sagen Sie, wenn nur das flüchtige „Nacht, Schatz“ kommt, ruhig: „Das war zu kurz!“

Christian Thiel ist Single-, Partnerschaftsberater und Autor. Haben Sie Fragen an ihn? Schicken Sie eine Mail an [email protected]