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„Unsere Schule muss erhalten bleiben“

Günther Ohmann tritt in Bertsdorf-Hörnitz zur Bürgermeisterwahl an. Der SZ sagt er, was er erreichen will.

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Von Holger Gutte

Nach dem 7. Juni wird es in der Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz einen Bürgermeisterwechsel geben. Amtsinhaber Volker Müller (Freie Wähler) kandidiert nicht mehr. Für die Freien Wähler tritt dafür nun der Bertsdorfer Günther Ohmann an. Der 70-Jährige ist langjähriger Gemeinderat und in den letzten Jahren bereits stellvertretender Bürgermeister in der Gemeinde gewesen.

Herr Ohmann, Sie sind Rentner und könnten sich zur Ruhe setzen, warum kandidieren Sie bei der Bürgermeisterwahl in Ihrer Gemeinde?

Ich bin jetzt 25 Jahre Gemeinderat und habe die Entwicklung nach der Wende von Anfang an mitgestaltet. Mein Wunsch ist es, dass der eingeschlagene Weg fortgeführt werden kann. Volker Müller hat eine gute Arbeit geleistet. Ich habe lange abgewartet, ob er sich wieder zur Wahl stellt.

Heißt das, wenn Herr Müller wieder angetreten wäre, hätten Sie nicht kandidiert?

Ja, das ist so. Weil ich – wie gesagt – finde, dass er eine gute Arbeit gemacht hat. Als Gemeinderat hätte ich ihn dabei weiterhin unterstützt. Deswegen habe ich meine Kandidatur im Vorfeld mit Volker Müller auch abgesprochen, damit wir als Freie Wähler wieder einen Bewerber für das Amt stellen. Ich habe mich allerdings auch gewundert, dass es sonst keinen anderen Kandidaten gibt.

Als stellvertretender Bürgermeister haben Sie ja bereits in die Verwaltungsarbeit etwas reinschnuppern können.

Als er krank war, habe ich ihn als zweiter stellvertretender Bürgermeister neun Monate vertreten und in die Arbeit etwas Einblick bekommen. Aber das ist natürlich noch längst nicht alles gewesen, was mit dem Bürgermeisteramt verbunden ist. Ich finde, so einen verantwortungsvollen Job kann man als ehrenamtliche Arbeit eigentlich nur machen, wenn man sonst keine anderen beruflichen Verpflichtungen hat.

Was haben Sie sich vorgenommen?

Auf jeden Fall unbedingt unsere Schule zu erhalten. Beim Beseitigen der Hochwasserschäden in der Gemeinde müssen wir endlich weiterkommen. Aber das hängt ja am Land, dass es hier nicht schneller vorangeht. Und auch der Hochwasserschutz im Ort ist mir wichtig. Hierfür sind ja zwei Regenwasserrückhaltebecken in Bertsdorf und eines in Hörnitz geplant. Die Zusammenarbeit zwischen den Ortsteilen Bertsdorf und Hörnitz geht noch etwas zu verbessern. Unbedingt erhalten will ich auch unser Dorfgemeinschaftshaus. Wir müssen versuchen, es künftig besser zu nutzen, dass wir unterm Strich wenigstens wirtschaftlich gesehen, auf eine schwarze Null kommen. Die Veranstaltungen des Dorfensembles und die Schuleinführungen sind für das Dorfgemeinschaftshaus zu wenig. Es könnte durchaus mehr von den Bürgern gemietet werden. Vielleicht gelingt es uns auch, das Haus für Schulungen oder dergleichen zu vermieten.

Welche dieser vielen Aufgaben steh als erste an?

An erster Stelle steht für mich die Schule. Ohne sie zerfällt das gesamte Leben im Dorf. Die Vereine würden ohne Nachwuchs dastehen, weil die Kinder in anderen Orten sind. Und unsere Vereine brauchen unbedingt Nachwuchs, damit sie ihre gute Arbeit fortsetzen können. Stellvertretend für alle möchte ich hier nur den Skiverein nennen. Und auch bei unserer Jugendgruppe der Feuerwehr würde es sicherlich einen Abbruch geben, wenn es im Ort keine Schule mehr gäbe. Deswegen wollen wir den Kindern auch etwas bieten im Ort. Im Gemeinderat wird ja bereits darüber beraten, wie wir in Hörnitz das Projekt des geplanten Mehrgenerationspielplatzes hinter dem Schloss in Angriff nehmen können.

Gibt es schon etwas Neues zur Schule zu berichten?

CDU-Landtagsabgeordneter Stephan Meyer hat sich intensiv zum Thema eingeschaltet. Wir müssen jetzt erst einmal einen Bestandsschutz für die Schule erreichen. Danach können wir Fördermittel beantragen. Ohne geht nichts. Am 9. Juni gibt es ein Treffen mit unserer tschechischen Partnergemeinde Skalice. Mit ihr wollen wir unter ihrer Federführung ein Ziel-III-Projekt für die Sanierung der Schule angehen. Dadurch könnten wir eine 80- bis 90-prozentige Förderung – anstatt der sonst 40 Prozent – erhalten.

Und wie sieht es mit „Stadt Zittau“ aus?

Man muss ehrlich sein. Geld für „Stadt Zittau“ steht im Moment nicht zur Verfügung. Ich werde auch dem Faschingsclub keine Zusage machen können, dass hier in den nächsten drei Jahren etwas passiert. Es sei denn, es findet sich ein Investor für das Haus. Aber selbst, wenn der sich sofort melden würde, dauert es sicher mehr als drei Jahre, bis der Verein wieder ins Haus kann.

Würden Sie etwas anders machen, als ihr Vorgänger?

Wenn ich gewählt werde, richte ich mit Dienstag und Donnerstag zwei Sprechtage ein. Ich bin ja jetzt auch schon oft donnerstags deswegen im Gemeindeamt anzutreffen gewesen. Die Bürger könnten mit mir aber auch mittwochs und freitags einen Termin vereinbaren. Als Rentner kann ich mir einfach mehr Zeit dafür nehmen, als beispielsweise der jetzige Amtsinhaber. Ansonsten ist es mir wichtig, die bisherige Arbeit fortzusetzen.

Wie stehen Sie zur Selbstständigkeit von Bertsdorf-Hörnitz?

Unsere Selbstständigkeit sollten wir uns so lange wie möglich erhalten. Und wenn es einmal doch notwendig werden sollte, dass wir uns mit einem Nachbarort zusammen schließen müssen, geht ohne einen Bürgerentscheid gar nichts. Das hat uns die Vergangenheit bereits gelehrt, als die Einwohner ganz anders über einen Zusammenschluss mit Zittau dachten, als die Mehrheit des Gemeinderates. So ein Schritt muss ja auch gut überlegt sein. Falls es wirklich mal anstehen sollte, bin ich aber in dieser Hinsicht in alle Richtungen offen.

Was heißt das?

Dass wir dann in alle möglichen Richtungen denken sollten. Neben Zittau, Olbersdorf und Mittelherwigsdorf käme ja auch Großschönau in Betracht.

Welche Erfahrung haben Sie bisher mit der Verwaltungsgemeinschaft Olbersdorf gemacht?

Mit der derzeit bestehenden nur gute. Da gab es bisher keine Probleme.