Von Andreas Weller
Die Ferienzeit ist vorbei, da sollte man schon mal an den nächsten Urlaub denken. Sonst holt einen der Arbeitsalltag nur ein. Dirk Hilbert, Dresdens Oberbürgermeister höchstpersönlich, schafft neue Angebote. Nur leider nicht in seiner und unser aller schönen Stadt. Da läuft doch etwas schief, werden jetzt einige denken. Konkurrenz belebt das Geschäft, sagen andere. Doch Dresdens Ferienwohnungsanbieter werden sich noch wundern.
Wie wir aus sicherer Quelle, nämlich auf Nachfrage von Hilbert selbst, erfuhren, hat er sich ein Haus in Rathen zugelegt. Besorgte Bürger tragen sich nun mit der Sorge, der OB könnte uns verlassen. Er könnte Dresden mit dem Asyl-Schlamassel, wie sie es sehen, im Stich lassen. Quasi die Flucht vor der Verantwortung oder positiv ausgedrückt: Es wird wieder was frei, um Flüchtlinge unterzubringen.
Doch weit gefehlt. Wie der OB uns mitteilte, hat er die Immobilie aus ganz anderen Gründen erworben. Sie ist eine Geldanlage. Mehr noch: Hilbert lässt sie demnächst herrichten, um dort Ferienwohnungen anbieten zu können. Ja, unser OB wird Vermieter in Rathen. Klingt komisch, bestätigt er aber so. Aus nicht bestätigten Quellen wird hingegen kolportiert, er plane, die Verwaltung samt Stadtrat mit einzuspannen. Viele werden als Statisten eingesetzt. Sie sollen einfach nur am Flugplatz Klotzsche, hier wird er hochtrabend Dresden International genannt, herumstehen und so tun, als wäre mächtig Betrieb. Wichtig dabei ist: Von einigen müssen Wortfetzen zu verstehen sein, als ob es um richtig große Geschäfte ginge. So werden die Ankömmlinge aus Übersee – oder von der anderen Elbseite – getäuscht, dass in Dresden mächtig Trubel sei, alles brummt und sie ins beschauliche Rathen müssen, um überhaupt mal wirklich abschalten zu können.
Einen Schönheitsfehler hat der Plan, der – wie geschrieben – noch unbestätigt ist, allerdings: Angeblich sollen als Chauffeurservice die Fraktionschefs eingesetzt werden. Einfach nur, weil die mit Mütze besser aussehen als Hilbert. Dafür müsste der OB aber ausgerechnet Linke-Fraktionschef André Schollbach die Adresse verraten. Der steigt Hilbert doch sofort aufs Dach. Oder will Hilbert mit Stefan Vogel wirklich die AfD im Haus haben? Was das für einen Eindruck machen würde. Ob Hilbert seinem Parteifreund Holger Zastrow die Anschrift nennt oder nicht, wird keinen Unterschied machen. Zastrow kutschiert die ahnungslosen Urlauber eh einfach zu seiner Hofewiese. „Ja, genau, Rathen liegt im Wald und ist eigentlich nur ein Biergarten – aber wirklich schön.“ Höfliche Asiaten nicken da nur freundlich und haben nach drei Bier vergessen, wo sie eigentlich Urlaub machen wollten. Aber was ist, wenn die Urlauber Deutsch können?
Wer nun denkt, in den Rathener Ferienwohnungen liegen Aktenstapel vom OB, vorbereitete Rügen für Stadträte, Abmahnungen für Verwaltungsmitarbeiter, das Tagebuch oder die Lieblingsweine von Hilbert herum, weil dort doch seine heimliche neue Bleibe ist, täuscht sich. Sie können aufatmen: Herr Hilbert hat uns versichert, dass er in Dresden wohnen bleibt. Deshalb sei auch allen Kritikern gesagt: Es ist absolut seine Sache, was er mit seinem Geld macht. Nur, dass er Dresden die Touristen abspenstig machen will, nehmen wir ihm wirklich übel. In diesen Zeiten muss man doch zusammenhalten.