Von Lilly Vostry
Alles begann mit einem Computervirus namens „Sleepy Simon“. Seinem Geheimnis geht in fremden Datenbanken ein junger Hacker nach, Gangster sind auch im Spiel. Das Buch packte Uwe Graßhoff derart, dass er damit Bester im Vorlesen an seiner Schule wurde. Damit nicht genug. Der 13-jährige Schüler der Mittelschule Oberlößnitz in Radebeul war auch beim Kreis- und Bezirksausscheid in Meißen und Pirna erfolgreich, jetzt wurde er Mitte Mai Landessieger im Sächsischen Vorlesewettbewerb 2003 der 6. Klassen.
Jedes Mal galt es, einen anderen Autor und sein Werk vorzustellen und die Zuhörer und Jury vom eigenen Lesespaß zu überzeugen. „Es kam darauf an, dass man den Text gut erzählt und betont“, so Uwe. Und es war aufregend, vor Publikum, Eltern und anderen Schülern zu sitzen und alle hören einem zu. Wie fühlt er sich als Lesesieger? „Ich war überrascht“, sagt er, „weil man sich selber nicht so einschätzt.“ Und zeigt stolz die Preisträger-Urkunde und drei Büchergutscheine für insgesamt 50 Euro. Gewonnen hat er mit einer Tiergeschichte, „Jessie - Ein kleiner Hund sucht ein Zuhause“. Ein Buch gefällt ihm, wenn „es interessant und schön geschrieben ist.“
Das Lesevirus befiel Uwe schon mit sieben Jahren, als er die ersten Buchstaben lernte. „Auf einmal konnte ich es, versuchte jede Werbetafel zu entziffern und dachte immer: geht`s noch, geht`s noch“, erinnert er sich schmunzelnd. In seiner Klasse war er dann immer sehr schnell und zuerst fertig beim Textlesen und langweilte sich. Seine Lehrerin dachte anfangs, er habe die Seiten nur überflogen. „Jetzt glaubt sie mir, dass ich weiß, was da steht.“ Uwe liest überall und am liebsten gemütlich - im Sessel oder im Bett. Im Moment hat es ihm der Fantasy-Roman „Der Herr der Ringe“ angetan. Die Winnetou-Geschichten von Karl May mag er auch. Außerdem ist Uwe ein begeisterter Computer-Tüftler, der auch mal Schulfreunden beim Aufbau der Programme hilft. So steht sein Berufswunsch fest: Level-Designer für Computerspiele oder Spiele-Tester möchte er einmal werden. Das technische Talent hat er wohl von seinen Eltern. Der Vater arbeitet als Prozessingenieur bei AMD, die Mutter war früher als Konstrukteurin bei Robotron tätig. Außerdem spielt Uwe in der Theatergruppe seiner Schule mit. Zurzeit proben sie ein Programm mit Sketchen aus dem Schülerleben, die zur Abschlussfeier der zehnten Klasse aufgeführt werden. In die Schulbücherei kommt er ebenfalls gern. Von den etwa 360 Schülern der Oberlößnitz-Schule leihen dort 80 ständige Leser aktuelle Kinder- und Jugendliteratur aus.
Nun drücken Uwes Mitschüler, seine Eltern und Schwester Petra ihm fest die Daumen für die Endrunde im Vorlesewettbewerb, denn am 26. Juni wird der Bundessieger in Frankfurt/Main gekürt.