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Vater tot, Mutter krank, Haus abgebrannt

Nach einem Brand hat ein Elfjähriger nicht mal mehr ein Zuhause. Die Mitglieder der Initiative Kinder von Tschernobyl Seifhennersdorf bitten um Hilfe.

Von Holger Gutte
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Das abgebrannte Holzhaus von Matwej und seiner kranken Mutter in dem kleinen Dorf Shirokoje.
Das abgebrannte Holzhaus von Matwej und seiner kranken Mutter in dem kleinen Dorf Shirokoje. © privat

Matwej und seine kranke Mutter brauchen dringend Hilfe. Das Leben des elfjährigen Jungen war so schon schwer genug. Jetzt ist es unbeschreiblich. Matwej lebt in dem kleinen Dorf Shirokoje. Das liegt nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mitten in einem immer noch verstrahlten Gebiet Weißrusslands. Die Gegend ist trostlos und die Menschen, die dort leben, sind größtenteils arm.

Das abgebrannte Holzhaus von Matwej und seiner kranken Mutter in dem kleinen Dorf Shirokoje.
Das abgebrannte Holzhaus von Matwej und seiner kranken Mutter in dem kleinen Dorf Shirokoje. © privat
Selbst die wenigen Habseligkeiten der Familie sind vernichtet. 
Selbst die wenigen Habseligkeiten der Familie sind vernichtet.  © privat
Nur Schutt und Asche blieben übrig.
Nur Schutt und Asche blieben übrig. © privat
Matwej (vorn links) 2017 zusammen mit den anderen Ferienkindern aus dem verstrahlten Gebiet in Weißrussland bei ihrem Erholungsbesuch im Querxenland Seifhennersdorf.
Matwej (vorn links) 2017 zusammen mit den anderen Ferienkindern aus dem verstrahlten Gebiet in Weißrussland bei ihrem Erholungsbesuch im Querxenland Seifhennersdorf. © Peschel
Auch dieses Bild von Matwej (vorn links) und den anderen Ferienkindern aus dem verstrahlten Gebiet in Weißrussland entstand 2017 beim Erholungsbesuch in Seifhennersdorf.
Auch dieses Bild von Matwej (vorn links) und den anderen Ferienkindern aus dem verstrahlten Gebiet in Weißrussland entstand 2017 beim Erholungsbesuch in Seifhennersdorf. © privat

Matwejs Vater ist schon seit einigen Jahren tot und seine Mutter krank. Und gerade, als die Mutter jetzt wieder im Krankenhaus in der Stadt Gomel war, passierte etwas Schreckliches.

Ihr kleines Holzhaus brannte sofort lichterloh

Ein verheerender Brand nahm jetzt dem Elfjährigen und seiner Mutter in der Nacht zum 23. Juli nicht nur ihr kleines Häuschen, sondern auch noch die wenigen Habseligkeiten, die sie besaßen. Gegen 1.30 Uhr hatte es am 23. Juli in dem Dorf einen lauten Knall gegeben. Kurz darauf brannte das kleine Holzhaus der Familie lichterloh. Ein Kurzschluss hatte den Brand wahrscheinlich ausgelöst, berichten sie im Dorf.

Durch den Knall und den Feuerschein geweckt, alarmierten die Nachbarn sofort die Feuerwehr und versuchten zu retten, was zu retten war. Das war nicht viel. Weil der Wind gerade heftig blies, konnten sich die Flammen schnell durch das Holzhaus fressen.

Die Feuerwehr kam nach etwa 40 Minuten aus der 25 Kilometer entfernten Kreisstadt Buda Koschelowo. Da gab es kaum noch etwas zu retten, schildern die Vereinsmitglieder. Weil Matwejs Mutter gerade im Krankenhaus war, ist der Junge zum Glück nicht im Haus, sondern bei seiner Oma gewesen. Dort wohnt er jetzt.

Das Unglück von Matwej und seiner Mama hat die Vereinsmitglieder der Initiative Kinder von Tschernobyl Seifhennersdorf tief berührt. Sie kennen Matwej und die Bewohner des Dorfes. "Genau aus diesem Dorf kommen seit vielen Jahren Kinder zu Erholungsaufenthalten zu uns nach Seifhennersdorf", berichtet Vereinsmitglied Hannelore Pfaff.

Der Tschernobylverein organisiert seit vielen Jahren, gemeinsam mit Partnern vor Ort, Hilfe. Die wird vor allem für die Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können, ihren Kindern wenigstens ab und zu einmal Ferien in einer unverstrahlten Umgebung zu erleben, ermöglicht. "Das die Hilfe nach wie vor wichtig ist, davon überzeugen wir uns mit regelmäßigen Besuchen vor Ort", schildert sie. Mit seinen Partnern in Weißrussland hält der Verein ständigen Kontakt über das Internet. So haben die Vereinsmitglieder jetzt vom Schicksal von Matwej und seiner Mutter erfahren.

Matwej gehörte zu den Ferienkindern in Seifhennersdorf

Matwej gehörte als damals Achtjähriger 2017 zu den Ferienkindern, denen der Tschernobylverein einen Erholungsurlaub in Seifhennersdorf ermöglichte. Auch Familie Gläsner in Zittau hat von dem Unglück in Shirokoje gehört. "Es tut uns so leid. Wir haben Matwej damals als einen relativ lebhaften Jungen erlebt", sagt Heike Gläsner.

Zwei Wochenenden hatte der Junge 2017 bei der Familie in Zittau gewohnt. Die Woche über wohnen die Ferienkinder aus der Gegend um Shirokoje und Buda Koschelowo sonst im Querxenland in Seifhennersdorf. Nur dieses Jahr ging das wegen Corona nicht.

"Wir sind früher Mitglied im Zittauer Tschernobylverein gewesen und als der dann aufhörte, zum Seifhennersdorfer Verein gewechselt", erzählt die Zittauerin. Ihre eigenen Kinder sind inzwischen groß. Wenn sie aber Ferienkinder aus dem verstrahlten Gebiet Weißrusslands da haben, sind sie meist auch immer mit Zuhause. So wie ihr Sohn Dominik. Der 30-Jährige arbeitet schon lange im Verein mit.

Gläsners hatten schon oft Ferienkinder aus Weißrussland zur Erholung aufgenommen. Sie haben einen großen Garten, in dem sie spielen können. Und gemeinsam geht es dann immer zu Ausflügen ins Gebirge, an den Olbersdorfer See oder in den Saurierpark nach Kleinwelka. "Oft wollen sich die Kinder aber einfach nur Erholen, weil sie ja schon im Querxenland die Woche über viel unternehmen", erzählt Heike Gläsner.

Tschernobylverein bittet um Spenden

Sie weiß ebenso, dass die Einwohner von Shirokoje Matwej und seiner Mutter helfen, wo sie nur können. Doch die meisten Dorfbewohner haben selbst nicht viel zum Leben. Eine Versicherung kann sich kaum einer leisten. Das Geld reicht gerade zum Überleben. 

Die Partner des Seifhennersdorfer Tschernobylvereins in Schirokoje brauchten ihn deshalb nicht lange um Hilfe bitten. "Wir möchten helfen, dass Mutter und Sohn wieder zu einigermaßen lebenswerten Wohnverhältnissen kommen. Wenn auch Sie ein Herz für das Schicksal von Matwej und seiner Mama haben und helfen wollen, können Sie das mit einer Spende auf das Konto unseres Vereines tun", ruft der Tschernobylverein deshalb auf. Sachspenden helfen in Corona-Zeiten leider nicht, weil sie nicht hingebracht werden können, heißt es.

Und er versichert, dass alle Spenden hundertprozentig in Shirokoje bei Matwej und seiner Mutter ankommen. Der Verein ist vom Finanzamt als mildtätig anerkannt und daher berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

Spendenkonto: Initiative Kinder von Tschernobyl Seifhennersdorf e.V.; Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien; IBAN: DE59 8505 0100 3000 0230 96; Verwendungszweck: Matwej - Bitte für eine Spendenbescheinigung Name und Adresse angeben.

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