SZ +
Merken

Verantwortlich begleiten

Das ist nun mittlerweile zum Tagesgespräch geworden: Junge Menschen werden straffällig, verunsichern die Gesellschaft. Was ist zu tun? Sogar die Bundeskanzlerin schaltet sich ein, und Parteien setzen dieses Thema auf die Tagesordnung.

Teilen
Folgen

Von Reinhard Leue

Das ist nun mittlerweile zum Tagesgespräch geworden: Junge Menschen werden straffällig, verunsichern die Gesellschaft. Was ist zu tun? Sogar die Bundeskanzlerin schaltet sich ein, und Parteien setzen dieses Thema auf die Tagesordnung.

Zuallererst sollten wir nach den Wurzeln dieses Übels fragen. Da besteht die Tatsache, dass viele Kinder sich selbst überlassen werden. Sie erfahren keine Herzenswärme. Eltern haben nicht gelernt, sie in Liebe zu erziehen. Dann sind da die vielen Alleinerziehenden, die es nur deshalb gibt, weil die Männer sich ihrer Verantwortung entzogen haben. Weiter besteht ein Grund darin, dass junge Menschen die schulischen Anforderungen nicht erfüllen konnten, keine Lehre beginnen konnten und schließlich arbeitslos sind.

Grundsätzlich ist kein junger Mensch schlecht und verdorben. Die Gesellschaft macht ihn oft erst dazu, indem sie ihn abstempelt oder ihm keine Beachtung, das heißt Ehre schenkt. Nun fordert man härtere Strafen oder Erziehungslager. Beides klingt nach einer Patentlösung, ist es aber nicht, wenngleich konsequente Bestrafung immer hilfreich ist. Wir kommen eben von Weihnachten her, ja, das Epiphaniasfest war noch ein abschließender Höhepunkt. Da zogen die Kinder als Sternsinger verkleidet durch die Straßen, wurden ernst genommen und geehrt, und man gab ihnen bereitwillig Gaben für arme, notleidende Kinder. Wer so mitgezogen ist, der wird wohl nie zu einem Straßenräuber oder zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden.

Weihnachten hat bewusst das Kind in den Mittelpunkt gestellt. Also brauchen auch Jugendliche, die ja zum Teil noch Kinder sind, in erster Linie unsere Zuwendung. Jeder von uns kann so Kontakte herstellen, sich um junge Menschen kümmern, ehe und damit sie nicht auf die schiefe Ebene geraten. Für Erziehungslager fehlen uns einfach hochqualifizierte Fachkräfte, denn die Arbeit mit gestrauchelten Jugendlichen bedarf besonderer Führungskraft. Das wissen wir im Martinshof aus langer Erfahrung.

Anton Semionowitsch Makarenko (1888 bis 1930) und Janusz Korczak (1883 bis 1942) fallen mir ein, die auf ihre Weise so lebten wie Jesus, der uns ein Vorbild gegeben hat, keinen Menschen aufzugeben oder wegzusperren, sondern mit Hingabe zu lieben.

Reinhard Leue ist Pfarrer im Ruhestand aus Rothenburg.