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Verein will Wolfshügelturm wieder aufbauen

Es ist ein neuer Versuch, den Erlwein-Bau in der Heide zu retten. Die Pläne sind bereits sehr konkret.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Seit Februar planen Kristin Sturm und ihre Mitstreiter bereits daran: Die SPD-Stadträtin hat sich in den Kopf gesetzt, den Wolfshügelturm zu retten. Seit Mai 1945 steht in der Heide, am Ostrand des Albertparks, in unmittelbarer Nähe zum Weißen Hirsch nur noch ein Stumpf. Die Wehrmacht hat ihn in den letzten Kriegstagen gesprengt, um ihn nicht als Beobachtungsposten an die sowjetische Armee abgeben zu müssen. Davor war er vor allem wegen seines Ausblicks beliebt. Und genau deshalb will Sturm den Turm den Dresdnern zurückgeben. „Beim Joggen in der Heide bin ich darauf gekommen“, erzählt Sturm. „Dort kommen viele Menschen vorbei. Es ist ein mystischer Ort, der es verdient hat, wieder Naherholungsgebiet zu werden.“

Zumal der Turm von Stadtbaumeister Hans Erlwein errichtet wurde. Zwar stand auf dem Wolfshügel bereits 1886 ein Holzgerüst. Das wurde aber 1900 abgerissen, weil es baufällig war. Der Hügel, der 211 Meter über dem Meeresspiegel liegt, hat den Namen vom bereits im 16. Jahrhundert erwähnten Wolfsgarten. Dort wurden Wölfe für Hetzjagden gehalten. 1912 entwarf Erlwein die steinerne Variante, mit zwei Wendeltreppen, die sich gegenüber lagen. Oben, etwa 20 Meter über dem Hügel hatten Besucher dann einen Panoramablick über Dresden. Über dem Aussichtsrondell war eine kupfergedeckte Turmhaube. Der Blick vom Rondell galt als ähnlich beliebt wie der Blick vom Luisenhof.

Ohne Geld von der Stadt

Diesen Ausblick sollen die Dresdner wieder bekommen, so Sturms Plan. Sie mache das nicht als Politikerin, sondern als Bürgerin und Anwohnerin. Denn Sturm lebt mit ihrer Familie in Rochwitz. Diesen Dienstag gründen Sturm und weitere Anwohner vom Weißen Hirsch den Verein „Wiederaufbau Wolfshügelturm“.

Die Gründung sei auch der wesentliche Unterschied zu den bisherigen Versuchen, den Turm zu retten, vermutet Sturm. Eine Initiative mit einer Stiftung im Jahr 1999 scheiterte. „Als Verein können wir Veranstaltungen und das Sammeln von Spenden besser organisieren.“ Ein Bauingenieur aus Sturms Bekanntenkreis schätzt die Kosten für den Wiederaufbau auf 300 000 bis 400 0000 Euro. Mit 5 000 Euro Gründungskapital von den Mitgliedern fängt der Verein zunächst an, Werbung für Spenden zu machen.

„Wir wollten schon früher beginnen, aber der Vorlauf hat mehr Zeit gekostet als gedacht“, erklärt Sturm. Mittlerweile ist aber geklärt, dass der Turm grundsätzlich wieder aufgebaut werden kann. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt hat Sturm bereits mitgeteilt, dass die Trümmer des Turms beräumt werden können, soweit es für die Revitalisierung des Turms notwendig ist. Absolute Priorität hat für die Denkmalschützer der Erhalt der Ruine. Wird der Turm wieder aufgebaut, muss diese erhalten bleiben – egal, ob er historisch oder modern errichtet wird. Denn der Stumpf steht als Kulturdenkmal unter Schutz des Landesamtes für Denkmalpflege. „Unser Plan ist es, den Turm auf jeden Fall historisch wieder aufzubauen“, stellt Sturm klar.

Dafür sucht der Verein ab sofort weitere Unterstützer, Mitglieder und Spender. „Wir wollen kein Geld von der Stadt dafür einsetzen“, so Sturm. „Aber wir würden uns natürlich über Unterstützung freuen.“ Denn der Wolfshügel muss erst statisch daraufhin untersucht werden, ob er den steinernen Turm noch tragen könnte. Das gelte als wahrscheinlich. Für den Aufbau des Turms liegen noch viele der Originalsteine im Inneren der Ruine und im Umfeld, weshalb der Materialeinsatz überschaubar sei.

„Wir wollen auf jeden Fall ein Schild aufstellen, das die Ruine erklärt und auf unseren Verein hinweist“, sagt Sturm. In diesem Jahr sollen alle Formalitäten geklärt werden. Für das kommende Jahr plant Sturm Veranstaltungen wie Wanderungen zum Turmstumpf. Sie will Interessierte an den weiteren Planungen beteiligen, hoffe auf einen großen Zuspruch und Spendenbereitschaft. „Auch so etwas wie Stufenpatenschaften wäre denkbar“, erklärt Sturm. Der Verein werde sich ausschließlich um den Wiederaufbau kümmern und was sonst dafür notwendig ist.

Sturm zeigt sich zwar zuversichtlich, dass es mit dem Wiederaufbau des Wolfshügelturms klappen wird, aber sie setzt sich ein Ziel. „Maximal zehn Jahre darf es dauern, dann soll der Turm wieder begehbar sein – hoffentlich deutlich früher.“ Ein entscheidender Vorteil sei, dass es sich um einen Erlwein-Bau handelt. Erlwein hat neben markanten Schulgebäuden auch den Artesischen Brunnen, den Schlachthof (Messe), das Wasserwerk Hosterwitz, das Stadthaus (Sparkasse) am Güntzplatz, das „Italienische Dörfchen“ sowie den Erlweinspeicher entworfen oder errichtet.

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